All I Want – Frankfort Special, ein analoges Musikvideo

Ein komplettes Musikvideo auf analogem Film drehen: diesem Projekt wollten wir uns widmen. Wir, das sind: Jana Lücking, Tim Weisgerber und Niklas Zink, drei Mediendesign-Studenten von der Hochschule in Mainz. Aufgewachsen mit digitalen Kameras strebten wir bei vergangenen Projekten immer danach, die neuesten und technisch besten Kameras in unsere Hände zu bekommen. Doch nun war unser Ziel ein anderes: Wir wollten herausfinden, wie Film ursprünglich gemacht wurde, und erhofften uns, diese Erfahrungen zukünftig auch auf weitere digitale Projekte übertragen zu können. Durch die Limitierung des Filmmaterials legten wir bei diesem Projekt Wert auf eine sorgfältige Planung und gewissenhafte Arbeit am Set. Doch auch die analoge Ästhetik war selbstverständlich ein Grund für unsere Entscheidung.

Nachdem das Vorhaben feststand, begann eine lange und spannende Recherche rund um das Thema „analoges Bewegtbild“. Aus Kostengründen entschieden wir uns zunächst für das Super-8 Format. Bei der Wahl der Kamera zeichnete sich schnell die „Beaulieu 4008 ZM II“ heraus, eine französische Kamera, die zwischen 1971 und 1977 gefertigt wurde. Sie erlaubte, verschiedene Optiken mit C-Mount-Anschluss zu verwenden. Da wir eine möglichst filmische Ästhetik erzielen wollten, erschien uns zudem die Verwendung eines Anamorphoten als sinnvoll. So montierten wir eine 6mm-Optik in Kombination mit einem „Zeiss Ikon 22/1.5x“-Anamorphoten vor unsere Kamera.

Nachdem unsere Ausrüstung vollständig war, stand ein Testdreh an, bei dem wir verschiedene Lichtaufbauten testen wollten. Netterweise bot uns Marwan El-Mozayen vom Silvergrain Lab an, unseren Testfilm zu entwickeln. Hierbei kamen mehrere Probleme zum Vorschein: Der Tageslichtfilter der Kamera steckte im Lichtschacht fest, sodass eine Farbteilung in der Mitte des Negatives entstand. Zudem hatten wir ein Objektiv erwischt, das nicht für das Super-8 Format ausgelegt war. So konnte nicht das gesamte Negativ belichtet werden. 

Schnell war hiermit klar, dass wir mit diesem Setup unser Musikvideo leider nicht drehen konnten.

Glücklicherweise erhielten wir durch Marwan El-Mozayen die Möglichkeit, eine funktionsfähige 16mm-Kamera (Krasnogorsk-3) auszuleihen. Ein Angebot, welches wir selbstverständlich dankbar annahmen. Auf die ursprüngliche Idee, einen Anamorphoten zu verwenden, verzichteten wir dann doch. Als Filmmaterial wählten wir drei Rollen Kodak Vision 3 200T (30,5m), da wir Nachts bei Kunstlicht drehen wollten.

Parallel zur Erforschung der analogen Technik stand auch die Drehbuchentwicklung und die allgemeine Produktion an. Der Song „All I Want“ stammt von der Rockabilly-Band Frankfort Special. Hierzu entwickelten wir eine Geschichte mit dem Thema: „Ein Flirt entwickelt sich überraschend zur Geiselnahme.“ Da das Musikvideo in den 50er Jahren spielen sollte, mussten eine passende Drehlocation, ein Oldtimer und passende Kleidungsstücke gefunden werden. Auch Schauspieler, Statisten, eine Crew, Technik und Catering mussten organisiert werden.

Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren, stand die eigentliche Produktion an. Hierfür hatten wir zwei Nacht-Drehtage im Sam Kullmann’s Diner in Kaiserslautern angesetzt. Jana Lücking übernahm vor Ort die Regie, Niklas Zink die Kameraführung und Tim Weisgerber war der Kameraassistent. Unterstützt wurden wir hierbei von unseren Kommilitonen, die unterschiedliche Aufgaben wie Regieassistenz, Aufnahmeleitung, Kameraassistenz, Licht, Kostüm, Maske, Ausstattung und Catering übernahmen.

In der Vorproduktion hatten wir bereits eine genaue Shotlist angefertigt, in der wir alle Einstellungen eingeplant hatten, die benötigt wurden. Gemeinsam mit unseren Schauspielern (Marie von Bose und Kevin Fischer) hatten wir zudem alle Einstellungen testweise durchgespielt, um sicher zu gehen, dass wir für alle Einstellungen die richtige Länge eingeplant hatten. So wussten wir am Set genau, was wir filmen mussten. Für jede Einstellung hatten wir zwei verschiedene Durchläufe eingeplant. So filmten wir die Szenen zunächst mehrfach digital, bis wir uns sicher waren, dass der Ablauf stimmte, um dann einen finalen analogen Take zu machen.

Nachdem der Dreh abgeschlossen war, schickten wir das Filmmaterial zur Entwicklung nach Berlin zu „ANDEC Filmtechnik“. Die Digitalisierung übernahm die Firma Omnimago aus Ingelheim kostenlos für uns. 

Während das analoge Material entwickelt und digitalisiert wurde, schnitten wir bereits eine erste Version mit den digitalen Aufnahmen. Das Feedback, welches wir auf diese Version erhielten, konnten wir dann direkt bei unserem analogen Schnitt anwenden. Hier fiel uns auf, dass wir den Film, welchen wir am Anfang und am Ende jeder Rolle als Puffer durchlaufen ließen, auch gut hätten nutzen können, um optionale Schnittbilder zu sammeln. Auch ging unser Plan nicht ganz auf und es zeigte sich, dass wir nicht genügend Material hatten, um die gesamte Songlänge zu füllen. So mussten mache Einstellungen gekürzt werden, weil sie in der vollen Länge nicht die gewünschte Wirkung hatten. Dies stellte allerdings kein großes Problem dar.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieses Projekt für alle Beteiligten sehr spannend war und wir sehr froh sind, diese Erfahrung gemacht zu haben. Auch von den Schauspielern kam die Rückmeldung, dass die analogen Takes für sie ein besonders intensives Erlebnis waren, da diese nicht beliebig oft wiederholt werden konnten. Der Look, den wir durch das analoge Filmmaterial erhalten haben und der dem Video einen ganz eigenen Charme verleiht, gefällt uns sehr gut und war die Arbeit definitiv wert.

Jana Lücking, Tim Weisgerber, Niklas Zink

 

Analoge Version:

Digitale Version:

Jana Lücking: