Was er wirklich bedeutet und warum er wichtig ist
Von Marwan El Mozayen / SilvergrainClassics
Meine Gedanken zu dem wohl meist diskutierten Film des Jahres – und warum der ganze Wirbel mehr über die Szene verrät als über den Film selbst.
Es sind inzwischen ein paar Tage vergangen, seit die ersten Pressemitteilungen zum neuen Leica MONOPAN 50 durch die sozialen Netzwerke und Fotoforen gerauscht sind. Wir bei SilvergrainClassics haben uns ganz bewusst Zeit gelassen, bevor wir unsere Einschätzung abgeben. Nicht, weil uns das Thema kalt lässt ganz im Gegenteil. Wir wussten schon früh von Leicas Plan, einen Schwarzweißfilm unter eigenem Namen herauszubringen. Und als ich das erste Mal davon hörte, fand ich: das ist eine sehr gute Idee.
Denn was Leica hier macht, ist kein Marketinggag. Vielmehr ist es ein klares, sichtbares Bekenntnis zur analogen Fotografie – und das zählt.
100 Jahre Leica – und ein echter Kleinbildfilm
Leica feiert dieses Jahr das 100 jährige Jubiläum der Leica I also jener Kamera, die das Kleinbildformat groß gemacht hat. 35mm war damals ein radikaler Schritt hin zu mehr Mobilität und Spontanität in der Fotografie. Dass nun, genau ein Jahrhundert später, ein echter ‚Leica Film‘ auf den Markt kommt, ist weit mehr als Symbolik. Der MONOPAN 50 ist eine technische Hommage an die Anfänge – mit einer modern gedachten Emulsion.
Feinkörnig, hochauflösend (bis zu 280 Linienpaare pro Millimeter), mit erweiterter panchromatischer Sensibilität bis 780 nm. Das sind keine nostalgischen Spielereien, sondern Werte, die im heutigen Filmmarkt ganz vorne mitspielen. ISO 50 mag für den Alltag nicht immer ideal sein, eröffnet aber im Zusammenspiel mit lichtstarken Leica-Objektiven gestalterische Möglichkeiten, die gerade das analoge Arbeiten auszeichnen.
Die üblichen Reaktionen – und warum sie am Thema vorbeigehen
Natürlich dauerte es nicht lange, bis sich die Beiträge in den Foren und die Social-Media-Kommentare überschlugen. Einige wollen ganz genau wissen, welche Emulsion sich nun wirklich in der Patrone befindet. Andere stören sich daran, dass Leica für den Film mehr verlangt als für vergleichbare Produkte – zumindest auf dem Papier.
Und wie immer ließen auch die Falschmeldungen nicht lange auf sich warten. Eine der ersten absurden Behauptungen lautete, der Film koste 60 Dollar pro Rolle. Wer die reale UVP von rund 12 Euro kennt, kann darüber nur den Kopf schütteln.
Hier lohnt ein kurzer Blick auf die Realität: In der Wirtschaft ist es völlig normal, dass ein Produkt – sei es Motoröl, Lebensmittel oder eben Film – von einem Hersteller stammt, aber unter verschiedenen Marken zu unterschiedlichen Preisen angeboten wird. Wer denkt, dass beim Tanken exakt das Produkt eines bestimmten Ölmultis aus der eigenen Raffinerie im Tank landet, sollte sich einmal mit der Struktur der Raffinerie-Branche beschäftigen. Ähnliches gilt für den fotografischen Film – und daran ist nichts Anrüchiges.
Ein echtes Bekenntnis – gut für die Community
Entscheidend ist nicht, woher der Film stammt, sondern dass Leica mit diesem Schritt ein echtes Zeichen setzt. Einen Film unter eigenem Namen auf den Markt zu bringen bedeutet: Wir stehen hinter dem Medium. Und das ist für die analoge Community ein gutes Signal.
Besonders spannend finde ich den Gedanken, dass vielleicht der rein digitale Leica-Kunde im Store zufällig auf eine schicke Filmpatrone stößt – und einfach mal eine Rolle mitnimmt. Wer weiß: Vielleicht beginnt dort eine neue analoge Reise. Die Verpackung jedenfalls ist wunderbar gestaltet – ein echter Hingucker im Regal.
An alle, denen man es nie recht machen kann…
Niemand wird gezwungen, den Film zu kaufen. Leica hat die M-Kameras nicht so umgebaut, dass nur noch MONOPAN 50-Film verwendet werden kann. Wer lieber einen anderen Film nutzen möchte – bitte sehr. Die Auswahl ist groß. Also: Wozu das ganze Gezeter?
Ich persönlich finde: Der Film ist technisch überzeugend, die Verpackung ein Volltreffer – und die Idee dahinter absolut unterstützenswert. Leica hätte auch einfach weiter nur digitale High-End-Produkte verkaufen können. Stattdessen zeigen sie: Wir glauben an Film.
Fazit
Der Leica MONOPAN 50 ist weit mehr als ein Jubiläumsprodukt. Er ist ein Ausdruck von Überzeugung, ein Statement für Vielfalt und Kreativität in der analogen Fotografie. Ob man ihn regelmäßig nutzt oder nicht. Allein, dass es ihn gibt, ist ein Gewinn für die Szene.
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