ALLE NEUNE! Eine Minoltareihe.

Die 80er und 90er haben großartige und innovative Kameras hervorgebracht, die als Meilenstein in der Photographiegeschichte gelten. In der Minolta Dreiteiler- Serie stellen wir Euch drei großartige professionelle Kameras mit Autofokus-Technologie aus dem Hause Minolta und die Geschichte dazu vor.

 

In Teil I der Reihe widmen wir uns der Minolta 9000 .

Minolta 9000

 

1985, das Benzin kostete 1,39 DM/l, aus dem Radio schalten in diesem Jahr Songs wie von Modern Talking „Cheri Cheri Lady“, Falcos „Rock me Amadeus“ und Opus mit „Life ist life“. Jean Louis Michel und Robert Ballard entdeckten das Wrack der Titanic, Boris Becker gewann als jüngster Tennisspieler aller Zeiten Wimbledon und skrupellose Geschäftemacher versüßten Wein mit dem Frostschutzmittel Glykol.

Im Kamerabau überraschte Minolta mit der Minolta 7000 die gesamte Konkurrenz mit einer im Gehäuse integrierten Autofokus-Technologie, etwas so revolutionärem und fortschrittlichem, dass man in der damaligen Fachpresse bereits vom „Sputnik-Schock der Kameraindustrie“ sprach. Im gleichen Jahr folgte der 7000 die als gehobene Mittelklasse Kamera gedacht war schon der nächste Paukenschlag, die Minolta 9000 als erste professionelle Autofokus-Kamera. Minolta erweiterte bis zum Frühjahr 1986 auch seine Objektivpalette auf 14 neu entwickelte AF Objektive vom 24mm Weitwinkel bis zum 4/600mm Supertele. Bis zur Dynax 9 wuchs dieses Angebot an auf über 30 Objektive. Zusätzlich wurde mit der Minolta 5000 auch eine günstige Einsteigerkamera vorgestellt. Auch ein komplett neues maßgeschneidertes und extrem umfangreiches Zubehörpaket für jede erdenkliche fotografische Aufgabenstellung war erhältlich welches sogar ein digitales Rückteil, damals „Still-Video-Back“ genannt, beinhaltete.

Die Minolta 5000/7000 und 9000 waren auf Anhieb Verkaufsschlager denen die Konkurrenz von Nikon, Canon, Pentax und Olympus nichts entgegensetzen konnte.

Bis zum Ende von Minolta als Kamerahersteller folgten der 9000 zwei weitere interessante Kameras die in der Profiliga angesiedelt waren, die Dynax 9xi sowie die Dynax 9.

Aber kann man denn mit einer fast 30 Jahre alte AF Kamera wie der Minolta 9000 in der heutigen Zeit überhaupt noch ernsthaft fotografieren, macht das Sinn oder ist das einfach nur Nostalgie?

Nun ja , sicher ein wenig Nostalgie ist schon dabei , zumal ich als 15 jähriger Fotobegeisterter Schüler diese Kameras noch neu und finanziell unerreichbar als Objekt der Begierde in den Auslagen der Schaufenster gesehen habe! Auf der anderen Seite war die 9000 damals für den professionellen Alltag gedacht, extrem robust gebaut und mit Ausstattungsdetails die auch heute noch als ausreichend gelten. So ist die maximale Verschlusszeit bei 1/4000 und die Synchrozeit bei 1/250. Der AF ist für heutige Verhältnisse langsam aber immer noch ausreichend schnell. Es ist aber auch unbedingt zu erwähnen das die 9000 die einzige AF Kamera ist die mit einem Manuellen Filmtransporthebel auf den Markt kam und ohne Winder (ca 2-3 Bps) oder Motorodrive (max 6 Bps) wird sie unheimlich kompakt. Die klare Strukturierung Ihres Äußeren macht sie für mich immer noch interessant und ist damit, wenn man ein einwandfreies Exemplar besitzt, eine ideale Einsteigerkamera.

Immer dann, wenn es nicht auf maximale Geschwindigkeit der Scharfeinstellung ankommt, ist sie meine Kamera der Wahl. Das robuste Gehäuse liegt außergewöhnlich gut in der Hand. Alle Einstellungen sind auf einen Blick ersichtlich und die Bedienung ist nahezu selbsterklärend und lädt quasi zum kreativem Fotografieren ein.

Auffällig auf den ersten Blick ist das große Einstellungselement, rechts vom Prismensucher für die Betriebsarten „Manual“, „A“ für Zeitautomatik, „S“ für Blendenautomatik und „Program“ für Programautomatik (abhänig von der Brennweite) mit zentralem LCD Display.

Einstellrad Minolta 9000

 

Für die damalige Zeit war es schon eine Besonderheit das alle Programmparameter shiftbar waren und dies so sicherstellt das eine Fehlbelichtung ausgeschlossen war.

Auf der gegenüberliegenden linken Seite des Prismensuchers, an der Rückspulkurbel, findet man die Einstellungen für die Belichtungsmessung, +/- Belichtungskorrektur sowie die Iso-Taste.

 

Einstellrad Minolta 9000

 

Alles ist ergonomisch gut angelegt und selbst mit der Kamera am Auge, jeweils mit Daumen oder Zeigefinger leicht zu aktivieren. Der jeweilige aktuelle Werte für ISO und Belichtungskorrektur wird sowohl im Sucher als auch im Modusdisplay angezeigt. Die Verstellung erfolgt schnell und unkompliziert mit dem Zeigefinger am oberen Wippschalter unter dem Modusrad.

Bei der Belichtungsmessung haben wir die Wahl zwischen „Average“ für mitten betont Integral und „Spot“. Letztere bietet die Möglichkeit in Verbindung mit der AEL-Taste eine Gewichtung auf Licht- und die Schattenmessung zu legen. Die Belichtung wird dabei um +2,3 EV bzw. -2,7 EV korrigiert. Gerade diese spezielle Spotmessungsfunktion ist eine herausragende Eigenschaft der Kamera, und in Zusammenarbeit mit der Datenrückwand PBS-90 können umfangreiche Detailmessungen durchgeführt, sowie individuelle Programmkurven erstellt werden. Wer einen „Minolta Flash-Meter IV“ Handbelichtungsmesser besaß, konnte zusammen mit dem Datenempfänger DR-1000 die gemessenen Daten im Studio direkt drahtlos an die Kamera übertragen.

Die Neue AF-Technologie machte es auch notwendig in der Blitztechnik neue Wege zu gehen, dafür entwickelte Minolta 3 Programmblitzgeräte unterschiedlicher Leistung. Das Topmodell der 4000AF fällt besonders durch seinen Automatik Zoom Reflektor auf der angepasst an die Brennweite den Leuchtwinkel automatisch verändert.

Minolta Kameras sind seit je her bekannt für ein überdurchschnittlich helles Sucherbild, dank der Minolta „Acute Matte Screen“, die erstmals in der Minolta XD 7 zum Einsatz kam und auch bei Hasselblad Verwendung fand. Auch die 9000 ist in diesem Punkt vorbildlich. Zudem gab es fünf verschiedene Mattscheibe die vom Anwender selber getauscht werden konnten. Neben der Dioptrienverstellung des Suchers ist auch noch ein Okularverschluss vorhanden. Die LCD Anzeigen sucherseitig sind beleuchtet und eine Schärfewaage erleichtert das manuelle Fokussieren ungemein.

Kommen wir zu einer weiteren praktischen Besonderheit, der Auslöser, dieser ist dreistufig, dh. bei Berührung beginnt der C-AF, erhöht man den Druck wechselt das System in den S-AF Mode (wahlweise kann man die vollendete Scharfstellung durch einen Piepton akustisch bestätigen lassen). Die Kamera ist ohne Winder oder Motor grundsätzlich auf Auslösepriorität eingestellt.

Direkt neben dem Auslöser ist ergonomisch ideal ein kleiner umklappbarer Schalter für die Abblendtaste. Auch hier bietet die 9000 ein weiteres Detail für die praktische Arbeit. Durch ihre rastende Abblendtaste ist die Belichtungsmessung auch mit Arbeitsblende möglich des weiteren kann man durch variables durchdrücken der Abblendtaste alle Blenden stufenlos durch testen und die Messwerte in Echtzeit im Sucherdisplay verfolgen.

Das Filmeinlegen erfolgt nicht automatisch ebenso wie das Rückspulen des belichteten Films. Ist der Motordrive MD 90 nicht angeschlossen wird klassisch am Boden der Kamera der Rückspulknopf gedrückt und mit der Kurbel der Film in die Patrone zurückgespult. Die Rückwand wird durch ziehen der Kurbel geöffnet, zuvor ist eine Sicherung zu überwinden. Erfolgt der Filmtransport über den Motordrive, welcher auch einen Hochformat-Auslöser besitzt, ist die Rückspulung auch motorisch möglich.

Aufnahme mit Minolta 9000

 

 

In Teil II stellen  wir dann die Nachfolgerin Minolta Dynax 9 xi vor.

 

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