Eine Reise in die faszinierende Welt der Belichtungszeitmessung
von Alexander Slubik / FAST Box One
Meine Leidenschaft für die Fotografie begann digital. Als ich allerdings die analoge Fotografie entdeckte, eröffnete sich mir eine ganz neue Welt. Als gelernter Feinmechaniker und Maschinenbauingenieur war ich sofort von der Mechanik dieser Kameras fasziniert – vor allem von Modellen, die ganz ohne Elektronik auskamen. Und ich begann, mich mit den Eigenschaften analoger Kameras im Detail auseinander zu setzen. Besonders interessierte mich die Arbeitsweise der Kameraverschlüsse.
Die Entwicklung der Kameraverschlüsse – ein technisches Meisterwerk
Die Geschichte der Kameraverschlüsse reicht bis in die Anfänge der Fotografie zurück. Ursprünglich hatten Kameras keine Verschlüsse. Stattdessen wurde das Objektiv einfach mit einer Kappe abgedeckt und diese zur Belichtung des Films einfach abgenommen. Eine Methode, die für die langen Belichtungszeiten der Daguerreotypien durchaus ausreichend war.
Die weitere Entwicklung der Fotografie brachte die Notwendigkeit mit sich, Belichtungszeiten präziser zu steuern. Mechanische Verschlüsse entstanden, darunter die beiden bewährtesten Arten: der Schlitzverschluss und der Zentralverschluss.
Der Schlitzverschluss
Der deutsche Erfinder und Fotografen Ottomar Anschütz (geboren in Leszno, im heutigen Polen) entwickelte im Jahre 1883 den Schlitzverschluss. Er faszinierte die Welt mit seinen Sofortaufnahmen, die er mit der Plattenkamera und sehr kurzen Verschlusszeiten machte. Der Verschluss bestand aus einem aufgerollten Stoffvorhang mit einem verstellbaren Schlitz in der Mitte. Diese Konstruktion ermöglichte kurze Belichtungszeiten. Sie wurde 1913 von Oskar Barnack aufgegriffen und für die kompakte Ur-Leica weiterentwickelt.
Der Zentralverschluss
Der Zentralverschluss geht auf eine Entwicklung der Firmen Deckel, Gauthier und Bausch & Lomb in den späten 1890er Jahren zurück. Der Verschluss basierte auf Lamellen, die sich gleichzeitig von der Bildmitte aus öffneten. Er wurde in das Objektiv nahe der Blenden-Ebene integriert. Die Bewegungen der vielen Elemente führte zu langsameren Verschlusszeiten. Diese Konstruktion machte den Zentralverschluss jedoch ideal für die Synchronisation mit dem Blitz. Die oben genannten Unternehmen gingen übrigens im Laufe der Zeit teilweise ihm Unternehmen Carl Zeiss auf.
Die Revolution der elektronischen Verschlüsse
In den späten 1970er und frühen 1980er Jahren begann eine neue Ära in der Kameratechnik: die Einführung der elektronischen Verschlusssteuerung. Es ist wichtig zu wissen, dass es sich dabei nicht um vollelektronische Verschlüsse handelte – diese sollten erst später in Digitalkameras eine Rolle spielen. Stattdessen wurde die Steuerung des klassischen Schlitzverschlusses, der bis dahin rein mechanisch funktioniert hatte, von elektrischen Schaltungen übernommen.
Während der Vorhang des Schlitzverschlusses sich weiterhin durch Federn und Zahnräder bewegte, sorgte die elektrische Steuerung dafür, dass die Zeiten präziser und konstanter blieben. Ein prominentes Beispiel für eine Kamera mit einem solchen elektrisch gesteuerten Horizontalschlitzverschluss ist die Canon A-1. Dieses Modell, das 1978 auf den Markt kam, verband fortschrittliche Elektronik mit klassischer Mechanik und setzte damit neue Maßstäbe in der Kleinbildfotografie.
Die Canon A-1 war nicht nur für ihre Verschlusssteuerung, sondern auch für ihre revolutionäre Belichtungsautomatik bekannt. Zusammen mit anderen Modellen wie der Nikon FE und der Minolta XD-7 (beide mit einem vertikalen Schlitzverschluss ausgestattet) zeigte sie, wie diese Hybridtechnologie den Fotografen neue kreative Möglichkeiten eröffnete.
Die Bewegung der Verschlussvorhänge blieb vorerst weitgehend analog. Diese Mischung aus mechanischer Präzision und elektronischer Steuerung war eine Übergangslösung, bevor vollelektronische Verschlüsse mit sensorgestützten Systemen den Markt revolutionierten.
Überraschend hohe Toleranzen der Verschlusszeiten bei neuen Kameras
Von meinem Großvater fielen mir einige analoge Kameras in die Hände, die aber teilweise nicht mehr funktionierten. Also begann ich, sie zu öffnen, zu reinigen und zu reparieren. Stolz war ich auf meine Arbeit. Doch schon bald stieß ich auf ein ernsthaftes Problem: Wie konnte ich sicher sein, dass die Verschlusszeiten korrekt justiert waren?
Ich wusste, dass jeder Film eine gewisse Belichtungstoleranz hat und hinsichtlich Fehlbelichtungen durchaus ausgleichend wirkt. Ich wollte aber nicht zu viele Filmrollen mit Tests vergeuden.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass selbst fabrikneue Kameras aus dieser Zeit von der ANSI festgelegte, erstaunlich hohe Toleranzen bei den Verschlusszeiten zuließen. Bei 1/250stel Sekunde betrug die zulässige Toleranz bis zu ±25 %. Bei höheren Verschlusszeiten gar bis zu ±33 %. Je nach Kameramodell und Hersteller konnte dies variieren und der durchschnittliche Benutzer bemerkte dies kaum. Doch nach jahrzehntelanger ungenutzter Lagerung alter Kameras oder durch äußere Einflüsse kann sich die Mechanik verschlechtern. Damals verwendete tierische Fette und Öle werden ranzig und die Präzision leidet.
Es gab zwar viele Messgeräte für bestimmte Kameramodelle und deren Hersteller. Leider aber gibt es keinen heiligen Gral unter den vorhandenen Messgeräten. Ein Messgerät also, das einen perfekten Test für alle Kameras erlaubt. Ich behaupte, dass wir uns dem Idealwert nur annähern können und dass Erfahrung nach wie vor ein wichtiger Faktor bei der Justierarbeit ist.
Mein eigenes Testgerät – Die FAST Box One
Ich beschloss kurzerhand, mein eigenes Testgerät mit einem pragmatischen Ansatz zu entwickeln. Der Fast Analog Shutter Tester (FAST) entstand aus dem Bedürfnis heraus, Kameras schnell, einfach und zuverlässig zu testen. Das Ziel war klar:
- Film sparen
- Einfache Bedienung
- Kompakte, robuste Bauweise
- Keine externen Kabel
- Batteriebetrieb
- Flexible Sensor-Positionierung für alle Kameraformate.
- Nutzung des LED-Moduls in Smartphones
Der gesamte Prozess vom Prototyp bis zum Endprodukt hat mich viel Mühe und Zeit gekostet, aber ich konnte auch viel lernen. Die größte technische Herausforderung bestand für mich darin, die Elektronik so kompakt und reproduzierbar wie möglich zu gestalten. Hinzu kamen hohe Anforderungen an die Präzision der Bauteile und die Signalverarbeitung. Die Summe aller möglicher Fehler wie Lichtquelle, Ausrichtung und äußere Einflüsse galt es zu kompensieren.
Am Ende entstand ein kleines, aber leistungsfähiges kastenförmiges Testgerät, das beim Testen verschiedenster Kameramodelle einen soliden und flexiblen Standard bieten soll. Dank zahlreicher Rückmeldungen von Nutzern haben kleine Verbesserungen dazu beigetragen, ein rundum sehr nützliches Werkzeug für jeden Filmfotografen anzubieten.
Aber ich musste auch erkennen, ein funktionierendes, zuverlässiges Produkt zu haben, ist eine Sache. Eine ganz andere ist, es erfolgreich einem Markt anzubieten. All die kommerziellen Hürden, die ich zur Marktplatzierung meiner FAST Box One nehmen musste, haben mindestens so viel Zeit gekostet, wie die Entwicklung des Geräts selber.
Warum testen?
Warum aber sollte man seine analoge Kamera überhaupt testen, wenn sie doch augenscheinlich in Ordnung zu sein scheint?
- Eine Messung ist besser als keine.
- Über- oder Unterbelichtungen lassen sich vermeiden – vor allem bei den heutigen Filmpreisen.
- Prüfe, ob der zweite Verschlussvorhang nicht den ersten überholt (was zu einer teilweisen Unterbelichtung führt).
- Schnelltest beim Kauf gebrauchter Kameras.
- Nach einer langen Lagerung oder einem langen Transport sollten Kameras vor dem Gebrauch stets geprüft werden.
- Verwende eine Vintage Kamera auch dann, wenn die Verschlusszeiten nicht stimmen. Aufgrund der zuverlässigen Messergebnisse meiner FAST Box One, kannst du die Belichtungswerte einfach korrigieren. Z.B. durch entsprechende Korrektur des ISO-Wertes oder der Belichtungszeit. Letztlich empfiehlt es sich aber, eine Reparaturwerkstatt aufsuchen, um der Kamera einen CLA zu gönnen.
Informationen über die FAST Box One
Einführung in die FAST Box: Fast Analog Shutter Tester
Youtube-Videos:
Must-Have Device for Film Photographe
Shutter Tester – FAST Box One for analog film camera
FAST Box One – shutter speed tester for analog film camera
Instagram:
analog_photographer