Entwickler: Kodak HC-110

Mitte der sechziger brachte Kodak einen neuen Entwickler auf den Markt: Den Kodak HC-110. Zunächst war dieser Entwickler für Fotojournalisten gedacht, da er einfach in der Anwendung ist, eine hohe Haltbarkeit aufweist und schnelle Entwicklungszeiten ermöglicht. Beliebt war er daher auch in Groß- und Schullaboren. HC-110 wurde aber auch unter Fine-Art-Fotografen beliebt. Der bekannte Fotograf Ansel Adams hat beispielsweise seine Großformtataufnahmen mit hoch verdünntem HC-110 entwickelt und diesen in seinem Buch „Das Negativ“ empfohlen.

Mamiya RB67 Pro S // Ilford Pan F Plus // HC-110 1+63 (H)

 

Eigenschaften:
Das besondere an HC-110 ist seine ausgesprochene Vielseitigkeit. In erster Linie ist er wunderbar für Filme ab ASA 400 geeignet und zum pushen überaus qualifiziert. Der Tri-X von Kodak oder der HP5 von Ilford, lassen sich damit locker bis 1600 oder gar 3200 ASA gebrauchen. Vorbehaltlos ist dieser Entwickler jedoch auch mit niedrig empfindlichen Filmen kombinierbar. Kodak HC-110 ist ursprünglich ein Feinkorn-Entwickler. Diese Eigenschaft kann durchaus genutzt werden, ist aber nicht mit modernen Entwicklern zu vergleichen. Die Kontraste, sowie Körnung/Schärfe lassen sich mit HC-110 sehr gut steuern und an den eigenen Geschmack anpassen. Zusammengefasst kann man diesen Entwickler für fast alles benutzten. Selbst als Papierentwickler. Wer den Reporter-Look der 1960/70er mag und reichlich mit hochempfindlichen Filmen arbeitet, wird mit HC-110 allerhand Freude haben. Wer viel Zeit mitbringt kann diesen Sirup auch im Bereich der Fine-Art-Fotografie anwenden und seine Negative mit hohen Verdünnungen verwöhnen.

RB67_PANF_0009
Mamiya RB67 Pro S // Ilford Pan F Plus // HC-110 1+63 (H)

 

Verarbeitung:
Wie erwähnt lassen sich die Eigenschaften des HC-110 über die Verdünnung steuern. Bei hohen Verdünnungen arbeitet die Lösung ausgleichender und grobkörniger/schärfer und bei geringen Verdünnungen kontraststärker sowie feinkörniger. Die Standard-Verdünnung B (1+31) bietet eine gute Mischung aus allen Eigenschaften. Oft arbeite ich aber mit der höher verdünnten Lösung H (1+63). Neben schärferen und weicheren Negativen, erhalte ich so auch längere Entwicklungszeiten, die reproduzierbare Ergebnisse ermöglichen. Auch bei diesem Entwickler sollte man darauf achten den Tank nicht zu häufig zu bewegen, damit sich eine gute Zeichnung in den Schatten bilden kann. Maximal jede Minute wird empfohlen. Die Mindestmenge für einen Film beträgt 6ml des Konzentrats. Unter diesen Wert sinkt man bei gewöhnlicher Nutzung aber ohnehin nicht.

scan472
Nikon F2 // Kodak Tri-X 400 // Kodak HC-110 1+31 (B)

 

Zusammenfassung:
Als mir die Ergebnisse mit Rodinal zu weich wurden, sich meine neue Nikon F2 als mein absolutes Lieblingswerkzeug entpuppte und ausschließlich Kodak Tri-X 400 in Gebrauch war, musste natürlich ein passender Entwickler her. Ich wollte Aufnahmen machen, die genau meinen Vorstellungen von Reportagefotografie entsprachen. Zuerst testete ich den Kodak D76. Das Arbeiten mit Pulver missfiel mir allerdings. Darüber hinaus ließ die Haltbarkeit in gewöhnlichen Flaschen, sowie die Ergiebigkeit, doch sehr zu wünschen übrig. Daraufhin wurde mir der Kodak HC-110 empfohlen. Ich habe davor noch nicht von diesem Entwickler gehört, da dieser jedoch circa 1965 auf den Markt kam, war er für mich jedenfalls authentisch. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Einarbeitung mit diesem sehr vielseitigen Sirup etwas Zeit kosten kann. Besonders mit den Tri-X Filmen, da die von Kodak veröffentlichten Zeiten nicht stimmen. Wenn man allerdings eine Verdünnung und Zeit gefunden hat, die genau den persönlichen Vorstellungen entsprechen, kann ich mir vorstellen, dass man mit HC-110 sehr glücklich werden kann. Ich selbst bin vollends zufrieden.

  • Häufige Verdünnungen:
    A (1+15) B (1+31) , E (1+47) , H (1+63), G (1+119)
  • Eigenschaften:
    hohe Verdünnung = ausgleichend und grobkörniger/schärfer
    niedrige Verdünnung = kontrastreich und feinkörniger
  • Bewegung:
    Nicht zu stark
    Maximal alle 60 Sekunden
  • Mindestmenge:
    6ml pro Film
nikonfm2nhc110h0011
Nikon FM2N // Kodak Tri-X 400 @ 1600 // Kodak HC-110 1+63 (H)

 

Nützliche Links:
Beispielaufnahmen
Entwicklungszeiten

Mehr von Mir:
kerstenglaser.de
Instagram
Facebook

Ich beschäftige mich viel mit der Fotografie im Allgemeinen, was sich auch in meinen Arbeiten zeigt. Momentan setze ich mich fast ausschließlich mit dem künstlerischen Potenzial dieses Mediums auseinander. Seit 2015 bin ich gelernter Fotograf. Aktuell studiere ich die Fotografie an der Fachhochschule Dortmund. Für die Fotografie ist die Wahl der Ausrüstung ebenso wichtig, wie die Verarbeitung des Materials und Farbe des Kameragurts.