Es war im Oktober 2010. Ich war frisch gebackene Studentin, eine dieser vielen gefürchteten „Erstis“, die jährlich die Universität erobern. Alles neu und anders: Stadt, Bundesland und Leute.
Ich wollte unbedingt meinen Alltag fotografisch festhalten, analog wie digital. Ein paar bleibende Erinnerungen schaffen an eine Zeit, die vermutlich die ausgelassenste meines Lebens sein würde.
Deshalb war ich auf der Suche nach einer kleinen Kamera, die mir mit einer guten Linse und einem Autofokus schöne Schnappschüsse erlauben würde. Vielleicht war es auch ein Vorwand sich wieder eine neue anzuschaffen, aber so konnte ich mich vor meinem inneren Ich gut rechtfertigen. 🙂
Die Wahl fiel schließlich auf eine japanische Point-and-shoot, die Yashica T3.
Das Design ist natürlich nicht wirklich der Bringer: typisch 80er-90er Jahre Plastikfantastik.
Dafür konnten mich die inneren Werte überzeugen. Sie ist ausgestattet mit einem mehrschichtvergütetem „Adlerauge“ Tessar 2,8/35mm von Carl Zeiss. Der Autofokus fokussiert ab einem halben Meter und bei günstigen Lichtverhältnissen auch sehr zuverlässig.
Hinzu kommt die kompakte Bauform mit Abmessungen von 13x7x5cm und einem Gewicht von etwa 300g. Die Batterie ist eine handelsübliche 2CR5, die bei mir nun schon fünf Jahre hält.
Ein sehr cooles Feature und ein Alleinstellungsmerkmal von Yashica, ist das sogenannte „N.A. Scope“ (New Angle = Neuer Winkel) ein zusätzlicher, integrierter Winkelsucher, der Aufnahmen aus der Hüfte oder über den Kopf recht präzise ermöglicht.Man könnte so rein theoretisch unauffällig mal ein Foto auf der Straße machen, wäre da nicht das schreckliche Filmtransportgeräusch. Der Transport findet aber erst statt, wenn man den Auslöser loslässt, so kann man das Problem etwas umgehen. Also Foto machen, weggehen oder –drehen und dann transportieren lassen.
Die Bedienung der ganzen Kamera ist wirklich idiotensicher. 😉 Sie löst nur bei geöffnetem Schieber aus und erkennt selbstständig die Filmempfindlichkeit des Films durch den DX-Code auf der Filmpatrone. Neben dem Auslöser gibt es nur zwei weitere Knöpfe für den abschaltbaren Blitz (bei schlechtem Licht) und den Selbstauslöser.
Die T3 ist deshalb auf jeden Fall für Einsteiger geeignet, die einfach mal drauf los fotografieren wollen und ohne viel Aufwand schöne Negative und Abzüge haben wollen. Man kann mit ihr aber auch gut dokumentieren und gezielt Bilder komponieren.
Durch die Vollautomatik ist man ihr natürlich ausgeliefert und muss sich auf sie verlassen können. Sie hat mich nach so vielen Filmrollen noch nie im Stich gelassen!
Hier ein paar Eindrücke:
Eine schöne Flickr Gruppe ist auch loving my Yashica T3. Hier sieht man das ganze Potenzial der Kamera in über 3000 Fotos aus aller Welt. 🙂
Leider ist die T3 schon längst kein Insidertipp mehr, wenn man auf der Suche nach einer guten und bezahlbaren Autofokus-Kompaktkamera ist.
Es gibt noch weitere Yashica T-Modelle, aber nur die T3 (D und Super eingeschlossen) hat das lichtstärkere Objektiv. Die Preise für ein gut erhaltenes Modell schwanken zwischen 30 und 100€. Ich habe damals inklusive Versand mit Tasche und Anleitung 20€ bezahlt und irgendwo danach fängt dann – meiner Meinung nach – auch der Wucher an.
Eine Alternative wäre die Olympus µ[mju:]-II. Noch kompakter gebaut und auch mit einem lichtstarken 2,8er 35mm-Objektiv ausgestattet. Preistechnisch und vom Design tun sich die beiden Kameras aber leider so gut wie nichts.
Also: Wenn du eine T3 günstig erstehen kannst, tu es einfach. Du wirst nicht enttäuscht werden!
Bei mir haben sich die Zeiten etwas geändert. Seit Beginn meines Masterstudiums und dem Umzug liegt die T3 immer öfters in der Vitrine. Ich brauche Monate um einen Film zu füllen, ich finde kaum noch die Art von Motiven, die sie „verdient“ hätte. Ich bin da etwas eigen. So ziehe ich nun meistens alleine mit einer Spiegelreflex durch die Gassen und Wälder.
Für diesen Beitrag hatte ich noch einmal meine ganzen Negative und Abzüge gesichtet und mich so wehmütig an viele schöne Momente erinnert, die ich ihr zu verdanken habe.
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