Noch ganz dicht?! Lichteinfall bei Kameras

Der Schaumstoff, der vor Jahrzehnten noch die Rückwand abgedichtet und den Spiegel gedämpft hat, ist zu einer schwarzen, klebrigen Masse geworden.

Zersetzte Dichtung bei einer Olympus Pen EE2Neben einem unguten Gefühl beim Auslösen dem Spiegel zu viel zu zumuten und schmierigen Händen, die man beim Filmwechsel bekommen kann, gibt es da natürlich noch ein viel größeres Problem: Lichteinfall!
Licht gelangt ins Kamerainnere und belichtet fleißig den Film.Ich sehe rot. Da lohnt kein Entfusseln. Konica C35 AF2

Okay.. ob man es als „Problem“ sehen will, ist auch Ansichtssache. 😉 Hier treffen die verschiedenen Fotografie-Philosophien aufeinander. Freunde der Lomographie werden sich über ein paar Sondereffekte nicht beschweren.

Ich spreche dem ganzen auch eine gewisse Ästhetik zu.


Die beiden Waldbilder habe ich mit der Canon AE-1 meines verstorbenen Großvaters gemacht. Er war leidenschaftlicher Hobbyfotograf und ich erinnere mich noch gut, dass er vermutete die Kamera sei nach Hunderten von Filmen hinüber. Nachdem ich sie geerbt hatte, habe ich sie einmal durchgetestet. Zeiten klangen gut, Belichtungsmessung ging, also Film rein und später sehen, was passiert. Ich holte die Negative ab und sah in der Übersicht das Ergebnis: Ach, nicht mehr ganz dicht das Schätzchen!
Ich werde es erst einmal so lassen, habe genug andere Kameras und so lange es sich in diesem Rahmen hält, ist das mal ein lustiger Effekt.

Ärgerlich ist es aber, wenn man nichts von seinem Glück weiß und mit einem unverfälschten Bild gerechnet hat. Mit großem Pech (Kamerarückseite ins Licht gehalten, komplett zerstörte Dichtungen, etc.) kann auch der Film nahezu unbrauchbar werden.

Also, was tun?

Wer hätte es gedacht: Dichtungen tauschen.
Eine Kamera hat mehrere Dichtungen unterschiedlicher Dicke, die je nach Modell auch unterschiedlich groß ausfallen können. Neben den Lichtdichtungen in der Nut für den Kameradeckel (etwa 1,5mm), gibt es eine Scharnierdichtung (1 bis 2mm), aber auch Türdichtung und natürlich den Spiegeldämpfer (etwa 2mm).
Der Tausch ist nicht sonderlich schwer, man braucht nur etwas Geduld und natürlich das passende Material.
Dichtungsmaterial verschiedener StärkenIch habe mir bisher den Schaumstoff zusammen mit weiterem Restaurationsmaterial aus Japan bestellt, aber es gibt auch in Deutschland mehrere Bezugsquellen. Hier mal zwei bekannte:

  • Micro-Tools Europe
    Hier gibt es Dichtungsmaterial in verschiedenen Stärken mit selbstklebender Rückseite.
    Man muss die Stücke also vorher abmessen und sie mit dem Cutter selbst zurechtschneiden. Den Klebeprozess kann man mit Wasser herauszögern.
  • unter dem Suchbegriff „Lichtdichtung“ bei ebay.de
    Dort bekommt man bereits vorgeschnittene Sets für diverse Kameras mit Einbauanleitung.
    Weniger Arbeit, aber auch teurer.

Wichtig ist die alten Dichtungen komplett zu entfernen, am besten mit Alkohol, einem Zahnstocher und Wattestäbchen und dann ganz ruhig und mit Sorgfalt die neuen Dichtungen anzubringen. Vor allem die schmalen Nutdichtungen (wenn selbstklebend) erfodern etwas Geschick. Im Internet finden sich aber auch einige Anleitungen zu dem Thema.

Es ist kein Hexenwerk und kann unbrauchbare Kameras wieder ins Leben holen. Traut euch!


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