Nach 18 Jahren Dornröschenschlaf die Canon A1 vom Opa für einen Fotowalk genutzt

1982/83 ersetzte mein Großvater, der sich selbst wenig gönnte, seine PRAKTICA-
Photoausrüstung durch japanisches Material von Canon.

Er hätte gern Apparate einer für mich exotischen deutchen Firma gekauft, aber die
waren ihm zu teuer, er sprach immer von mehreren tausend DM für ein Gehäuse und
irgendwie „M“ oder „R“.

Ich kannte nur komplette Photoapparate, wir hatten eine Agfa mit Blitzbirnen, „Gehäuse“
klang schon sehr exotisch.  Nachdem Opa im ersten Versuch mit dem Einstiegsmodell
AV-1 nicht glücklich wurde, erwarb er für mehr als 1.000 DM eine Canon A1. An Ostern
1983 durfte ich sie brandneu in die Hand nehmen und durch den Sucher blicken, in den
DIGITALE Leuchtziffern eingeblendet waren. Das reichte, ich begriff, das war die Zukunft
– mit Mikropozessor im Gehäuse! Enterprise, ich komme! Mit feuchten Händen und beein-
druckt reichte ich Opa die A1 zurück.

Das brauchte keine Worte – wir waren komplizenhaft stolz: DAS Teil war grandios, er hatte
richtig gewählt. 

1987 sollte ich sie erben und ein Erbe verpflichtet; ich fing an, mit der A1 zu üben. Sie begleitete
mich – mit einer Revision – bis 2004, 17 Jahre lang – ohne Autofokus, meistens mit 28mm und
50mm.  Dann wurde sie sorgfältig eingepackt.

Am 12. Februar 2022 habe ich eine neue Batterie und einen Film (Fuji 400 Asa) eingelegt, um
die treue Canon auf einem geführten Spaziergang der Leica Galerie FFM mit Experten für F
ilm-Fotografie wieder zu erleben. Und wieder war das haptische Erlebnis da, Film einlegen,
vorspulen, ISO einstellen und Programmautomatik wählen. Scharfstellen, auslösen und Schnell-

spannhebel schnell spannen, jedes einzelne Foto spürst Du. Die resultierenden Bilder wurden
von Experten in Spanien entwickelt und gescannt. Sie sind weitgehend unbearbeitet. Und jetzt
schaut, ihr Kinder, was man mit einer 40-Jahre alten Kamera mit 50mm Objektiv (FD 50mm
1:1.4)zustande bringen kann, wenn die Filmentwicklung in guten Händen liegt.
Danke Opa.

Text & Fotos: Thomas Bendzko
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