Es gibt Kameramarken, die zu ihrer Blütezeit nur Insider kannten. Und dann gibt es Kameras, die kaum einer kennt, weil sie im Schatten ihrer Geschwister stehen. Manchmal kommt beides zusammen. Contax ist so ein Beispiel. Als ich Mitte der 1980er in das System einstieg, kannte es außerhalb der Fotowelt niemand. Nikon, Canon, Minolta – alles Marken, die bekannt waren. Aber Contax? Gefühlt hat sich das in der Zwischenzeit gebessert. Die Marke Contax ist zwar seit 2005 nicht mehr aktiv im Markt, doch die Contax T-Modelle, insbesondere die Contax T2 und die Contax G Serie, erfreuen sich großer Bekanntheit. Für die Contax 645 gibt/gab es sogar digitale Rückwände. Bei den Kleinbild-Spiegelreflexkameras haben die meisten von den RTS-Modellen I, II und III gehört. Über die 139 Quartz wird ebenfalls an verschiedenen Stellen berichtet. Auch von der AX mit ihrem „Rückwand-Autofocus“, so will ich ihn einmal nennen, haben viele schon gehört. Aber es gab noch andere Modelle. Eines dieser Modelle ist die Contax ST, und über diese möchte ich ein paar Worte verlieren.
Die Contax ST wurde zusammen mit der Contax S2 auf der Photokina 1992 vorgestellt und gesellte sich neben die RTS III. Man hatte wieder mehr Auswahl im Contax System. Zum Vergleich: Im Jahre 1985 gab es immerhin vier Modelle zur Auswahl, RTS II, 137MA, 139 und 159MM. 1989 nur noch die 167MT. Die Contax ST bot (und bietet immer noch) alle wichtigen Merkmale, die eine SLR mit manuellem Fokus haben sollte. Eine manuelle Einstellung und eine Zeitautomatik mit Blendenvorwahl – beides geht mit allen Zeiss Objektiven. Mit MM Objektiven gibt es zusätzlich noch eine Blendenautomatik mit Zeitvorwahl und eine Programmautomatik. Die Belichtungsmessung erfolgt wahlweise als Integral- oder als Spotmessung. Bei letzterer ist eine Speicherung des Messwertes möglich. Die Belichtungsmessung kann mit der üblichen Korrektur von +/– 2 EV beeinflusst werden. Als Bonbon gibt es dann noch das A.B.C. (Automatic Bracketing Control), auf deutsch „Automatische Belichtungsreihe“. Die Kamera macht dann automatisch drei Aufnahmen, die jeweils normal, über- und unterbelichtet sind. Ein nettes Feature für schwierige Lichtsituationen. Den Filmtransport konnte auf C (“Continues”, Serienbild) gestellt werden, man konnte dann einfach den Finger auf dem Auslöser lassen. Die Kamera stoppt automatisch nach dem dritten Bild.
Neben dem soliden Metallgehäuse und den klassischen Bedienelementen bietet die Kamera auch ab Werk ein Databack, welches das Datum (bzw. die Uhrzeit, je nach Einstellung) in den Steg zwischen den Aufnahmen belichtet.
Wem das nicht reicht, der konnte auch das von der 167MT bekannte Databack zurückgreifen. Da gab es dann auf Wunsch auch Texte ins Bild und eine Intervallsteuerung. Ich persönlich schätze auch die Möglichkeit, das Display und die Bedienelemente zu beleuchten. Ein Druck auf den “LIGHT” Button auf der linken Rückseite, und es wird für ca. 12 Sekunden bzw. bis zur nächsten Auslösung hell.
Die Filmandruckplatte aus Keramik fällt für mich eher unter Gimmick. Wenn ich mich recht erinnere, haben sonst nur RTS III und T2 eine solche Keramikandruckplatte. Schöner ist da der Batteriegriff. Statt der vier AAA Batterien versorgen dann vier AA Batterien die Kamera. Die haben eine höhere Kapazität, und man bekam sie in den 90ern sprichwörtlich an jeder Ecke. Weiterhin hatte man damit dann noch einen Hochformatauslöser, das Stativgewinde mittig und die Möglichkeit der externen Stromversorgung. Persönlich empfinde ich das Handling der Kamera mit Batteriegriff besser.
Hat die Kamera auch einen Nachteil? Leider ja: Das Auslösegeräusch bzw. der Filmtransport. Diskret fotografieren geht mit dieser Kamera nicht. Die Kamera ist nicht wirklich laut, aber die Frequenzen und die Art des Klangs sind sehr … nennen wir es unbeschreiblich.
Hier ein paar Ergebnisse:
- Contax ST
- Fuji Sensia 200 (Abgelaufen vor 3 Jahren)
- Zeiss Planar 1,7/50
- Zeiss Distagon 4/18
- Entwickelt bei Rossmann
- Gescannt mit Minolta Dimage Scan Elite 5400 II und Vuescan
- „Nachentwickelt“ mit Lightroom
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