Analogue Wonderland

Die Wiedergeburt der analogen Fotografie basiert auch zu großen Teilen auf einer neuen Generation von Fotografen aber auch vollkommen neuen Geschäftsideen wie die von Analogue Wounderland, gegründet von Paul MacKay im letzten Jahr. Mittlerweile ist das Unternehmen sehr erfolgreich am Markt. Wir hatten die Gelegenheit ein Gespräch mit dem Gründer Paul zu führen.


APHOGnext:
Paul kannst Du kurz euer Konzept beschreiben?

Analogue Wounderland ist ein neuartiger Online Store, der sich auf fotografischen Film spezialisiert hat. Aktuell bieten wir mehr als über 200 (!) verschiedene Filmsorten in SW, Farbe, Infrarot, Redscale, Röntgenfilm sowie auch die unterschiedlichsten Formate von 110 über APS, 35mm und Rollfilm an. Darüber hinaus auch GF bis 8×10“.

Wir kommen aus Großbritannien aber versenden aufgrund günstiger Konditionen auch nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz.

APHOGnext: Was unterscheidet euch vom klassischen Onlinehändler und warum kam es gerade jetzt zu der Gründung eures Unternehmens?

Paul McCay: Die Grundidee dabei war es die Filmbasierte Fotografie für jeden einfach und leicht zugänglich zu gestalten und an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Es hat sich ja in der jüngsten Vergangenheit einiges positives entwickelt. Die Nachfrage nach Filmen steigt ja wieder und auch die Branche selber ist im Umbruch.

APHOGnext: Kannst Du das näher beschrieben?

Paul MacKay: Die Veränderungen vollziehen sich auf allen Ebenen. Da wäre als erstes die Industrie zu nennen. Nahezu alle namhaften Firmen haben hier eine Transformation auf die neue Zeit erlebt, Ilford wurde zu Harman Technologies; Kodak zu Kodak Alaris; Polaroid erst zu Impossible und dann wieder zu Polaroid Original. Letztendlich sind sie alle geschrumpft. Es stellt sich für die Hersteller nicht mehr hauptsächlich die Frage wie können wir eine Überproduktion so absetzen das sie überdimensionierte Produktionsanlagen, die für den Bedarf der 90er Jahre gerechnet waren halbwegs wirtschaftlich betreiben können. Sie operieren mittlerweile von einer zugegebenermaßen bescheidenen aber dafür soliden Basis aus der heraus sie sich nun langsam marktangepasst entwickeln können. Und auf der anderen Seite haben wie die Nutzer. Hier strömen kreative und entdeckungsfreudige junge Fotografie interessierte in die Community die zuvor nie in ihrem leben mit Film fotografiert haben. Sie sind übersättigt von Smartphones und spiegellosen Kameras und kennen Istagram in und auswendig und sind nun neugierig woher das alles ihren Ursprung hat und sind überwältigt von der Vielfalt der analogen Fotografie, die sich eben nicht einfach so erschließt.

APHOGnext: Mit welchen Fragestellungen treten diese Kunden denn an euch?

Paul: Es sind oft Fragen die sich schon aus der digitalen Fotografie herausbilden und die diese Fotografen dann zu Film führen wie: „Warum heißen Fuji Preset Filter Velvia und Acros“? Oder „Was hat es mit der ISO Scala auf sich?“. Es geht aber auch um das erleben wie etwas mit den eigenen Händen entsteht als Kette unterschiedlicher Abläufe.

APHOGnext: Du meinst damit vermutlich auch das Entwickeln eines Films und die Vergrößerung?

Paul: Ja genau, es ist für diese Menschen ein komplett neues Gefühl nicht den Computer für ihre Kreativität zu nutzen und erweitert dabei auch unbewusst ihr physisches Erleben. Sie wollen gar nicht zwischen digital oder analog entscheiden, sondern kreativ je nach Bedarf wählen.

Diese jungen und kreativen Fotografen sehen Fotografie mit komplett anderen Augen, einige gründen dabei sogar ihre eigenen Filmmarken wie Yodica, Street Candy und Bretz.

APHOGnext: Ja die Zahl dieser Kreativfilmmarken ist in letzter Zeit rasant angestiegen

Paul: Ja richtig, es gibt so viele unterschiedliche und interessante Filme. Aber nicht nur bei diesen Kleinstherstellern kommen neue Produkte auf den Markt auch Kodak und Ilford haben nach Jahren der Abkündigungen wieder neue frische Filme an den Start gebracht. Besonders bekanntes Beispiel der Kodak Ekachrome. Mit Washi gibt es sogar einen komplett neue Filmgattung die es vorher so nicht gab.

Aber auch das ständig kritisierte Unternehmen Fuji investiert eine Menge in den Ausbau des Instax System für die breite Masse. Die Nachfrage und die dauernde Innovation hier gab Firmen wie Polaroid und Supersens die nötige Rückendeckung im Sofortbildbereich für die anspruchsvolleren Sofortbildfotografen.

APHOGnext: Das sind für uns Filmfotografen natürlich erfreuliche Entwicklungen, aber wo ist hier euer Alleinstellungsmerkmal der online Versender in diesem analogen Ökosystem?

Paul: Bei aller Freude über die Entwicklung und die neue Vielfalt, viel uns ein Problem immer wieder auf. Wer gerne mit unterschiedlichen Materialien arbeiten möchte bekommt diese häufig nur von verschiedenen Anbietern verbunden mit mehrfachen Versandkosten.

Durch die extremen Umwälzungen im gesamten Markt und den Verlust des Einzelhandels vor Ort und dem gestiegenen Interesse gerade jüngerer Fotografen befinden wir uns aktuell an einem Wendepunkt! Das gesamte vorhandene System war für den Einstieg nicht optimal. Zwar haben wir sehr gut sortierte Onlinehändler die für die erfahrenen Fotografen alles möglich anbieten, aber genau die jungen Einsteiger sind hier durch die große Vielfalt der Produkte überfordert.

Gerade die typischen eBay und Amazon Käufe waren häufig frustrierend da hier nur sehr bedingt und häufig auch die falsche Beratung angeboten wird. So etwas kann schnell zu Frustration führen und wäre sehr schädlich für die Branche.

So entstand die Idee so viele Filme wie möglich aus einer Hand anzubieten. Die einzelnen Kunden können sich dann die Filme Aussuchen, die sie gerade besonders interessant finden und dabei mit einer Bestellung Versandkosten sparen. Denn das war bis jetzt immer ein Problem.

Gerade Amazon als extrem mächtiger Onlinemarktplatz ist nicht nur für den Kunden problematisch, auch für die jungen und alten Hersteller ist diese Plattform alles andere als vorteilhaft. Zudem schert sich gerade Amazon wenig um die Belange der Filmcommunity oder ob ein junges Unternehmen erst einmal wirtschaftlich auf die Beine kommen muss.

APHOGnext: Dann beinhaltet eure Marktphilosophie auch die Nachhaltigkeit?

Paul: Ja absolut, nur so haben wir alle eine Chance. Wir hatten zwei wichtige Beweggründe, das war:

  • Filmfotografie soll Spaß machen und Filme müssen leicht verfügbar sein
  • Unterstützung der neuen Generation von Filmanbietern denn diese sind klar auch wichtig für die Zukunft der Branche

APHOGnext: Bietet ihr nur Filmmaterial an?

Paul: Wir sind aktuell dabei unser Angebot langsam zu erweitern. Mit der PhotoKlassik International haben wir unser erstes Magazin in unser Angebot mit aufgenommen und mit der Solarcan unsere erste Kamera.

APHOGnext: Wie seht ihr die Zukunft?

Paul: Wir sind äußerst optimistisch was den analogen Markt betrifft. Gottseidank ist der leidliche Film vs. Digital Debatte endlich hinter uns. Hier sehen wir mittlerweile schon ehr die Debatte ob das Smartpone die DSLR verdrängt. Für 90% unserer Kunden ist es jedenfalls keine Frage mehr was wichtiger ist denn sie verwenden beides je nach Gusto.

In diesem Jahr werden wir unser Filmangebot weiter vergrößern, um den Spaß an der analogen Fotografie weiter zu steigern und auch die Verfügbarkeit zu erhöhen. Wir arbeiten hinter den Kulissen an vielen kleinen Verbesserungen, um unsere Kunden weiter davon zu überzeugen das es sich lohnt bei Analogue Wonderland vorbeizuschauen.

APHOGnext: Vielen Dank Paul für das tolle Interview

Paul: Ich wünsche allen Fotografen ich Deutschland „Happy shooting“

 

analoguewonderland.co.uk