Das Objektiv oder Das Auge der Kamera (2. Brennweiten)

Wie unser „Kameraauge“ funktioniert und wozu es gut ist, habt ihr nun verstanden. Jetzt können wir uns diese Objektive mal genauer ansehen. Zuvor jedoch müsst ihr wissen, was es mit der „Brennweite“ auf sich hat. Auch das ist, wie eigentlich alles an der Fotografie, gar nicht so kompliziert wie man meint.

Ihr alle habt sicher schon mit einer Lupe, die ihr ins Sonnenlicht gehalten habt, ein Stück Papier zum Kokeln oder eben zum Brennen gebracht. Das Maß von der Oberseite der Linse eurer Lupe, also die das Licht einsammelt, bis zu dem Punkt, wo das Sonnenlicht auf das Papier in einem so kleinen Punkt zusammentrifft, dass es seine höchst Brennkraft hat, ist die Brennweite. Ersetze nun gedanklich einfach die Linse der Lupe durch deine Objektivlinse und dein Stück Papier durch den Film. Fertig. Das war es! Einfach, nicht wahr? Also weiter:

Wenn ich nun ein Objektiv nehme, was eine Brennweite hat, die (rechnerisch) ungefähr der deines Auges entspricht, das ist so zwischen 45 und 52 mm, dann wird das auf den Film „gebrannte“ Bild ungefähr deiner eigenen Sichtweise entsprechen. Also so breit und so hoch sein, wie du es auch siehst. Objektive mit dieser Brennweite werden wohl am meisten benutzt und nennen sich daher auch Normalbrennweite oder auch Standardbrennweite.

Jetzt wird es spannend, weil du mit dieser Technik doch ganz bestimmt auch anders als mit deinen Augen, bei denen die Linsen ja nicht austauschbar sind, sehen können müsstest. So ist es auch.

WW+Tele2

Mit dem Weitwinkelobjektiv, das eine gewölbte Frontlinse (Bild 1) und eine recht kurze Brennweite hat, meist ca. 24-35mm, wird das Bild auf deinem Film ungleich breiter und höher sein, als du es mit deinen Augen sehen konntest. Allerdings wird es, damit diese Informationen auch auf die selbe Größe deines Filmformats passen, alles etwas kleiner abgebildet.

WW+Tele1

Umgekehrt verhält es sich mit langen Brennweiten, den Teleobjektiven, die man bereits an ihrer längeren Bauart, gegenüber der kürzeren Weitwinkelobjektive, erkennt (Bild 2). Diese Objektive holen dir, wie ein Fernrohr, weit entfernte Landschaften oder Gebäude sehr nahe heran. Vergrößern aber ähnlich einer Lupe, sodass oben und seitlich sehr viel von deinem natürlich gesehen Bild nicht mehr auf den Film passt. Je länger die Brennweite ist, und umso näher dein Motiv damit herangeholt wird, desto „enger“ wird also das auf den Film gebrannte Bild.

Ob du es nun glaubst oder nicht, aber das war es schon. Das war fast das ganze Geheimnis um Brennweiten.

Weil nun bei sehr langen Brennweiten (du weißt, die nennt man Teleobjektive) ein Millimeter Bewegung an der Kamera sich bis zum Motiv vervielfacht, ist die Gefahr des Verwackelns sehr groß. Damit du kein unscharfes Bild bekommst, musst du daher genau auf die gewählte Verschlusszeit und eine stabile Auflage für die Kamera achten.

Die Verschlusszeit und wofür sie sonst noch wichtig ist, erklären wir dir im nächsten Kapitel.