Ein Rückblick
Von Marwan El Mozayen

Eine Einladung aus dem Nichts
Fünf Wochen vor dem Termin bekam ich einen absolut überraschenden Anruf von Jakub Kaliszewski (Kuba): „Wir wollen ein Event für die analoge Foto-Community auf die Beine stellen, habt ihr Interesse mit zu machen?“
Klar haben wir Interesse, erwiderte ich. Frühjahr 2026 wäre gut. Das klingt doch realistisch und spannend. „Aber nein, in fünf Wochen schon soll das tatsächlich starten,“ widersprach mir Kuba.
Völlig unmöglich, ging es mir durch den Kopf. Wir sind seit Monaten sprichwörtlich über beide Ohren voll mit Arbeit, Projekten, Deadlines und all den kleinen und großen Problemen des Alltags. Jede Woche ist dicht gedrängt. Also nur vernünftig ’nein‘ zu sagen. Aber irgendetwas sagte mir: Das ist genau der analoge Vibe, den ich liebe, den wir auch brauchen, um unsere Community weiter zu bringen. Also habe ich zugesagt, ohne darüber nachzudenken, was da wirklich auf mich zukommen könnte.
Erste Eindrücke mit echtem Potenzial
Ein paar Tage später sahen wir die ersten Fotos der Location, den ehemaligen Kölner Carlswerken. Sofort war klar: Das hat echtes Potenzial. Allerdings eine Veranstaltung dieser Größe in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen, ist normalerweise eine Nummer, an der selbst größere Strukturen scheitern würden.

Der Tag selbst
Am 29. November waren wir tatsächlich vor Ort. Der erste Eindruck beim Betreten der großen Halle: Einfach mega.
Die Jungs Lennard Kroj (Lenny), Ben Hammer und Jakub Kaliszewski (Kuba) waren komplett eingespannt, mitten in der Organisationshektik. Aber alles passte, trotz Zeitdruck wirkte nichts improvisiert, sondern mit Liebe gemacht.
Das Ausstellerfeld war bunt gemischt:
- Messe
- Fotoflohmarkt
- Künstlerinnen und Künstler
- Community Treffpunkt
Und genau diese Mischung brachte etwas hervor, das man selten sieht: echte und glaubwürdige Atmosphäre. Hier stand niemand, weil der Arbeitgeber es verlangte. Hier standen Menschen, die selbst Teil der analogen Fotoszene sind. Aus Überzeugung, aus Leidenschaft, aus Liebe zum Medium.
Die Protagonisten
Lennard Kroj (Lenny), Ben Hammer und Jakub Kaliszewski (Kuba)

Gespräche statt Freigetränke
Im Ausstellerpaket waren auch einige Freigetränke enthalten. Mein Kollege Stefan Vaupel und ich hatten keine Zeit auch nur einen Gutschein einzulösen. Vielmehr waren wir von der ersten Minute bis zum Abbau unseres Stands permanent im Gespräch. Mit Besucherinnen und Besuchern, mit Ausstellern, mit alten Bekannten und neuen Gesichtern. Eindeutiger Eindruck von uns: Diese Community lebt.

Ein neues Kapitel nach der Pandemie
Seit der Pandemie hat sich die Messewelt deutlich verändert. Viele Veranstaltungen sind gut gemeint, einige solide, aber nur wenige wirken so überzeugend, dass man sofort das Gefühl bekommt, dass hier etwas wirklich Neues entsteht. Auf der Analog Art Affair in Köln war es anders.
Mag sein, dass es zu früh ist, das jetzt schon so zu kommentieren. Aber es fühlte sich so an, als würde hier ein Format entstehen, das die Szene wirklich benötigt, da vereint. Nicht als Marketing Spielplatz für Unternehmen, die versuchen, mit ein bisschen Analog ihre digitale Bilderwelt aufzuwerten. Sondern als echte Alternative zur digitalen Bilderwelt.
Den Ruf nach Veränderungen bei Foto-Messeformaten haben auch die Veranstalter der Imaging World in Nürnberg im Herbst 2025 deutlich gespürt. Und dankenswerter Weise nicht einfach nur zur Kenntnis genommen. Die beim Start dieser neuen Messe noch etwas spärlich wirkende Analog Area wird im nächsten Jahr definitiv größer und signifikanter in Erscheinung treten. Das ist bereits ein Versprechen vom Veranstalter Ringfoto.
Warum die analoge Szene ihre eigenen Veranstaltungen braucht
Die analoge Fotografie hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Das allerdings auch, weil Künstliche Intelligenz (KI) und generierte Bilder versuchen, immer mehr Raum einnehmen. Gerade jetzt bekommt das Analoge enorm viel Reiz: durch Authentizität, Handwerk, Materialität und Transparenz.
Die analoge Fotoszene braucht mehr denn je eigene Veranstaltungen, die ihr gerecht werden. Diese Veranstaltungen müssen nicht nur inhaltlich funktionieren, sondern auch wirtschaftlich tragfähig sein. Nur dann können sie langfristig bestehen und zu festen Terminen im Kalender werden.

Und hier in Deutschland?
Wir bleiben bei dieser Entwicklung ehrlich gesagt derzeit noch weit zurück. Noch zu oft wird analog als nostalgische Nische betrachtet. Die Szene ist aber im Grunde längst darüber hinaus. Gerade jetzt, in einer Zeit der unaufhaltsamen Entwicklung um KI verleihen Authentizität, Originalität und Handwerk dem Analogen umso mehr Potenzial.
Ein Termin, den man sich merken sollte

Veranstalter
Analog Art Affair
Poller Kirchweg 78-90
51105 Köln
www.analog-art-affair.com
mail@analog-art-affair.com
https://www.instagram.com/analogartaffair/
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