Quecksilber-Batterien und mögliche Abhilfen

Wenn man eine schon etwa ältere Kamera hat oder mit einer liebäugelt, ist das ein leidiges Thema: Batterien.

Braucht meine Kamera überhaupt zwingend eine Batterie?

Auch wenn es die Möglichkeit gibt eine Batterie einzulegen heißt das nicht automatisch, dass die Kamera ohne keinen Muckser macht. Es kann auch sein, dass man nur den eingebauten Belichtungsmesser nicht nutzen kann.
Die Frage lässt sich recht schnell klären. Im Grunde gibt es zwei Fälle, die eine Batterie wirklich erforderlich machen.

  1. Die Kamera besitzt einen elektronisch gesteuerten Verschluss. Ohne Batterie läuft hier nix oder neben Bulb gibt es nur eine weitere mechanische festgesetzte Belichtungszeit (bei einer Nikon FE z.B. 1/90)
  2. Die Kamera hat keine manuellen Einstellmöglichkeiten. Blende und/oder Zeit werden automatisch (elektronisch) gesteuert. Dafür benötigt sie natürlich auch einen Belichtungsmesser (CdS oder Silicium), der wiederum nur mit einer Batterie funktioniert.

Ich persönlich bin selten gewillt einen externen Belichtungsmesser mitzuschleppen, aus Gründen der Praktikabilität und der Bequemlichkeit. 😉 Wenn die Kamera das doch theoretisch kann…

Also ab in den nächsten Laden und Ersatz besorgt…

Und mit etwas Pech fängt da die Problematik so richtig an: Viele der alten Kameramodelle benötigen Quecksilber-Batterien. Sie dürfen seit mehr als einem Jahrzehnt – der Umwelt zuliebe und das zurecht! – nicht mehr nach Europa importiert und gehandelt werden. Sie zeichnen sich durch eine über ihre Lebensdauer gleichbleibende Spannung aus, die erst kurz vor Ende stark absinkt. Perfekt um eine möglichst genaue Belichtung zu ermöglichen. Deswegen waren auch viele externe Belichtungsmesser mit Quecksilber-Batterien ausgestattet.

Sehr typische Batterietypen (Knopfzellen) sind etwa:

  • PX 625 1,35V (z.B. für Canon F1, Yashica Mat 124G, Rollei 35)
  • PX 675 1,35V (z.B. für Minolta Hi-Matic 7s II, Miranda Sensorex II)
  • PX 400 1,35V (z.B. für diverse Pentax-Modelle)

Meistens findet man die gleiche Bauform noch im Laden, aber nicht die gleiche Spannung. Das führt – je nach Kamera – zu starken Fehlbelichtungen.

Und was nun?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten sein altes Schätzchen wieder komplett fit zu machen.

Umbau der Kamera auf Standard 1,5V
Einige Fotowerkstätten bieten diese Möglichkeit an und das Problem ist Schnee von gestern. Das Aber: Teuer.

Quecksilber-Batterien aus Lagerbeständen übers Internet besorgen.
Hier läuft man Gefahr, dass die überalterten Batterien (wegen dem Handelsverbot) schon leer sind.

Die Belichtung an die höhere Spannung der modernen Batterien anpassen.
Wenn die Kamera die Möglichkeit erlaubt, kann man den Film auch unterbelichten, um so die höhere Spannung auszugleichen. Also entweder einen Selbstversuch starten oder durch Recherche im Internet eine Lösung finden.
Ein Problem, was so auftreten kann, ist die über die Lebensdauer abfallende Spannung von den typischen und günstigen Alkaline-Batterien. Auch wenn die Belichtung zu Beginn also stimmte, entlädt sie sich weiter und es kommt im Verlaufe wieder zu Fehlbelichtungen.
Abhilfe schaffen hier Silberoxid-Batterien mit 1,55V, sie verhalten sich wie Quecksilber-Batterien.

Aber Achtung! Nicht jeder Belichtungsmesser verträgt die höheren Spannungen. Man kann ihn sich so auch zerstören, das bitte auch versuchen ihn Erfahrung zu bringen.

Zink-Luft-Batterien mit 1,4V (anstatt der 1,35V) nehmen.
Sie gibt es oft günstig im Drogeriemarkt. Hörgeräte brauchen diese. Die kleine Differenz macht dem Belichtungsmesser nicht viel aus. Leider haben auch sie einen Nachteil: Sie entladen sich nach „Anbruch“ relativ schnell (wenige Monate), da sie oft Dauerleistung ausgelegt sind. Also schnell und sehr viel knipsen! 😀
Eine andere Möglichkeit sind die sogenannten WeinCells. Zwar auch auf Zink-Luft-Basis, jedoch sollen sie nur nach Bedarf Strom produzieren, halten länger (vor allem, wenn man bei Nichtbenutzung das Loch in der Batterie mit Tesa zuklebt) und gewährleisten eine gleichbleibende Spannung. Der Nachteil: Teuer. Eine Batterie für etwa 9€.

Einen Adapter, der mit einem Widerstand und einer Z-Diode die Spannung runterregelt.
Hier setzt man einfach eine kleinere Alkaline und man erhält in etwa 1,35V. Im Internet finden sich kostenlos Anleitungen, die einem mit dem nötigen technischen Geschick und ein paar Bauteilen ermöglichen einen Adapter selbst zu bauen. Sonst ist er auch fertig z.B. bei eBay erhältlich. Nachteil: Wenn man nicht geschickt genug ist, kostet ein Adapter etwa 13 € und ich habe bis jetzt nur PX625-Adapter zum Kaufen entdeckt.

Ein großes und kontroverses Thema, das Seiten an Gesprächsstoff in Foren füllt. Ich hoffe, dass ich auf verständliche Art und Weise ein bisschen Klarheit in das Thema bringen konnte. Für Verbesserungsvorschläge, Ergänzungen und Sonstiges via Kommentarfunktion bin ich und alle Leser sehr dankbar! 🙂


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