Erfahrungsbericht zum Intrepid Enlarger Kit

von Krystian Krawczyk

Viele erinnern sich noch an den eigenen, selbst erstellten Handabzug vom Schwarzweißfilm, sei es aus der eigenen Schulzeit in einer Foto AG oder gar der eigenen Dunkelkammer, die man selbst mal betrieben und vielleicht aufgegeben hat. Wenn man so zurückdenkt, fällt einem schnell wieder ein, wieviel Spaß es doch gemacht hat.
Aber: Die Drucktechniken werden immer besser. Lohnt sich der Aufwand noch? Und was würde es kosten, jetzt wieder eine Dunkelkammer einzurichten?

Ob es sich „lohnt“, muss natürlich jeder für sich selbst wissen, aber die Anschaffungskosten lassen sich heute doch deutlich eingrenzen. 2018 ging Intrepid Camera Co. mit einem System auf Kickstarter an den Start, welches den Einstieg in das Vergrößern wieder schmackhaft machen sollte – und zwar in allen gängigen Formaten von 35mm Kleinbild über Mittelformat von 6×4,5, 6×6, 6×7 bis 6×9cm und sogar Großformat 4×5″. Laut Intrepid ist es ganz einfach: man benötigt nur eine 4×5″ Großformatkamera, ein Objektiv, ein Stativ, Fotopapier, Schalen, Chemie – und eben das neue System zum Vergrößern, das Intrepid Enlarger Kit! Das System ist klein und leicht, man kann theoretisch überall vergrößern, sogar auf Reisen im Kleiderschrank, wenn es sein muss.

Das Kit beinhaltet das Leuchtmodul, diverse Filmhalter, eine M39-Objektivplatine im gängigen Format 96×99mm (kompatibel mit Linhof, Toyo, Wista etc.), einen Multigrade-Filterhalter, einen Timer und alle benötigten Kabel (näheres unter: www.intrepidcamera.co.uk ). Die Kosten bewegen sich im unteren dreistelligen Bereich.

An sich ist die Idee nicht ganz neu. Soweit mir bekannt ist, gab es schon mal ähnliche Geräte von Linhof und auch von anderen Herstellern wie z.B. Graflex. Dabei geschieht nichts anderes, als eine Großformatkamera zum Vergrößerer umzufunktionieren. Die Kamera wird auf einem Stativ oder Reproständer befestigt, das Leuchtmodul wird am Rückteil der Kamera angesetzt. Jetzt platziert man den Filmhalter samt Film an die dafür vorgesehene Stelle unter dem Leuchtmodul, belichtet das Papier und entwickelt es. Ganz einfach.

Vorab muss ich sagen: ich wollte eigentlich keine eigenen Prints machen. Eine komplette Dunkelkammer einzurichten, kam für mich nicht in Frage. Ich gehöre zu denen, die mehrere verschiedene Filmformate nutzen. Seltener fotografiere ich mit Kleinbildkameras, meistens mit verschiedenen Mittelformaten und zunehmend mit 4×5″ Großformat. Vergrößerer auf dem Gebrauchtmarkt, mit denen man alle Formate wie auch mit dem Intrepid Kit verarbeiten kann, sind oft groß und schwer, aber selten günstig. Die Lösung von Intrepid hat mich also doch sehr neugierig gemacht. Am Ende konnte ich nicht widerstehen.

Mittlerweile habe ich einige Prints gemacht und bin begeistert! Ich vergrößere zu Hause in meiner Küche, natürlich in den Abendstunden bei komplett abgedunkelten Fenstern. Die einfache Lösung mit einem Stativ würde sicher auch funktionieren, aber ich wollte es dann doch etwas genauer haben. Ich nutze einen Reproständer und eine Chamonix C45F2. Der Ständer ist absolut fest und die Chamonix lässt sich sehr komfortabel und genau einstellen. Meine ersten Handabzüge habe ich allerdings mit einer Intrepid 4×5″ MKIII gemacht. Auch das funktionierte trotz der recht rustikalen Bedienung ohne Probleme. Das Leuchtmodul macht, was es soll: es leuchtet die gesamte Fläche gleichmäßig aus. Der Timer lässt sich in 0,1-Sekunden-Schritten genau von 0,1–99 Sekunden einstellen. Die Bedienung ist dank weniger Tasten so ziemlich selbsterklärend.

Es stimmt also: Man muss nicht unbedingt einen ganzen Raum für eine Dunkelkammer opfern, um selbst zu vergrößern. Abgesehen davon lässt sich das System kompakt im Schrank verstauen und muss nicht ständig aufgebaut bleiben.

Für mich steht absolut klar der Spaß an der Sache im Vordergrund. Der gesamte Prozess von der Idee über Wahl des Motivs bis hin zum fertigen Handabzug fühlt sich endlich „vollständig“ an. Ganz nebenbei ist es doch viel schöner, seinen Freunden einen Handabzug zum Betrachten zu geben, als seine Bilder einfach nur auf dem Smartphone zu zeigen, oder?

Ganz sicher stehe ich noch am Anfang einer langen Lernphase, aber ich habe den Schritt nicht bereut und kann nur empfehlen, sich (wieder) selbst an das Vergrößern heranzuwagen – egal ob mit dem Kit von Intrepid oder einem Vergrößerer vom Gebrauchtmarkt.