Hasselblad, Nikon & Kodak Tri-X 400 – Interview mit Thomas Vogt

Hallo liebe Leser 🙂

meine Frau war, als wir uns damals kennenlernten, noch vermehrt als Hobby Fotomodel unterwegs und nahm mich zu einigen Ihrer Shootings mit 🙂 Damals fotografierte ich noch gar nicht und war natürlich hin und weg als wir bei Thomas zu Gast waren und er mit (für mich) steinalten Kameras fotografierte 🙂 zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht ahnen das auch ich das einmal tun werde… Thomas war so freundlich und hat sich zu einem kleinen Interview bereit erklärt. Vielen Dank hierfür!

Und nun viel Spaß beim Lesen 🙂

 

  1. Lieber Thomas, stell Dich doch kurz unseren Lesern vor:

Ich betreibe die Fotografie als Hobby. Es ist für mich ein wunderbarer Ausgleich zum Beruf. Obwohl ich als Maschinenbauingenieur technisch vorbelastet bin, steht die Kameratechnik bei mir nicht im Vordergrund. Ich sehe die Kameras als Werkzeuge, die mir helfen meine Bildideen umzusetzen. Es gibt dabei schon auch schöne Werkzeuge, mit denen es mehr Spaß macht zu arbeiten als mit anderen. Aber dazu später mehr.

Als gebürtiger Schwabe hat es mich vor etwa 10 Jahren nach Oberfranken verschlagen. Hier fühle ich mich ganz wohl, auch wenn die Anpassung an den Dialekt nicht immer ganz einfach war. Wobei sicher auch die Franken mit meinem Schwäbisch so ihre Verständnisprobleme hatten 😉

 

         

 

  1. Wie kam es dazu, dass du analog fotografierst?

Eigentlich könnte ich das ist recht einfach beantworten. Als ich angefangen habe zu fotografieren gab es noch keine digitalen Kameras zu kaufen ;-). Allerdings habe ich nach einigen Jahren Pause, in denen andere Dinge wichtiger waren, über die digitale Fotografie wieder zur Fotografie auch auf Film gefunden. Inspiriert durch einen Kollegen hatte ich angefangen mir bei eBay eine kleine Sammlung an Kameras und Objektiven zusammen zu kaufen. Zunächst nur als Ersatz für meine erste Kamera, die wohl einen Fehler in der Elektronik hatte. Später auch zur Erfüllung von Kameraträumen, die plötzlich, weil “alle” auf digital umstiegen, erschwinglich wurden.

Ich mag an der analogen Fotografie, so wie ich sie betreibe, vor Allem dass die alten mechanischen Kameras dazu zwingen die Aufnahme bewusster zu gestalten. Ganz einfach, weil die Kamera einem fast nichts abnimmt. Das ist jetzt der Punkt, wo gerne mal ein Begriff ins Spiel kommt, den ich gar nicht mag: “Entschleunigung”. Doch hat das bewusste schrittweise Vorgehen (Kamera spannen, manuell fokussieren, Belichtung festlegen, Ausschnitt bestimmen und dann im richtigen Moment auslösen) für mich nichts mit dem Medium Film, sondern mit dem Alter der Kameratechnik zu tun. Mit meiner Nikon F100 fotografiere ich auch nicht anders als mit der digitalen Spiegelreflex. Während es mit der Mittelformatkamera und erst recht mit der Großformatkamera deutlich gemächlicher zur Sache geht.

 

  1. Gibt es für Dich DIE eine absolute analoge Traumkamera die du gerne in deinem Besitz hättest oder vielleicht auch hast?

Eigentlich sind ja Kameras nur Filmhalter. Wichtiger für die technische Qualität der Bilder sind die Objektive. Deshalb träume ich, wenn ich überhaupt mal von Ausrüstung träume, eher von Objektiven. So würde ich durchaus mal gerne Portraits mit einem Aero Ektar auf 4×5” machen. Was aber auch noch einen Kamerakauf nach sich ziehen würde, da meine Crown Graphic keinen Schlitzverschluss hat.

Andererseits habe ich das Glück die Kameras, von denen ich früher geschwärmt habe, heute selbst im Regal stehen zu haben. Es sind dies im Kleinbild die Nikon F3HP und im Mittelformat die Hasselblad 500 C/M. Gerade die Hasselblad ist für mich ein sehr gutes Beispiel für ein gelungenes Design im Sinne von “form follows function”.

 

  1. Welche fotografischen Gebiete sind dein zu Hause?

Nachdem ich früher so die übliche Urlaubsfotografie betrieben habe und bei Bergwanderungen und Städteurlauben überwiegend Erinnerungsfotos geknipst habe, kam dann mit intensiverer Beschäftigung mit der Fotografie die Streetfotografie dazu.

Da die Winter in Oberfranken nicht unbedingt das beste Wetter für das Fotografieren auf der Straße liefern, hatte ich mich bei einem Studio-Workshop angemeldet und bin danach beim Thema Menschenfotografie hängen geblieben.

Mit der Zeit habe ich mich auf die Portraitfotografie konzentriert. Wobei ich auch den Aktbereich dort einordne. Schließlich ist der einzige Unterschied für mich nur, dass im Bild die Kleidung fehlt. Da bin ich ganz bei Corwin von Kuhwede, der die Aktfotografie als die intimste Form des Portraits sieht. Sein Buch “Leidenschaft Aktfotografie” kann ich sehr empfehlen. Steht viel Schlaues zum Thema drin.

Meine Portraits mache ich gerne indoor mit dem verfügbaren Licht. Allerdings auch ganz gerne mit Dauerlicht, falls wetter- oder uhrzeitbedingt mal weniger natürliches Licht zur Verfügung steht.

 

  1. Nenne uns doch den einen oder anderen Künstler/Fotografen der Dich persönlich am meisten inspiriert?

Wenn ich alle Fotografen und Fotografinnen auflisten würde, deren Bildbände bei mir in den Regalen stehen und zur Inspiration immer wieder herausgenommen werden, würde dies den Umfang des Interviews sprengen. Es gibt da aber schon ein paar Fotografen, deren Fotos und Bildbände mich besonders inspirieren. Alle haben, oder tun das auch heute noch, auf Film fotografiert. Zu Beginn meiner Menschenfotografie war ich ein sehr großer Fan von Helmut Newton. Mit der Zeit kamen dann Fotografen wie Marc Lagrange, Peter Lindbergh und Vincent Peters hinzu. Nicht unerwähnt möchte ich Andreas Jorns lassen, der auch nicht ganz unschuldig an meiner Präferenz der Schwarzweiß-Fotografie ist.

 

  1. Magst du unseren Lesern kurz dein hauptsächlich genutztes Equipment verraten?

Analoge Fotografie spielt sich bei mir hauptsächlich im Mittelformat ab. Deshalb kommt auch überwiegend meine Hasselblad 500 C/M mit dem Planar CF80/2,8 oder dem Sonnar CF150/4 zum Einsatz.

Vor ein paar Jahren habe ich die noch größeren Formate entdeckt und mit einer Graflex Crown Graphic begonnen die Faszination des Großformats zu erkunden. Dazu kam dann wegen der zusätzlichen Verstellmöglichkeiten eine Sinar F2 dazu, die ich jetzt überwiegend verwende. Die Graflex behalte ich wegen des geringen Gewichts und der leichten Transportierbarkeit trotzdem.

Wenn ich mal das Bedürfnis verspüre einen Kleinbildfilm zu verschießen, was eher selten vorkommt, greife ich zu einer meiner Nikons (F3, FM2 oder F100).

 

  1. Welche Filme kommen bei Dir hauptsächlich zum Einsatz?

Ich bin ein großer Fan des Kodak Tri-X. Ich mag dieses Zeitlose, das der Film den Fotos verleiht. D.h. Nicht zu altmodisch und auch nicht zu modern im Look. Dazu darf der gerne auch ein wenig körnen. Wobei das Korn im Mittelformat und erst recht im Großformat nicht so extrem durchschlägt. Da kann man ihn m.E. gerne auch in Rodinal entwickeln.

Auch bei den anderen Filmen, die ich alternativ einsetze greife ich zu klassischen Emulsionen. Hier nutze ich im Mittelformat den Rollei RPX und die Fomapans ganz gerne. Im Studio die 100er und für available Light die 400er. Bei Farbe greife ich zum Kodak Portra mit der zur Situation passenden Empfindlichkeit.

 

  1. Erzähl unseren Lesern doch ein bisschen über deinen Arbeitsablauf nach dem Fotografieren… gibst du deine Filme zum Entwickeln und evtl. Digitalisieren ins Fachlabor oder erledigst du das selbst?

Eigentlich passiert nach dem Fotografieren nichts Besonderes mit den Filmen. Außer, dass sie manchmal recht lange auf die Entwicklung warten müssen. Eine kleine Schwäche von mir.

Ich arbeite hybrid, da mir der Platz für eine dauerhaft eingerichtete Dunkelkammer fehlt und ich auch keine Lust habe ständig das Equipment aufzubauen und hinterher wieder zu verstauen. Deshalb entwickle ich nur die Filme und scanne diese ein. Wobei ich nur die SW-Filme selbst entwickle. Für die wenigen Farbfilme, die bei mir anfallen, lohnt sich der Aufwand m.E. nicht.

Als Entwickler kommen bei mir bewährte Markenentwickler wie Rodinal, X-Tol, HC-110 oder Spürsinn HCD zum Einsatz. Diese wähle ich passend zum Film aus, wobei da die Vorlieben auch wechseln. Zur Zeit nehm ich den HC-110 ganz gern.

Nach dem Scannen werden die gelungenen die gelungenen Aufnahmen digital entfusselt und ein wenig aufgepeppt. Das heißt meistens eine Kontraststeigerung mittels Gradationskurve und gegebenenfalls ein wenig partielles Aufhellen und Abdunkeln. Besonders gut gelungene Bilder drucke ich danach auch aus. Da verfolge ich die Philosophie, dass ein Bild, das nicht wert ist gedruckt zu werden, auch nicht wert ist im Netz gezeigt zu werden.

 

 

 

 

 

 

 

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