Im Interview mit Anna Försterling

Daniela:
Hallo Anna,
ich bin auf Dich wegen deiner sinnlichen s/w Aufnahmen bei Facebook/Instagram aufmerksam geworden. Was machen deine Bilder aus?

Anna:
Diese Frage ist gar nicht so einfach für mich zu beantworten. Ich denke, dass alle meine Bilder eine gewisse Natürlichkeit und Ehrlichkeit auszeichnet. Auch versuche ich, alles auf ein Wesentliches zu reduzieren. Beispielsweise verzichte ich komplett auf Schmuck, da er für mein persönliches Empfinden einfach den Blick vom Menschen ablenkt.

Daniela:
Ich glaube gelesen zu haben, dass du gelernte Fotografin bist. Wie hat das deine jetzige Fotografie geprägt?

Anna:
Man könnte sagen, dass mir die Ausbildung eine Richtung gewiesen hat. Ironischerweise aber nicht in dem Sinne, wie es in dem Handwerksberuf des Fotografen gelehrt wird. In der Ausbildung (und natürlich im Beruf) bist du ein Dienstleister, der mit Hilfe der richtigen Anwendung seiner Technik zum gewünschten Ziel/ Kundenwunsch gelangt. Für mich habe ich festgestellt, dass ich die Fotografie nicht als Dienstleistung, sondern mehr als künstlerisches Medium sehe.

Ich habe durch die Ausbildung gelernt, meine Technik einzusetzen, um mich gezielt ausdrücken zu können.

Daniela:
Du arbeitest mal mit natürlichem Licht, mal mit künstlichem Licht. Was gefällt Dir persönlich besser und warum?

Anna:
Das hängt von der Idee ab, die ich umsetzen möchte. Manchmal möchte ich mich vom Licht leiten und inspirieren lassen, manchmal möchte ich wiederum die Kontrolle über das Licht. Das Studio erschafft einen eher künstlichen und klaren Raum und man muss sich genauestens bewusst sein, wie man den Menschen beleuchtet. Außerhalb des Studios passt man sich da eher an und ich habe gemerkt, dass ich da entspannter arbeiten kann.

Daniela:
Wie würdest du deinen Stil in drei Worten beschreiben?

Anna:
Natürlich, Minimalistisch, Ruhig.

Daniela:
Kleinbild, Mittelformat, Großformat. Mit was fotografierst du am liebsten bzw. ist dein Lieblingskamera-FilmSet?

Anna:
Oft nutze ich eine Kleinbild- und eine Mittelformatkamera, wenn ich bewusst fotografieren gehe. Allerdings merke ich auch jedes Mal, dass ich viel entspannter fotografieren kann, wenn ich nur eine Kamera dabei habe. Wenn ich etwas „hektischere“ Motive vor mir habe, nutze ich gern das flexible Kleinbild mit Autofokus, ansonsten immer Mittelformat. Die Pentax 67 ist mittlerweile zu meiner Lieblingskamera  geworden, es gibt so tolle Objektive und die Handhabung ist so praktisch! Aber viel wichtiger ist natürlich das Bild das entsteht, und ich liebe einfach die Bildwirkung des Mittelformats.

Großformat habe ich privat noch nicht fotografiert, gehört aber zu meinem Wunsch.

Was die Filme betrifft habe ich mich etwas durchprobiert und bin bei den Kodak- und Fuji-Filmen hängengeblieben. Der Kodak TMAX400 und der Fuji Neopan Across 100, das sind die beiden Schwarzweißfilme, die ich immer dabei  habe. Bei Farbe ist es eindeutig die ganze Portra-Familie.

Daniela:
Was würdest du unseren Lesern mit auf dem Weg geben, die gerade in die analoge Fotografie einsteigen?

Anna:
Auf jeden Fall sollte man sich nicht auf die Technik versteifen und weniger auf das „gut“ und „schlecht“ von anderen Fotografen verlassen. Was ein Bild ausmacht ist die Bildstimmung und der emotionale Gehalt, und natürlich auch was man ausdrücken und zeigen möchte. Aber insgesamt sind das auch eher allgemeine Tipps, speziell zur analogen Fotografie wäre mein Rat, nicht gleich zu frustrieren, wenn die Ergebnisse mal nicht so aussehen, wie man es wollte. Und sich auf jeden Fall nicht entmutigen zu lassen, selbst zu entwickeln!

Daniela:
Deine Aufnahmen wirken meist sehr ruhig und unaufgeregt. Hast du vorher ein Konzept oder handelst du frei aus dem Bauch heraus?

Anna:
Es ist nicht unbedingt ein Konzept, aber ich habe zumindest immer eine gewisse Grundvorstellung. Ich schaue mir den Menschen an und entscheide dann, wie ich ihn darstellen möchte. Mal sehr minimalistisch, mal romantisch in Spitzenkleidern … das ist wirklich ganz unterschiedlich. Vielleicht verschlägt mich meine Tagesform aber auch mal in eine ganz andere Richtung.

Daniela:
Warum fotografierst du s/w und nicht in Farbe?

Anna:
Ab und zu fotografiere ich schon in Farbe, das hängt tatsächlich immer von dem Zusammenspiel der Farben zwischen Motiv und Umgebung ab. Generell entscheide ich das nach Bauchgefühl und natürlich nach den Vorstellungen, die ich schon vor dem Motiv habe.

Dennoch finde ich oft Schwarzweiß-Portraits reizvoller, da sie alles auf das Wesentliche reduzieren und die Bildstimmung verstärken.

Ein Grund ist auch noch der, dass ich meine Schwarzweißfilme selber entwickle und dadurch natürlich die volle Kontrolle über meine Negative bekomme.

Daniela:
Und zu guter Letzt: Wo kann man überall deine Werke betrachten und wie hat man eine Chance auf eine Zusammenarbeit mit Dir?

Anna:
Zu finden bin ich auf Flickr und Instagram, seit kurzem habe ich es auch endlich geschafft, meine eigene Website online zu stellen.

Ich freue mich immer über Feedback und interessante Gespräche! Wer mal mit mir zusammenarbeiten möchte, braucht mir bloß eine Nachricht zu schreiben 🙂