Mit der Kamera im Sandmeer und Wattwasser von Baltrum

Erlebnis eines Reise-Workshops für Analog-Fotografen

von Hermann Groeneveld / SilvergrainClassics

Stell dir vor: Anfang Mai, du steigst barfuß durch feuchten Dünensand. Das Meer rauscht, der Wind bläst dir ins Gesicht, die Möwen schreien unaufhörlich. Ein kleines, verwunschenes Wäldchen mit skurriler Baumkulisse verzaubert dich, wie du sie noch nie gesehen hast. Eine meisterhaft gestaltete Architektur als Bollwerk gegen brachiale Wellen bei Sturmfluten lässt dich staunen. Und du hast eine Kamera in der Hand, bereit für das nächste perfekte Bild. Genau so begann unser analoger Fotoworkshop auf der ostfriesischen Insel Baltrum.

Was folgte, war eine Woche voller Licht, Geschichten und Sand in den Taschen (hoffentlich aber nicht im feinen Getriebe der wertvollen Fotoausrüstung). Unser kleines, feines Team – fünf passionierte Fotografen, darunter eine junge Frau, ausgestattet mit Leica-Kameras und Mittelformat-Schätzen wie Hasselblad, Kiev und Mamiya – hatte sich versammelt, um die Insel durch den Sucher neu zu entdecken. Eine Ehre für mich, die Leitung inne haben zu dürfen, unterstützt von Marwan El Mozayen Mitherausgeber und Chefredakteur des internationalen Magazins SilvergrainClassics.

Magische Orte, magisches Licht

Unser Fokus lag auf dem Einfangen der besonderen Stimmung dieser Insel – ob bei bizarren Baumgestalten im verwunschenen Inselwäldchen, den endlosen Dünenlandschaften oder der stillen Kraft der Schutzbauten am Westende von Baltrum. Dazu kam das betriebsame Hafenleben am Tage, mit Pferdefuhrwerken, mit Menschen und ihrem Gepäck, mit Begrüßungs- und Abschieds-Szenen. Oder in aller Hergottsfrüh am menschenleeren Kai, wo die Baltrum-Fähre in das magische Mischlicht der blauen Stunde und einer Laterne getaucht, auf Kundschaft wartet.

Zugegeben, das Wetter war fast zu schön – ein stahlblauer Himmel, der einfach nicht aufgeben wollte. Kein Drama einer plötzlich umschlagenden Witterung, keine Regenstimmung, keine brodelnden Wolken. Dafür umso mehr Spiel mit Wasser, Wind und Licht. Jeder Tag brachte neue Kompositionen, neue Geschichten. Und trotz fehlender Wetterkapriolen: Am Ende der Woche hatten alle ihre Speicherkarten … nein, Filmrollen natürlich … verschossen.

Analog, echt, experimentell

Dank ADOX aus Berlin konnten wir mit dem sagenhaft feinkörnigen Schwarzweiß-Umkehrfilm ADOX Scala 50 arbeiten. Richtig gehört: echte Diapositive in Schwarzweiß! Marwan zeigte uns die Entwicklung direkt vor Ort – mit Geräten von JOBO und einer ordentlichen Portion Know-how. Ich ergänzte das Ganze mit einem kleinen Exkurs in die Welt des professionellen HDR-Scannens mit der SilverFast Archive Suite am Plustek OpticFilm 120. Nicht alles lief reibungslos, wie das bei analogen Prozessen manchmal ist. Norddeutsches UV-Licht spielte uns wohl möglich bei der Zweitbelichtung unserer Filme einen Streich. Selbst Fotografin und Autorin bei SilvergrainClassics Lina Bessonova telefonisch konsultiert, konnte das Phänomen nicht erklären. Doch: Marwan bot die Nachentwicklung aller Filme im Silvergrain Studio & Lab – mit perfektem Ergebnis.

Kulinarik, Kameras und Konversationen

Unsere Homebase: das gemütliche Hotel Fresena bei Tina und Frank Otto. Nach ausgedehnten FotoWalks (manchmal schon zur blauen Stunde um halb fünf!) schmeckte das stets reichhaltige Frühstück dort wie eine Belohnung. Und abends? Da wurde es gesellig. Jeden Tag ein neues Restaurant, gute Gespräche.

Der Austausch unter den Teilnehmern war Gold wert. Nicht nur Technik stand im Mittelpunkt – es ging um Bildideen, Komposition, das Spiel von Schatten und Licht. Und natürlich darum, den Moment zu erwischen, in dem alles stimmt. Kein Zweifel: Die Teilnehmer wussten, was sie taten. Denen musste ich bei Leibe nicht erklären, wie man fotografiert. Es war eine Freude für mich als Leiter, mit so viel Erfahrung und Begeisterung zusammen arbeiten zu dürfen. Um selber dazu zu lernen.

Was bleibt?

Eine Woche voller Bilder, Geschichten und kreativer Energie. Freundschaften, Erkenntnisse, Verbindungen, die bleiben. Und der feste Plan: Wir kommen wieder.

Wenn du also das nächste Mal mitkommen willst – die Kamera bereit, den Blick geschärft, den Kopf voller Bildideen – dann behalte uns auf Eventbrite im Auge. Denn Baltrum wartet, und wir freuen uns auf dich.

Ach ja, ein herzliches Dankeschön an Nina Kordes – sie hat unsere Woche in wundervollen Aufnahmen dokumentiert. In weiteren Beiträgen stellen wir euch die Teilnehmer und ihre Werke noch genauer vor.

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Von links: Marwan El Mozayen (SilvergrainClassics), Redelf Janßen, Nina Kordes, Christian Kalberlah, Hermann Groeneveld (SilvergrainClassics), Andreas Hengst, Gundram Auerswald