JOBO bringt den Aura 35 nach Deutschland
Von Hermann Groeneveld / SilvergrainClassics
Seit über 100 Jahren ist JOBO ein fester Begriff in der analogen Fotografie. Wer Filme entwickelt, kennt die Tanks, Trommeln und Prozessoren aus Gummersbach: zuverlässig, präzise und mit einem legendär sparsamen Chemieverbrauch. JOBO steht für Gleichmäßigkeit in der Entwicklung – vom 8 mm-Film bis hin zum 8×10“-Planfilm.
JOBO goes digital
Doch analog arbeitende Fotografen benötigen heute nicht nur perfekt entwickelte Negative, sondern auch hochwertige Scans. Und genau da hat sich eine Lücke auf getan: Die meisten betagten Scan Systeme, die in den Laboren zum Einsatz kommen, haben ihre Lebensdauer längst überschritten. Sie fallen immer häufiger aus und es wird schwieriger, Ersatzteile zu beschaffen. Ein hochauflösender Scan dauert schon mal 10 bis 20 Minuten. Die Kosten dafür lassen sich kaum noch plausibel dem Kunden in Rechnung stellen. Dann haben die Labore oft nur noch die Möglichkeit, die Geräte außer Betrieb zu nehmen und den Scan-Service einzustellen.
Der richtige Zeitpunkt also, um angesichts des sich rasant entwickelnden Marktes für analoge Filmfotografie den Scan-Service im Dienstleistungsbereich neu zu denken. JOBO hat die Zeichen der Zeit dankenswerter Weise erkannt und ist auf diesen Zug aufgesprungen. Und zwar ohne das berühmte Rad neu zu erfinden: Ein mittlerweile erprobter Kleinbild-Scanner aus Paris, gefertigt aus bewährten Industriekomponenten wird nunmehr durch JOBO’s Engagement auch dem deutschsprachigen Raum zugänglich.

Bewährte Technik in neuem Gewand
Für Hobbyfotografen gibt es durchaus passable Lösungen im Bereich Desktop-Scanner. Wer allerdings täglich im Laborbetrieb 100 Filme und mehr verarbeiten muss, braucht ein Arbeitstier. Deshalb hat Maximilien Steinberg, Chef des französischen Großlabors Nation Photo, die Sache selbst in die Hand genommen. Mit einem Team junger Ingenieure, angeführt von Adrien Veau gründete er Aura Lab. Veau hatte sich bereits während seiner Studienzeit mit der Digitalisierung von Filmmaterialien auseinander gesetzt. Steinberg gefiel Veaus Idee, einen völlig neuen Labor-Scanner zu konzipieren. Er hatte sich vorgenommen, die Industrie mit Laborscannern zu unterstützen.
Nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit entstand der Aura 35. Ein moderner, professioneller Scanner, gebaut aus Industriekomponenten. Robust und blitzschnell ist dieses Gerät und deckt somit die Bedürfnisse von Dienstleistungsbetrieben ab.
Auf dem Salon de la Photo 2024 in Paris stellte Steinberg den Aura 35 vor. Der neue Scanner hat sich in Frankreich zwischenzeitlich bereits etabliert. Seine Leistungsdaten überzeugen: Ein kompletter Kleinbildfilm mit 36 Aufnahmen wird in höchster Auflösung in nur einer Minute gescannt, in niedriger Auflösung sogar in unter 20 Sekunden. Zum Vergleich: 100 Filme lassen sich mit dem Aura 35 in zwei Stunden digitalisieren – statt wie bisher in zwei Arbeitstagen.
Technologisch steckt vielversprechendes aber eben auch bewährtes im Aura 35 drin:
- modernste LED-Beleuchtung;
- ein in der Industrie erprobter RGB-Sensor mit separaten Aufnahmen pro Farbkanal;
- ein hochwertiges Apo-Rodagon-Objektiv;
- eine Software, die den kompletten Filmstreifen scannt und erst danach in 36 Einzelbilder mit je 24 MP aufteilt.
Technisch gesehen ist der Aura 35 also eine Digitalkamera, mit der Kleinbild-Filmstreifen (geschnitten oder am Stück) abfotografiert werden.
Der Scanner kostet 30.000 EUR. Wahlweise ist ein Leasing möglich, das für rund 600 EUR im Monat über fünf Jahre angelegt ist. Für Labore bedeutet das Investitionsschutz und Wertbeständigkeit, durch hohe Verarbeitungsqualität der Hardware, modulare, durch Plugins nachgelagert ausbaufähige Software und absolut überzeugende Scan-Ergebnisse.

SilvergrainClassics begleitet das Projekt
Wir hatten exklusiv die Möglichkeit, die Entwicklung des Aura 35 in Paris zu beobachten, Adrien Veau zu interviewen und das Projekt medial zu begleiten. In Ausgabe 26 von SilvergrainClassics haben wir darüber ausführlich berichtet. Wir konnten uns von der hohen Qualität der Scan-Ergebnisse in einem ausführlichen Praxistest überzeugen: Aura Lab hatte uns bereits zu einem frühen Entwicklungsstadium des Scanners angeboten, einige Filme mit dem Aura 35 zu scannen. Wir freuen uns, das der Scanner von Aura Lab in Fachkreisen überzeugt hat und JOBO seine Verbreitung unterstützt.

Der Aura 35 auf der Imaging World in Nürnberg
Das Traditionsunternehmen JOBO übernimmt nunmehr den Vertrieb des Aura 35 im deutschsprachigen Raum. Interessierte Labore können den Scanner in Gummersbach live testen. Die offizielle Markteinführung erfolgt auf der Imaging World in Nürnberg (10.–12. Oktober). Es wird auch ein Ingenieur von Aura Lab vor Ort sein.
Der Aura 35 hat nach unserer Einschätzung das Potential, den Scan-Service der Labore neu zu beleben und die analoge Szene in Sachen Scans für die Dienstleistungs-Branche auf eine neue Stufe zu heben. JOBO als verlässlicher Player in der analogen Bildwelt kommt dabei mit seiner Vertriebserfahrung und durch seinen hohen Bekanntheitsgrad eine Schlüsselrolle zu.

Technische Daten
Auflösung
4150 DPI optisch,
4000 Pixel auf der kurzen Seite
oder 24 MP für 24×35.
Kann aus HD-Aufnahmen für Auflösungen mit geringerer Qualität sampeln.
Filmtypen
35-mm-Film.
Farbnegativ, Schwarzweißnegativ, Farbpositiv, Schwarzweiß positiv.
Bandscan aus 4 Ansichten oder Vollband.
Unbegrenzte Ansichtsbreite (Halbformat, Panorama…).
Bildsensor
Quadlinearer CMOS-Sensor mit 4096 Pixeln,
12-Bit-Konvertierung,
RGB + Infrarot ohne Interpolation.
Abbildungsoptik
Apochromatische Industrieoptik, optimiert für Flachfeldwiedergabe.
Lichtquelle
Rote, grüne, blaue und Infrarot-LED-Hintergrundbeleuchtung.
Frontbeleuchtung zum Lesen von Tracking-Codes, Twin-Checks etc.
Fokus
Der Fokus ist für eine bessere Stabilität werkseitig festgelegt und kann vom Benutzer oder einem Außendiensttechniker angepasst werden.
Scan Zeit
Ungefähr 20 Sekunden für einen vollständigen Streifen mit 36 Bildern bei voller Auflösung.
Dynamikbereich
3,6 (72 dB), 12 Bit. Je nach Modell ist die Aufnahme in HDR möglich.
Nachhaltigkeit
Der Scanner ist so konzipiert, dass er mit branchenüblichen Teilen leicht repariert und aufgerüstet werden kann.
Quellen
Pressemeldung JOBO; Aura Lab, SilvergrainClassics, Ausgabe 26

Mehr Informationen über JOBO und Aura Lab
SilvergrainClassics, Ausgabe 21
JOBO Joins the Centennial Club
SilvergrainClassics, Ausgabe 26
Aura Lab’s Aura 35: A New Approach to Film Digitization
Mensuren Set und Zubehör für die Papierentwicklung
Scale Set And Accessories For Paper Development
Pocketfilm 110- (und andere 16mm-) Filme daheim entwickelt
E6 allein zuhauseJOBO SilverBase Expert
Adrien Veau hat den Aura 35 Scanner konzipiert und ist der Mitbegründer von Aura Lab, Paris