Jeder der sich ein bisschen mit der analogen Fotografie beschäftigt hat, wird sicher schon etwas von Rodinal gehört haben. Rodinal ist nicht nur der bekannteste Entwickler überhaupt, sondern auch einer der ältesten. Das Patent wurde am 27. Januar 1891 angemeldet. Damit ist er das am längsten auf dem Markt befindliche fotografische Produkt überhaupt und so im Guinness-Buch der Rekorde eingetragen.
Eigenschaften:
Rodinal ist als flüssiges Konzentrat erhältlich und eine Arbeitslösung lässt sich für jede Entwicklung sauber anmischen. Selbst geöffnet ist das Konzentrat praktisch unbegrenzt haltbar. Er ist daher auch für Fotografen interessant, die relativ wenig Filme verarbeiten. Rodinal ist ein Ausgleichsentwickler. Das bedeutet, dass die Gradationskurve des Negativs recht flach ausfällt. Das ist besonders bei kontrastreichen Motiven von Vorteil, damit die Tiefen und Lichter ausreichend Details behalten. Zu empfehlen ist ein Ausgleichsentwickler auch für die Fotografie mit Kleinbild und Mittelformat, da hier nicht jedes einzelne Foto separat entwickelt werden kann und man damit einen guten Kompromiss eingeht. Zudem bietet Rodinal einen sehr hohen Schärfeeindruck. Dieser entsteht durch die Hervorhebung des Filmkorns und durch den Kanteneffekt. Letzterer steigert den Kontrast in den Bereichen, an denen unterschiedlich belichtete Regionen eines Bildes ineinander übergehen. Ähnlich wie die Funktion „Klarheit“ in Bildbearbeitungsprogrammen. Wer also allgemein sehr hohe Kontraste mag, oder nichts mit grobkörnigen Negativen anfangen kann, wird nicht so viel Freude mit Rodinal haben.
Verarbeitung:
Kontraste und Schärfe lassen sich, wie bei anderen Entwicklern, über die Art der Verarbeitung steuern. Je höher man Rodinal verdünnt, umso ausgleichender und schärfer wird das Ergebnis sein. Übliche Verdünnungen sind 1+25 und 1+50, aber auch 1+100 oder gar 1+200 wird von einigen angewandt. Die übliche Verarbeitungstemperatur solle 20°C nicht überschreiten. Das Korn wird dadurch nur noch stärker hervorgehoben. Wer versuchen möchte das Korn so gering wie möglich zu halten, sollte vielleicht sogar auf noch geringere Temperaturen zurückgreifen. Viele schwören auf 18 bis 19,5°C. Bei der Verarbeitung ist zu beachten, dass man nicht zu stark bewegt, damit der Kanteneffekt entstehen kann. Daher sollte man den Tank maximal alle 30 Sekunden 1 mal kippen. Zusätzlich wird von Agfa empfohlen für jeden Film eine Mindestmenge von 10ml Konzentrat zu verwenden. 5ml sind jedoch noch hinreichend. Einige nutzen Rodinal mit einer sehr hohen Verdünnung, wie etwa 1+100 und greifen auf die Methode der Standentwicklung zurück. Dabei wird die Dose beispielsweise nur alle 30 Minuten oder gar nicht bewegt. Es gibt Fotografien, die mit dieser Methode sehr scharfen Aufnahmen erhalten haben. Ich habe damit leider noch keine wirklich guten Erfahrungen machen können. Der Vorteil dabei ist allerdings, dass die Negative sehr gleichmäßig entwickelt werden. So kann ein einzelner Filmstreifen simultan gepusht und gepullt werden. Folglich ist diese Arbeitsweise praktisch für Filme, über dessen Belichtung man sich nicht sicher ist.
Aktueller Markt:
Seit der Insolvenz von Agfa im Jahr 2005 gibt es kein originales Rodinal mehr. Jedoch haben verschiedene Firmen eigene Entwickler auf den Markt gebracht, die dem Rezept von Agfa entsprechen. Dabei unterscheidet man zwischen dem Ur-Rezept und der aktuellsten Version. Rodinal wurde nämlich im laufe der Zeit immer wieder von Agfa „verbessert“. Die Unterschiede beider Versionen sind aber nur sehr gering. Das aktuelle Rodinal bleibt als Konzentrat etwas länger klar und arbeitet etwas kornanlösender. Verdünnungen und Zeiten kann man bei beiden Versionen trotzdem gleich behandeln.
- Dem Ur-Rezept entsprechende Entwickler:
Compard R09 One Shot
Fomadon R09
Adox APH 09 - Entwickler die der neusten Rodinal Rezeptur entsprechen:
Adox Rodinal / Adox Adonal
Tetenal Paranol S
Zusammenfassung:
Als ich damals damit anfing meine Filme selbst zu entwickeln, war Rodinal mein erster Entwickler. Natürlich muss man zuvor wissen, was man möchte. Ich war sehr erpicht auf einen klassischen Look, eine einfache Handhabung und eine lange Haltbarkeit. Diese Erwartungen hat Rodinal mehr als erfüllt. Wer darauf steht, kann damit auch reichlich Filmkorn erzeugen. Hohe Temperaturen und Filme ab ASA 400 bilden ein sehr grobes Korn. Gegenwärtig ist mir Rodinal manchmal zu flach und für einige Filme zu grob. Für mehr Kontrast oder alles ab ASA 400 nutze ich daher nun Kodak HC-110. Diesem Entwickler werde ich meinen nächsten Artikel widmen. Ich hoffe ich konnte hiermit einiges über Rodinal erläutern. Wer noch Fragen oder Ergänzungen hat, darf diese gerne in den Kommentaren posten.
- Verdünnungen:
1+25, 1+50, 1+100, 1+200 - Eigenschaften:
Sehr scharf und ausgleichend
Wirkung über die Verdünnung steuerbar - Bewegung:
Nicht zu stark
Maximal alle 30 Sekunden - Mindestmenge:
5-10ml pro Film
Nützliche Links:
Beispielaufnahmen
Entwicklungszeiten
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