Story Behind The Image: Film Noir

Viele Bilder haben eine Geschichte… manche eine lange, andere eine kurze… Manche Bilder sind für den Fotografen oder den Abgelichteten wichtig, weil er eben eine Erfahrung oder ein Gefühl damit verbindet. Sei es, weil der Moment in dem das Bild spontan aufgenommen wurde eine besondere Bedeutung hat, oder weil man lange auf dieses Bild hingearbeitet hat, oder weil alles anders kam als geplant.

Ich möchte euch heute eine Geschichte zu einem Shooting erzählen bei dem für eine Rolle 120er Film mehrere Stunden intensiv gearbeitet wurde. Eigentlich sollte es eine Serie werden (die ich der Vollständigkeit halber auch hier zeige) die eine Geschichte in Film-Noir-Stil erzählt aber letztendlich sind die ersten beiden Aufnahmen die markanten Bilder geworden.

Hier die Geschichte:

Am Abend in einem verrauchten Hinterzimmer einer Kneipe treffen sich die Kleinkriminellen des Stadtteils um Ihre Kassen beim Poker etwas aufzubessern… Einer der Spieler hat noch einen Trumpf mehr im Ärmel… [hier im Scan leider schwer zu erkennen: es gibt fünf Asse am Tisch, die beiden gleichen sind direkt zur Kamera gerichtet]
…der Schwindel fliegt auf… Es entbrennt eine heftige Auseinandersetzung mit wilden Drohungen…
…einige Abende später, der Betrüger ist wieder auf Tour… hört seine Frau, die zuhause sitzt, plötzlich ein Geräusch und schreckt auf…
… der Betrogene macht seine Drohung wahr – eine Jagd durch das Haus beginnt…
…als der Schwindler nach hause kommt und das Licht im Flur anknipst fällt ein Lichtkegel durch die halb geöffnete Tür auf den Körper seiner ermordeten Frau…
…jetzt ist es zu spät…die trauer wird in Alkohol ertränkt… Rache ist ein Gericht das kalt serviert wird.

 

Das Shooting fand im März 2017 statt, die Idee kam allerdings schon ein knappes halbes Jahr vorher… Auch die Vorplanungen begannen einige Monate vorher. Es fehlte eigentlich nur eine geeignete Location. Anfang 2017 kam dann die Idee auf mit einem größeren Team an Fotografen, Models und Visas für ein verlängertes Shooting-Wochenende mit mehreren Projekten auf ein altes Schloss nahe Chemnitz zu fahren das im Familienbesitz eines Bekannten eines der Models ist. Die Location stellte sich auch als optimal für mein Film-Noir-Projekt heraus. Sowohl die vorhandenen Einrichtungsgegenstände, sowie auch die Räumlichkeiten waren optimal.

Als Kamera kam meine Mamiya RB67 Pro SD vorwiegend mit dem Sekor C 50mm f/4.5 zum Einsatz. Als Filmmaterial verwendete ich Ilford HP5 Plus der für 6:45 Minuten in Rodinal 1+25 entwickelt wurde, Belichtet habe ich auf 400ASA. Alle Aufnahmen entstanden mit Blitzlicht.

Bild 1, 2 und 3 wurden im oberen großen Festsaal aufgenommen. Hier wurde für die Tischszene über die Emporen die hier in ca. 3 Metern Höhe sind eine Traverse über den Tisch gebaut an dem ein Studioblitz mit Beauty Dish befestigt wurde um eine Lampe zu simulieren. Der Rauch kommt aus einer Nebelmaschine. Bei Bild 3 steht der Beauty Dish auf einem Stativ – es wurden bewusst starke Kontraste gewählt um die Dramatik zu steigern.

Bild 4 – die Verfolgung – entstand dann oben auf der Empore… Ich bin mit dem Bild leider nicht so glücklich, es ist irgendwie nicht düster genug. Eigentlich wollten wir die Aufnahme im Treppenhaus machen aber das ging Platzmäßig leider nicht.

Bild 5 und 6 wurden dann am nächsten Tag abends nach einem anderen Shooting aufgenommen im Untergeschoss des Schlosses im kleinen Festsaal. Hier kamen Studioblitze mit Standardreflektoren zum Einsatz. Der Lens-Flare im letzten Bild war so nicht geplant, gefällt mir aber ganz gut.

Das ganze Shooting wurde auf eine einzige Rolle 120er Film (auf der RB67 gerade einmal 10 Aufnahmen) geschossen. Dabei wurden die Aufnahmen 1 und 2 Mehrfach gemacht um hier eine Auswahl bezüglich der Rauchschwaden zu haben.

Auch der Zeitliche Ablauf war relativ heftig… nach der Ankunft und dem Abendessen am Freitag nahm gegen ca. 21 Uhr die Visa ihre Arbeit auf und wir bastelten das Abenteuerliche Blitzkonstukt in den Festsaal und bauten die Szene auf. Um ca. 0:00 Uhr starteten. Nach der Tischszene, Bild 3 und der Feststellung das es im Treppenhaus nicht so klappt entstand dann die Verfolgungsszene auf der Empore gegen 4:30 Uhr morgens. Total geplättet ging es ins Bett – Frühstück um 9:00 Uhr. Am Samstagabend dann ein weiteres aufwändiges Projekt einer Fotografin/Visa und anschließend machte ich dann gegen 21:30 Uhr die letzten beiden Aufnahmen der Serie.

Hier noch ein Foto der kompletten Chaostruppe die Am Shooting beteiligt war (leider Digital)

 

Die ganze Crew 🙂

 

Und noch eine kleine Runde „Behind The Scenes“ – Minolta X-700 // Minolta Roffor 50mm f/1.7 // Ilford HP5 Plus @1600ASA // Kodak HC-110B 11 Minuten

Behind The Scenes
Me, Myself and I
Jenny bei der Arbeit
ging leider nicht im Treppenhaus
Spieglein Spieglein…
Frühstück!

 

Du hast selbst ein Bild mit einer Geschichte dazu auf Lager das du in diesem Format vorstellen möchtest? Erzähl uns davon via Facebook-Nachricht oder Email!

 

Mehr von mir gibts hier zu sehen 😉

http://sieberphotoart.de/

http://facebook.com/sieberphotoart/

Nach ein paar Jahren Digitaltechnik, begann ich mich für die analoge Fotografie zu interessieren. Ich spezialisierte mich auf den analogen Schwarz-Weiß-Prozess, der auch aktuell meinen Schwerpunkt bildet. Hauptsächlich arbeite ich Mittelformat mit der Mamiya RB67 Pro SD und der Mamiya 645 Super, nutze aber auch eine 4×5 Inch Großformatkamera und diverse Minolta Kleinbildkameras. An der analogen Schwarz-Weiß-Fotografie reizt mich einerseits die Reduktion auf das Wesentliche, sowie die andererseits schier unendlichen Möglichkeiten die der Prozess bietet. Wenn ich in Farbe arbeite so fällt meine Wahl immer mehr auf Diafilm.