Neue Bilder erfüllen mich mit Begeisterung – weltliche Veränderungen mit großer Angst

Als junger, begeisterter Fotoenthusiast präsentierte er voll Stolz Ansel Adams seine Landschaftsaufnahmen. Worauf Adams erwiderte: „Ich mag die Orte, die du fotografierst hast. Aber deine Bilder sagen mir nichts.“
Heute ist Bruce Barnbaum ein international geschätzer Fotograf, Bestsellerautor, Lehrer und Meister der Dunkelkammer. Seine Leidenschaft für Fotografie und sein großartiges didaktisches Talent fanden Eingang in zahlreiche Bildbände, die immer zugleich auch Lehrbuch sind. The Art of Photography ist eines der meistverkauften Fotografiebücher weltweit. Mit Discoveries of a Lifetime legt Barnbaum nun seinen Magnum-Opus-Bildband vor.
Trotz traumhafter Auflagenzahlen seiner didaktisch konzipierten Bildbände in verschiedenen Sprachen musste für dieses Werk erst ein Kickstarter-Projekt für dessen Finanzierung bemüht werden. Und das mit großem Erfolg, wie Kickstarter-Günder und Verleger von Barnbaums neustem Werk Marwan El Mozayen aus Bad Nauheim, Deutschland konstatiert: „258 Unterstützer trugen 32.646 € bei, um dieses Projekt zu verwirklichen.“

Niemand kann es besser erzählen, als Bruce Barnbaum selber, wie es zu dieser Zusammenarbeit kam:
„Als ich mich auf die Suche nach einem Verlag für meine Idee eines Buches mit Bildern machte, die noch nie veröffentlicht worden waren, meldete sich Charys Schuler von Silvergrain Publishing und sagte, dass sie das Buch gerne veröffentlichen würde. Das war ein unerwartetes Geschenk für mich, obwohl ich seit der Gründung des Magazins SilvergrainClassics regelmäßig Beiträge geliefert hatte. So begannen wir, gemeinsam an einem Buch zu arbeiten. Und zwar auf der Basis von reiner Freundschaft und Vertrauen; wir haben nie einen Vertrag aufgesetzt. Wir haben nie Anwälte eingeschaltet. Wir arbeiteten mehr als zwei Jahre lang zusammen und ’schusterten‘ langsam ein Buch zusammen, auf das wir heute beide stolz sind.“
Beim ersten Durchblättern schon wird klar: Wir bewegen uns mit Bruce Barnbaum in der analogen Bilderwelt. Mit akribisch ausgearbeiteten Schwarzweiß-Bildern subtiler Grauwerte aus der klassischen Dunkelkammer haben wir es hier zu tun. Genau muß man schon hinsehen, ganz genau und das möglichst bei Tageslicht. Um die handwerkliche Qualität der Bilder mit ihren feinen tonalen Abstufungen zu entdecken braucht es gutes Licht und viel Muße. Dabei mag bewußt werden, dass wir von knalligen Farben und knackigen Kontrasten aus der digitalen Bilderwelt auf High-End-Displays unserer digitalen Endgeräte bisweilen geblendet werden. Das wir ein Stück weit unsere Sensibilität für die gelungene Wiedergabe eines Bildes auf bedrucktem Papier vernachlässigt haben. Bruce Barnbaum führt uns dankenswerter Weise wieder genau dorthin zurück.

„Natürlich ist die handwerklich perfekt aufgenommene und ausgearbeitete Fotografie essentiell für die Bildwirkung“, konstatiert Barnbaum. „Allerdings liegt mein Haupt-Augenmerk stets auf dem Bildinhalt und seiner Komposition. Alle Aspekte des fotografischen Prozesses sind wichtig, und die wichtigsten von allen sind die beiden Aspekte des Sehens und der Vorstellungskraft“.
Barnbaum ist seinem didaktischen Ansatz auch in diesem Werk treu geblieben. Weniger stehen fototechnische Aspekte im Vordergrund. Im lockerer Erzählweise nimmt er den Leser mit auf Reisen persönlicher Erlebnisse und Emotionen, die sich mit seinen Bilden und dem Fotografieren zum richtigen Zeitpunkt verbinden. Vielmehr will er den anspruchsvollen Fotografen dazu ermuntern, seine eigene fotografische Identität und den Weg für eine persönliche Bildsprache zu entdecken und zu fördern.
Geschickt wird dieses Ansinnen durch das großzügige, bewußt konservativ gehaltene Layout unterstützt: Jedes Bild steht für sich allein auf der rechten Buchseite. Links der begleitende Text dazu. Nur bei seinen Architekturaufnahmen nutzt Barnbaum die Doppelseite für sich jeweils gut ergänzende, manchmal auch absolut konträre Bildinhalte. Er verzichtet hier auf Texte. Das erzeugt interessante Spannungen und Wechselwirkungen durch den Eindruck zweier Bilder auf einen Blick.
Zwischen thematisch gegliederten Bildstrecken sind ausführliche Essays platziert, in denen Bruce Barnbaum seine Gedanken über sein fotografisches Schaffen vertieft. Dieses Buch lässt sich nicht in einem Rutsch durchlesen. Vielmehr nimmt man sich einzelne Themen vor, arbeitet sie durch, dringt ein, saugt sich geradezu fest an Bildern und Texten. Um dann den Band wieder für eine Weile aus der Hand zu legen. An diesem Werk wird der fotointeressierte Betrachter und Praktiker dauerhaft und immer wieder Freude finden.

Man darf Discoveries of a Lifetime getrost als Barnbaums wohl persönlichstes und eindringlichstes Werk ansehen, mit bisher nie veröffentlichtem Bildmaterial. „Die Bilder repräsentieren einen Querschnitt meiner fotografischen Interessen im Laufe meiner Karriere,“ bringt Barnbaum die Themenvielfalt des Bandes auf den Punkt. Landschaften und Architektur sind seine bevorzugten Sujets. Oft geht er ins Detail. Manchmal sogar bis in die Unkenntlichkeit des Ursprungs der Motive. Der Betrachter mag rätseln, was hat der Barnbaum da bloß fotografiert. Bis durch geschickte Abstraktionen völlig neue Bilder entstehen, letztlich Kreativität und Phantasie beim Betrachter gefragt sind.
Bruce Barnbaums Arbeit ist erfüllt von Liebe und Respekt für die Natur und für von Menschenhand und -geist Geschaffenes. Er inspiriert Menschen auf der ganzen Welt, sich für unsere Umwelt und unsere Kultur, für das Bewahren einzusetzen. Das mag man Barnbaums Bildern entnehmen. Und seinen Worten glauben, mit denen er sein Werk mit einem Blick in seine persönliche fotografische Zukunft schließt: „Neue Bilder erfüllen mich mit Begeisterung – weltliche Veränderungen mit großer Angst.“