Lumenprint – Weinblatt auf Fotopapier – von Bernd Hutschenreuther
Für die Aufnahme habe ich die Fotogramm-Technik verwendet. Dazu wird ein Gegenstand
(hier das Blatt) auf Fotopapier gelegt und mit einer Glasscheibe abgedeckt Das erfolgt im
Zimmer bei geringer Helligkeit, eine Dunkelkammer ist nicht erforderlich. Dann wird die
Anordnung ins Sonnenlicht gebracht und belichtet.
Die Belichtung der Kontaktkopie erfolgt bei Sonnenschein und die Dauer beträgt zwischen
15 Minuten und mehreren Stunden, abhängig von Sonnenstand, Jahreszeit und gegebenenfalls
Bewölkung.
Das vorliegende Weinblatt wurde in prallem Sonnenlicht belichtet und hatte ca. 45 Minuten
Belichtungszeit; ich habe aber nicht gemessen, sondern das Bild nach der Färbung beurteilt.
Das Weinblatt war frisch und noch leicht lichtdurchlässig. So wurde seine Struktur auf dem
Fotopapier abgebildet. Interessant ist die Färbung des Schwarz-Weiß-Fotopapiers. Sie ist ab-
hängig vom Fotopapier, aber auch von Belichtungszeit, von der verwendeten Pflanze, von der
Temperatur und anderen Faktoren. Wie sie überhaupt zustande kommt, ist mir unklar, denn es
ist Schwarz-Weiß-Papier.
Ich habe stark überlagertes Orwo-Fotopapier verwendet. Prinzipiell spielt die Sorte keine Rolle
für das Verfahren. Die Farbe kann aber von der Sorte abhängen. Das Papier hatte ich ohne Hülle
als Abfall bekommen. Ich weiß nur, dass es ORWO-Papier ist.
Wegen der geringen Lichtempfindlichkeit kann man das Bild problemlos scannen, ohne dass die
geringe Nachbelichtung stört. Das Verfahren orientiert sich an der ersten Fotografien des 18. und
19. Jahrhunderts. Dabei wird die Lichtempfindlichkeit von Fotopapier auf Silberbasis ausgenutzt,
das Ganze ohne zu entwickeln und zu fixieren. Die Sensibilisierung spielt keine Rolle, da nicht
entwickelt wird.
Die Bezeichnung „Lumenprint“ für die Kontaktkopien, die weder fixiert noch entwickelt werden,
habe ich im Internet gefunden. Insbesondere John Fobes hat sich darum im englischen Bereich
verdient gemacht. Von ihm hatte ich wesentliche Informationen und Beispiele zum Verfahren.
Eine Sammlung verschiedener Fotografen findet man bei Flickr:
www.flickr.com/groups/withoutdeveloping/pool/
Das prinzipielle Verfahren hatte ich schon als Kind in den 1960er Jahren verwendet, damals mit
Vogelfedern und Stiften, die ich samt Fotopapier im Klassenzimmer am Fenster platziert und
belichtet hatte.
Fixieren ist prinzipiell möglich, aber dabei werden die Bilder viel blasser. Die Bilder bleiben
ohne Fixieren natürlich lichtempfindlich und müssen deshalb im Dunkeln aufbewahrt werden,
wenn sie erhalten bleiben sollen. Die Lichtempfindlichkeit ist jedoch gering und hauptsächlich
im blauen und ultravioletten Bereich vorhanden. Im 19. Jahrhundert, vor der Erfindung des
Fixierens, wurden solche Bilder dann bei Kerzenlicht betrachtet und in dunklen Schubladen
aufbewahrt.
Mehr von Bernd Hutschenreuther:
https://hutschi.wordpress.com
www.flickr.com/photos/116228447@N06/