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Als Axel mich fragte, ob ich etwas über sein Buch „Analogie“ schreiben könne, sagte mein impulsives Ich sofort Ja. Später fragte ich mich, ob ich dem Ganzen überhaupt gerecht werden kann. Ich bin weder Kunsthistoriker, Journalist oder in irgendeiner anderen Form schreiberisch aktiv. Nur jemand, der selbst auch viel photographiert und in der Dunkelkammer mit Papier, Glas und Chemikalien herumspielt. Aber vielleicht denke ich gerade wieder zuviel darüber nach. Das ist doch in unserer heutigen Zeit ein allgemeines Problem. Alles muss sofort passieren, schneller, weiter, höher. Gefühle werden zerdacht und unsere Wahrnehmung auf eine extreme Schnellebigkeit trainiert. Vielleicht ist genau das ja der Grund, warum Menschen wie Axel ihre künstlerische Ausdrucksform in der rein analogen Welt suchen, um die Essenz ihres Schaffens in der Form von Papier, als chemischen Abzug oder als gedrucktes Buch, zu präsentieren. Als Gegenpol zu unserer immer hektischer werdenden Zeit.
Schnitt. Ich lege eine Schallplatte auf. Miles Davis Klassiker, und meiner Meinung nach eines der besten Jazz Alben überhaupt, „Kind of Blue“ scheint mir angemessen. In vielerlei Hinsicht. Axel mag auch analoge Musik in Form gepressten Vinyls. Das beschreibt er auch sehr schön im Buch. Und der Begriff „klassisch“ kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man sich die Bilder in „Analogie“ anschaut.
Ich fühle mich stilistisch in die 1920er Jahre der Pariser Künstlerszene zurück versetzt. Eine großartige Zeit. Trotzdem fühlen sich die Bilder sehr modern an. Axel nähert sich den von ihm photographierten Menschen mit sehr viel Fingerspitzengefühl. Da musste ich an den, leider vor 10 Jahren verstorbenen, ebenfalls aus Leipzig stammenden Photographen Günter Rössler denken, der in seinen Akt-Photographien eine sehr ähnliche Sensibilität zeigte. Das gelingt nur wenigen Photographen. Dabei entfalten die Bilder eine wohlige innere Ruhe beim Betrachten, ohne in die Belanglosigkeit zu driften. Durch die Ruhe und die Reduzierung erschließt sich in meinen Augen eine besondere Tiefe. Und die von Axel genutzte Technik des Lith-Prints ist der perfekte Träger für seine emotionalen Visionen.
Oha, bin ich nun an dem Punkt angekommen, an dem die Technik, wie so oft bei Photographen, zu sehr in den Mittelpunkt gerät? Böse Falle. Aber ein wenig muss ich die Technik erwähnen, zeigt es doch auch viel von dem, wie Axel seine Bilder erschafft. Denn eines hat sich in einigen unserer Tech-Talks zum Thema Lith-Prints gezeigt: Axel ist ein absoluter Perfektionist. Und das spiegelt sich im gesamten Buch wider. Die Essenz des Perfekten im Unperfekten.
Ich muss zugeben, seine Bilder treffen zu 100% meinen Nerv in Sachen Bildästhetik und Emotionalität. Und ich weiß gar nicht, wie oft ich mir das Buch und einzelne Bilder darin mittlerweile angeschaut habe. Einige daraus kannte ich bereits aus Instagram, aber es ist etwas ganz anderes diese Bilder in Form eines schönen Buchs in Händen zu halten, und sich ganz in Ruhe damit zu beschäftigen, statt sie für nur eine Sekunde in Briefmarkengröße auf dem Bildschirm eines mobilen Telefons in einem Feed voller Schnelllebigkeit zu sehen.
Und bevor ich diese meine kleine Lobhudelei (aus tiefstem Herzen) an dieses wunderbare Buch und den wunderbaren Menschen Axel Schneegass schließe, möchte ich hier noch das im Buch verwendete Zitat Man Rays mit einfließen lassen:
„Aber die Photographen verstehen das nicht. Sie lieben das Detail, die Schärfe. (…) Wenn meine Schüler mir wunderbare Abzüge zeigen (…) auf denen jedes Härchen, jede Pore der Haut zu sehen sind, dann sage ich ihnen: Sehr hübsch, aber das Photo ist nicht von euch. Das ist von Professor Carl Zeiss. Der hat neun Jahre gebraucht, um die Krümmung des Objektivs zu berechnen, durch das ihr ein so scharfes Photo bekommt. Ihr seid nichts weiter als Handwerker.“
Mark Doerr
Kollektivmaschine.de
Analogie
128 Seiten, 22/26 cm
Englisch/Deutsch
Offset-Druck auf Gmund Lakepaper Blocker perfect white 135g/sqm
Einband Bramente Blackboard 2mm schwarz mit Blindprägung
https://axelschneegass.de/produkt/bildband-analogie
Begleitet wird das Buchrelease durch die Ausstellung „Analogien“ in der Leipziger Galerie TscharT. Noch bis zum 02. Juli sind die über 30 Silbergelatine-Prints zu sehen. Die Finissage ist öffentlich und findet am 2. Juli ab 19:00 Uhr statt.
Galerie TscharT – Tschaikowskistr. 21 – 04105 Leipzig – https://galerie-tschart.de