Die Fotografie mit Film wird immer beliebter und viele Einsteiger stehen vor der Frage welche Kamera oder welches System sie auswählen sollten. Ich kann hier die Contax 167MT empfehlen und möchte meine Erfahrungen schildern, um eine Entscheidungshilfe anzubieten. Es werden viele gebrauchte Contax 167MT zu günstigen Preisen angeboten. Wahrscheinlich gibt es soviel Angebote, weil sie von 1986 bis 1990 die einzige produzierte Contax Kamera war. Ich nutze meine seit 1991 und ich habe die meisten meiner Filme in dieser Kamera belichtet. Das Design hatte mich zunächst nicht so überzeugt. Im Punkt Ästhetik, da sie nicht die Contax typische, von den RTS-Gehäusen bekannte, Prisma Verkleidung hat. Ich wollte aber seinerzeit von meinen Yashica FX-2 (mechanisch) und FX-D (Automatik Funktionen) Kameras ‚aufsteigen‘.
Gleich zu Beginn möchte ich die einzige negative Eigenschaft der Kamera ansprechen. Der motorische Filmtransport ist vergleichsweise laut. Das trifft auch auf die Contax ST zu, die sich hauptsächlich im Suchersystem unterscheidet. Die letzte produzierte Contax, die Aria, ist deutlich leiser. Sie ist kleiner wie die 167MT, vermittelt aber haptisch nicht die gleiche Qualität. Also, wer viel in Innenräumen fotografieren und dabei möglichst wenig auffallen möchte, für den ist die 167MT nicht die richtige Kamera. Ansonsten ist die Lärmentfaltung tolerabel und auch das Einlegen des Films ist problemlos und sehr zuverlässig.
Es gibt im wesentlichen nur zwei Punkte, durch die eine Kamera die technische Bildqualität beeinflusst. Erstens, die verwendbaren Objektive und zweitens, das Belichtungsmesssystem.
Zu den Objektiven. Hier stehen natürlich die erstklassigen Zeiss Contax Objektive zur Verfügung. Sie sind nicht teurer, wie die besten Objektive anderer Hersteller, bspw. von Canon oder Nikon. Die Contax Kameras wurden von Yashica gebaut und beide Kamera Serien haben daher den gleichen Bajonett Anschluss. Man kann also auch die deutlich preisgünstigeren Yashica Objektive an Contax Kameras verwenden. Das Objektivangebot wird durch Drittanbieter wie Sigma, Tamron, Tokina etc. ergänzt, deren Objektive ebenfalls sehr günstig sind. Man kann also aus einem sehr grossen Angebot wählen.
Zur Belichtungsmessung. Die Kamera hat die übliche, mittenbetonte Integralmessung und eine Spotmessung, bei der lediglich das Licht im zentralen Fokusfeld gemessen wird. Beide Messmethoden haben mich nie enttäuscht, weder bei negativ Filmen, noch bei DIA Filmen, die eine sehr präzise Belichtung erfordern. Insbesondere für diese, ist auch die Belichtungsreihen-Automatik gedacht, die erstmals bei dieser Kamera realisiert wurde. Hierbei macht die Kamera automatisch 3 Bilder hinter einander, deren Belichtungswerte sich um eine vorher gewählte Stufe unterscheiden. Ich muss zugeben, dass ich diese Funktion zwar ausprobiert habe, aber nie wirklich benutzt habe. Dies liegt an der guten Einstellung der Belichtungsmessung für integral und Spot Messung und nicht zu guter letzt an der Bedienung der Kamera! Die Wahl der Belichtungsmessung ist in den Einschalter der Kamera integriert, die den Auslöser umschliesst. Schaltet man die Kamera ein, ist die Integralmessung gewählt. Bewegt man den Schalter eine Position weiter, ist die Spotmessung gewählt. Dreht man den Schalter um eine weitere Position, ist der Messwert der Spotmessung gespeichert (AEL). Man kann also mit der Spotmessung den Bereich des Motives anwählen, den man optimal belichtet haben möchte, den Messwert speichern und dann den Bildausschnitt wählen. Das geht also sehr schnell. Es wird übrigens der Belichtungswert gespeichert. Das bedeutet, dass man nachträglich die Blende verändern kann, oder die Belichtungszeit je nach gewählter Automatikfunktion, und die Belichtungszeit wird entsprechend automatisch angepasst. Mehr Komfort braucht man eigentlich nicht.
Nicht nur die Belichtungsmessung und Bedienung haben mich überzeugt, sondern auch das helle und brillante Sucherbild und die Sucheranzeige. Ich bin Brillenträger und daher besonders auf einen guten Sucher angewiesen. Ich hatte auch mit dem Nikon System geliebäugelt und zwar wegen den mechanischen Nikon FM Kameras. Ich habe eine Schwäche für präzise Mechaniken und geniesse auch die Unabhängigkeit von Batterien. Aber bereits bei 85 mm Objektiven war das Sucherbild der FM zu dunkel für mich und eine Hälfte des Split-Bild Fokusfeldes dunkelte ständig ab. Übrigens, die 167MT braucht vier AAA-Batterien und die halten ewig.
Die 167MT hat einen kleinen LCD Monitor der alle Einstellungen anzeigt und auch an ihn habe ich mich schnell gewöhnt und er funktioniert auch nach 30 Jahren noch einwandfrei. Auch an den Schalter zur Wahl der Belichtungszeit gewöhnte ich mich schnell und mochte ihn dann sogar. Es ist ein Schiebeschalter auf der rechten Kameraseite, den man nach rechts und links schieben kann. Bei jeder Bewegung ändert sich die Zeit um eine Stufe, rauf bzw. runter. Auch andere Einstellungen werden mit diesem Schalter vorgenommen, die im LCD Monitor angezeigt werden.
Ich denke, dass ich nicht mehr über die 167MT zu sagen habe, was ihre Bedienung und ihren Nutzwert betrifft. Wer mehr technische Details wissen möchte, wird im Internet fündig, bspw. auf ‚contax-cameras.reconact.com‘.
Im Laufe der Jahre habe ich auch weitere Contax Kameras gesammelt. Als letzte habe ich die 159MM eines alten Freundes übernommen und wieder belebt, nachdem sie viele Jahre in einer Schublade verbracht hatte. Sie hat einen manuellen Filmtransport und ist etwas kleiner und leichter wie die 167MT, aber die Bedienung ist nicht ganz so bequem. Vergleiche ich die 167MT mit allen anderen Kameras, die ich verwendet habe, muss ich sagen, dass die Contax 167MT einfach alles bietet was man braucht, super bedienungsfreundlich ist und man für jede Situation bestens gerüstet ist. Sie ist das kompletteste Paket.
Das Foto zeigt sie übrigens mit meinem ersten Zeiss Contax Objektiv, dass ich mir als Student nach langer, langer Grübelei geleistet habe. Ich erinnere mich noch heute an das erste DIA, das ich mit ihm belichtet habe (an einer Yashica FX-D). Von da an war ich mir meiner Systemwahl ganz, ganz sicher.
Text von Peter Schu