Motivation in der Fotografie oder: Die Verschlüsselung komplexer Gedankengänge

Habt ihr euch schon mal darüber Gedanken gemacht, wieso ihr überhaupt zur Kamera greift? Wahrscheinlich ist der Anreiz für die meisten von euch einfach nur der Spaß an der Fotografie oder die Intention ein schönes Foto zu machen. Abgesehen vom technischen Hintergrund, der mit Sicherheit komplexer ausfallen dürfte, unterscheidet sich diese Motivation nicht sonderlich von den Leuten, die mit Fotografie an sich eigentlich gar nichts zu tun haben.

Was zeichnet also einen Fotografen aus? Was sind gute Fotografien?

#selfitime – Photokina 2014

Wenn wir an die Geschichte der Fotografie denken, dann sind in der Regel die Aufnahmen mit der größten emotionalen Wirkung, besonderer Komposition/Gestaltung und/oder bahnbrechender fotografischer Technik als Ikonen in unseren Köpfen verankert. Das sind doch schon mal grobe Anhaltspunkte, die eine gute Fotografie ausmachen: Emotionen, Gestaltung und Technik. Huch! – das ist ja wie in jeder anderen Kunstform auch, wird dem einen oder anderen an dieser Stelle auffallen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass in jeder guten Fotografie auch künstlerischer Anspruch steckt bzw. unweigerlich stecken muss. Fotografen sind also, ob sie wollen oder nicht, Künstler (Punkt).

Definieren wir den Begriff Kunst mal so kurz wie möglich…
Kunst ist ein Kulturgut, welches Produkt eines kreativen Prozesses ist, bzw. eine Tätigkeit, die über die gewöhnliche Ausführung, in Form des handwerklichen Geschicks (Technik) und der Erfahrung (Wissen), hinausgeht. Ebenfalls ist Kunst immer mit einer Intention (Aussage) des Autors verfasst. Selbst wenn das Medium letztendlich nur aufklären soll. Das bedeutet, dass ein gewisses Grundwissen vorhanden sein muss, um Kunst zu erschaffen. Für eine Fremdsprache muss man ja auch die Vokabeln bzw. die Grammatik beherrschen, damit eine Kommunikation stattfinden kann. In der Kunst ist es sehr ähnlich. Man muss den Wortschatz besitzen, wenn man etwas Gehaltvolles erschaffen will oder analysieren/lesen möchte. Wer sich nicht mit der Materie befasst und seine Werke in Fachkreisen veröffentlicht, kann also unter Umständen ungewollte Aussagen machen. Peinlich.

Kommen wir zurück zur Fotografie. Während der Ausbildung oder des Studiums wird man für das Erstellen seiner Aufnahmen dazu gezwungen ein Konzept zu verfassen. Man muss sich also, bevor man die Kamera in die Hand nimmt, Gedanken über das machen, was man später fotografieren wird und noch viel wichtiger – warum(!). Innerhalb dieses Konzeptes wird angegeben, mit welchem Thema man sich beschäftigen möchte, was die eigene Meinung zu diesem Thema widerspiegelt, wie man sich diesem Thema fotografisch nähern möchte, welche gestalterischen Mittel man verwendet, um  dem Betrachter die Aussage möglichst effektiv zu vermitteln (das Arbeiten mit Emotionen) und wie man diese Gegebenheiten technisch (sinnvoll) umsetzt. Das hat einen ganz bestimmten Grund. Die Motivation ist der Schlüssel zu guten Arbeiten. Erst wenn einem klar ist, welchen Sinn man verfolgt, ist der Rest ein Kinderspiel. 

Also probiert es aus! Setzt euch hin, überlegt euch ein Thema und schreibt ein Konzept! Schickt uns doch eure Entwürfe per Mail und wir können uns kritisch darüber austauschen. Das beste Konzept, mit den daraus resultierenden Werken, würde ich sehr gerne als Artikel veröffentlichen. 

Wie macht ihr das? Habt ihr eure persönlichen kreativen Strategien, schreibt ihr Konzepte, oder haltet ihr das Geschwafel über Kunst für absoluten Unfug? Schreibt es in die Kommentare!

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Ich beschäftige mich viel mit der Fotografie im Allgemeinen, was sich auch in meinen Arbeiten zeigt. Momentan setze ich mich fast ausschließlich mit dem künstlerischen Potenzial dieses Mediums auseinander. Seit 2015 bin ich gelernter Fotograf. Aktuell studiere ich die Fotografie an der Fachhochschule Dortmund. Für die Fotografie ist die Wahl der Ausrüstung ebenso wichtig, wie die Verarbeitung des Materials und Farbe des Kameragurts.