Kiev 30: Kleinstbildspaß aus der Sowjetunion!

Kleinstbildkamera für 16mm Film!
Die Kiev 30 ist eine Kleinstbildkamera aus der Sowjetunion, die im Zeitraum 1974 bis 1987 im Arsenalwerk in Kiew gebaut wurde. Vorgängermodelle sind die Vega und Vega-2, welche wiederum, wie so häufig konzeptionell auf ein westliches Modell basieren. In diesem Fall ist es die Minolta 16.

Wie die Minolta 16 fotografiert man mit der Kiev 30 auf unperforiertem 16mm Film, allerdings ist das Negativformat gegenüber der Minolta 16, wie auch den Vega-Modellen auf 13x17mm vergrößert worden.

Typ: Kleinstbildkamera
Hersteller: Arsenalwerk, Kiew, UdSSR
Film: Unperforierter 16mm Film in wiederladbaren Kassetten
Negativformat: 13x17mm
Objektiv: Industar-M 3,5/23mm
Blende: 3,5 – 11
Belichtungszeiten: 1/30, 1/60 und 1/200 Sekunde
Naheinstellgrenze: 50cm
Belichtungsmesser: Nein, aber Rechenscheibe mit Gost-Werten
Abmessungen: 84x46x27mm, ausgezogen 108x46x27mm
Gewicht: ca. 180g

Zwei Kiev 30 Kleinstbildkameras mit zeitgenössischem Film Svema Foto 64 und 65. Das Glas mit Chromrand vor dem Objektiv kann entfernt werden, was natürlich zur Verbesserung der Aufnahmequalität führt.

Filmkassette und dazu passende Filmdose, die Kassette ist dazu ausgelegt wiederbefüllt zu werden. In der Sowjetunion wurden abgepackte Filmstreifen für 17 oder 25 Aufnahmen verkauft, die dann in völliger Dunkelheit am Spulenkern befestigt und in die Kassetten eingelegt werden musste. Aus eigener Erfahrung empfehle ich den Kassettenwechsel nur bei sehr gedämpften Licht, da die Kassetten mitunter Lichtlecks am Dichtfilz aufweisen können.

Geöffnetes Gehäuse mit offener Kassettenklappe, Auslöser, Fokusrad, Filmandruckplatte und Kassettenkamer sind deutlich zu erkennen.

Unterseite der geöffneten Kiev 30 mit Bildzählwerk, das Zählwerk muss nach Einlegen eines neuen Films manuell auf Null gestellt werden. Dies geschieht indem man den Strich bei der 1 auf der Exenterscheibe auf die Markierung rechts der 25 stellt. Die Exenterscheibe regelt den Filmtransport, schlechte Fertigungsqualität mit unsauberen Zähnen kann zu Transportproblemen und überlappenden Bildern führen.

Oberseite der auseinandergezogenen Kamera, erkennbar sind die Entfernungseinstellung, der Blitznippel, Auslöser und der Index für die Filmebene.
Die Kiev 30 verfügt über keine Transportsperre, einmal auseinandergezogen muss eine Aufnahme gemacht, ansonsten geht beim zusammenschieben eine Aufnahme verloren.

Die Kamera von vorne, rechts der Sucher, ohne optische Elemente, mittig das Fenster für Aufnahmeobjektiv und Verschluß. Der rote Punkt auf dem Verschluß signalisiert die Aufnahmebereitschaft.

Verkaufsverpackung

Rechte Kameraseite, Zeit und Blendeneinstellung, Öse für die Handschlaufe.

Rückseite der Kamera in geschlossenen Zustand, links der Suchereinblick, rechts der „Belichtungsmesser“.

Kamera im geschlossenen Zustand von oben!

Und wie fotografiert man heute damit?

Um mit dieser Kamera heute fotografieren zu können braucht es drei Vorausetzungen:

1. Eine funktionierende Kamera
Leider ist es schon schwierig eine einwandfreie Kiev 30 Kamera zu bekommen. Häufige Fehler sind beispielsweise ein verpilztes Objektiv, defekter Filmtransport, dejustierte Fokussierung, defekter Blitzanschluß und Kassetten mit Lichtlecks.

2. Filmmaterial
Originales Filmmaterial aus der Sowjetunion hat meines Erachtens nur noch Wert als Deko in der Sammlervitrine, es muss also frisches Filmmaterial her. In meinem Fall habe ich mir eine 30m Rolle unperforierten Orwo UN54 16mm Film besorgt. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Anleitungen um sich einen Filmschneider zu bauen, der aus 35mm Film einen 16mm Streifen schneidet. Filmlängen sind dann 45cm für 17 Aufnahmen und 65cm für 25 Aufnahmen. Außerdem benötigt man mindestens eine Filmkassette.

3. Möglichkeit der Selbstverarbeitung
Wie man 16mm Filme daheim entwickelt habe ich schon in diesem Artikel  beschrieben. Wenn es überhaupt Labore gibt, die 16mm Kleinstbildfilm in die Kassette überhaupt entgegennehmen, so ist die Wahrscheinlichkeit doch gering die leere Kassette unbeschädigt für die weitere Verwendung zurück zu erhalten. Für die Vergrößerung der kleinen Negative ist im original Lieferumfang eine  Formatmaske zum Einlegen in einen Kleinbildvergrößerer mit dabei, bei mir passt Sie ohne Probleme in meinen Kaiser-Vergößerer.

Wenn alle diese Vorrausetzungen gegeben sind kann es losgehen:
Man legt eine Kassette bei gedämpften Licht in die Kamera, stellt das Aufnahmezählwerk auf Null zurück und transportiert durch mehrmaliges Öffnen und Schliessen der Kamera zum ersten Bild. Auseinanderziehen der Kamera macht diese schußbereit, durch die geringe Größe ist die Kamera für die schnelle Aufnahme aus der Handfläche wunderbar geeignet. Eine ideale und kleine Kamera für Freizeit und Unterwegs.

Text und Bilder: Markus Heiting