Zum ersten Mal: Leica

Ich wollte schon immer mal mit einer Leica fotografieren.
Klar, ich habe schon häufiger eine in der Hand gehabt, daher wusste ich auch, wie gut sich diese Geräte in der Hand anfühlen und wie butterweich die Mechanik läuft. Allerdings habe ich nie die Erfahrung machen dürfen, wie diese Kameras in der Praxis abschneiden. Zumindest für mich. Da man schon ziemlich viel Geld für einen solchen Fotoapparat hinlegen muss, empfiehlt es sich auch einen Test durchzuführen, ob die mit dem Gerät verbundene Arbeits-/Funktionsweise einem überhaupt zusagt.

Ich habe das Glück, dass wir eine Leica M6 bei uns an der FH-Dortmund ausleihen können. Das habe ich vor ein paar Tagen gemacht und zwei Filme durchgejagt. Innerhalb dieser kleinen Bilderstrecke möchte ich von meinen Erfahrungen berichten.

Der Klassiker – Kodak Tri-X 400
Belichtet auf 320 ASA
Entwickelt in Kodak HC-110 1+31

Performance Test – Ilford Delta 100
Belichtet auf 64 ASA
Entwickelt in Adox FX-39 1+9

 

Alle Bilder sind mit einer Leica M6 und dem Summicron-M 50mm f2 (E39) entstanden. Digitalisiert wurde mit einem Epson V750 Pro.

Über die optische Leistung der Kamera bzw. Linse muss ich wohl kein Wort verlieren. Die gesamte Konstruktion ist über jeden Zweifel erhaben. In der Praxis erweist sich die Kamera als äußerst für den Street-Bereich geeignet. Ich habe mit der Schärfentiefenskala gearbeitet und musste so nur kurz durch den Sucher schauen. Das Fehlen eines Spiegels ermöglicht recht leises Auslösen, wovon die wenigsten Notiz nehmen. Auch längere Verschlusszeiten gelingen einfacher aus der Hand. Die Kamera an sich ist auf das Wesentliche reduziert. Das ist toll (!) – hat aber auch Nachteile. Ich bin da wohl sehr von meiner Nikon FM2n verwöhnt. Der Sucher der M6 ist eher für ein 35mm Objektiv optimiert. Mit einer 50mm Linse bekommt man einen Rahmen eingespiegelt, der nicht sehr genau ist. Auf der Aufnahme ist etwas mehr zu sehen, als man definiert bekommt. Das schränkt am Anfang schon etwas ein. Da muss man einfach Erfahrung erlangen. Ebenfalls kann es schwierig werden, wenn man einen hochempfindlichen Film benutzt und sein Motiv freistellen möchte. Bei einer maximalen Verschlusszeit von 1/1000 Sekunde, sollte man über die Anschaffung eines Graufilters nachdenken, oder einfach sorgfältiger bei der Filmwahl sein. Bei dem 50er, welches ich zur Verfügung hatte, konnte ich bis auf gute 65/70cm scharfstellen. Oft kann man bei vielen anderen Linsen aber nur bis 0,9 oder 1m fokussieren. Das kann zusätzlich ein Frustfaktor sein. Ebenfalls wird der Messsucher zu einem Problem, wenn Licht auf das Fenster für die Fokuseinheit trifft. Daraufhin überstrahlt das Fokusfeld und ein Scharfstellen darüber wird unmöglich. Bei all diesen Punkten sind klassische Spiegelreflexkameras einfach überlegen.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass man eine Leica nicht braucht. Besonders, wenn man bedenkt, wie viel Geld da (vergleichsweise) investiert werden muss. Das muss jeder selbst wissen. Eine gehobenere Spiegelreflexkamera kann da schon „besser“ sein. Zumindest in der eigentlichen Funktionsweise. Allerdings kann ich nur empfehlen mal eine Leica auszuprobieren, wenn die Möglichkeit besteht. Ich habe den Hype bei der Benutzung jedenfalls zu verstehen gelernt. Ich vermisse die Kamera jetzt schon…

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Ich beschäftige mich viel mit der Fotografie im Allgemeinen, was sich auch in meinen Arbeiten zeigt. Momentan setze ich mich fast ausschließlich mit dem künstlerischen Potenzial dieses Mediums auseinander. Seit 2015 bin ich gelernter Fotograf. Aktuell studiere ich die Fotografie an der Fachhochschule Dortmund. Für die Fotografie ist die Wahl der Ausrüstung ebenso wichtig, wie die Verarbeitung des Materials und Farbe des Kameragurts.