Geh doch mal in die Hocke

-oder wie man noch schönere Fotos machen kann-

Du hast dich mit deinem Fotoapparat vertraut gemacht und schon die ersten Filme belichtet. Du bist noch auf der Suche nach schönen Motiven und findest sie natürlich auch, weil du einen Blick dafür entwickelst, je mehr du dich umschaust.
Deine Bilder gefallen dir gut. Die Landschaft, der Baum, das Gebäude, das Auto oder die Brücke sind wunderbar scharf und die Schatten und Lichter hauen auch mittlerweile hin. Nun ist es an der Zeit, dir ein paar Wege aufzuzeigen wie deine Bilder für den Betrachter und natürlich für dich noch interessanter werden. Wir geben dir kein Gesetzbuch an die Hand und auch keine Generallösung, die jedes Motiv zu einem Meisterwerk der Fotografie werden lässt, aber es gibt ein paar Möglichkeiten, deinen Bildern mehr Pep zu geben, noch dazu ohne Mehraufwand. Also dann mal los:

Wenn du beispielsweise eine Landschaft fotografierst, mache mal vom selben Standort aus, nur durch anheben, senken oder schwenken der Kamera, unterschiedliche Aufnahmen des selben Motivs. Einmal nimmst du den Horizont genau mittig ins Bild. Beim zweiten Bild hebst du die Kamera ein wenig (ein paar Wolken am Himmel sind ideal dafür) sodass etwas mehr Himmel als Landschaft aufs Bild kommt. Für das dritte Bild machst du es genau umgekehrt. Du senkst die Kamera ein wenig und hast den Himmel nur noch zu etwa einem Drittel, die Landschaft jedoch zu Zweidrittel auf dem Bild.
Auf dem fertigen Bild wirst du hinterher erstaunt feststellen, wie sehr sich der Bildeindruck verändert hat. Und du wirst für dich das Schönste aussuchen und folglich später diese Möglichkeiten in deine Art der Fotografie einfließen lassen.

Du willst einen schönen Baum fotografieren, eine Säule, einen Brunnen, ein Denkmal oder ähnliches. Einen Solitär also, wo es hauptsächlich auf diesen einen Gegenstand ankommen soll. Hier ist es weniger die Möglichkeit die Kamera anzuheben oder zu senken, die den Bildeindruck verändert, sondern das Schwenken von links nach rechts oder umgekehrt.
Wieder der selbe Versuch wie vorhin beschrieben, nur nicht vertikal sondern horizontal:

Du nimmst dein Motiv so ins Bild, dass es im rechten Drittel abgelichtet wird, dann genau in der Mitte und letztlich im linken Drittel des Bildes. Es kommt natürlich auch darauf an, welchen Gegenstand du abbilden willst und in welche Richtung geneigt er wirkt. Jedoch ist auch hier bei den drei Bildern der Bildeindruck ein gänzlich unterschiedlicher.

Bleiben wir bei einem solchen „Solitär“ und starten den nächsten Versuch:
Geh mal ganz tief in die Hocke und peile dein Motiv von unten nach oben an. Je nach Motiv ergibt sich ein toller Effekt. Wenn du dann noch eine Blende wählst, die einmal dein gesamtes Motiv scharf darstellt (große Blendenzahl) und ein weiteres Mal eine geringe Schärfentiefe wählst (kleine Blendenzahl), ergeben sich schon wieder tolle Möglichkeiten, ganz andere Bilder zu machen, bei ein und dem selben Motiv.

Willst du Kinder, Tiere, Parkbänke oder andere nicht sehr hohe Motive aufs Bild bannen, geh einfach mal in die Hocke, knie dich nieder oder lege dich sogar mal platt auf den Boden (eine Plastiktüte zum Schutz vor Schmutz nimmt keinen Platz weg und sollte immer in der Fototasche mitgeführt werden). Ein tiefer Standpunkt verändert ebenfalls ein Motiv enorm auf dem Bild.

Das Bild eines Kindes z.B. wirkt gänzlich anders, wenn du es von schräg oben fotografiert hast,  dass das Kind also zu dir, dem Fotografen, aufschaut, als wenn du es schräg von unten, so dass es auf dich hinab schaut, abgelichtet hättest.  Auch auf Augenhöhe mit dem Kind zu gehen und es direkt von vorn abzulichten, kann eine wunderbare Alternative sein.
Man kann es ja dann noch ins rechte Drittel, in die Mitte oder ins linke Drittel ………..

Du siehst, Versuch macht klug. Teste einfach mal aus. Die Fotografie bietet dir so viele Gestaltungsmöglichkeiten, dass du immer wieder neue Wege beschreiten kannst. Die hier aufgeführten sollen und können nur Anstöße für dich sein, ständig neue Blickwinkel und Sichtweisen auszuprobieren. Auch das Ausprobieren macht sehr viel Spaß und bringt dich letztlich weiter, als jedes noch so tolle Fachbuch.