Analoge Edeldrucke – Die Welt der Cyanotypie

Die erste Frage ist sicherlich, was ist eigentlich die Cyanotypie? Das habe ich mich beim ersten mal auch gefragt. Wenn man sich mit dem Thema analoge Edeldrucke beschäftigt, stolpert man früher oder später über diesen Begriff. Vereinzelt wird man auch noch die deutsche Bezeichnung „Blaudruck“ finden.

Aber erst mal zurück zur Frage. Die Cyanotypie ist im Grunde die einfachste Methode einen Edeldruck zu erstellen. Durch einfaches Auflegen von Objekten oder erstellten Negativen auf beschichtetes Papier, Holz, Stoffe oder auch Glas (allerdings ist bei Glas das aufragen um einiges schwerer und bedarf einiger Tricks und Anleitungen) und mit Hilfe von UV-Licht (im Sommer reicht die pralle Mittagssonne) werden die Formen bzw. das Bild auf das beschichtete Trägermaterial belichtet.

Wie man sich aus der deutschen Übersetzung denken kann, spielt hier nur die Farbe Blau eine Rolle. Natürlich kann man mit speziellen Tonern oder auch Schwarztee jede Belichtung noch in ein Sepia Bild umwandeln, aber hier konzentriere ich mich nur auf die Grundfarbe. Bei der Verwendung einer Kontaktkopie, bzw. eines digitalen Negatives wird je nach Kontrast und Struktur das Bild in unterschiedlicher Stärke belichtet. Das komplette Spektrum reicht dann von leichten Blautönen in sehr hellen Bereichen, bis hin zu immer dunkler werdendem Blautönen in den Schatten. Das interessante an dieser Methode ist, dass man vorher nie genau sagen kann, wie das Bild am Ende wird. So unterschiedlich wie jedes Foto an sich ist, genau so unterschiedlich kann jeder Cyanotypie Druck am Ende auch aussehen.

„Aber Moment mal, digitales Negativ? Wir sind doch hier bei einer analogen Technik für Edeldrucke. Oder nicht?“

Das stimmt, natürlich kann man seine Original Negative nutzen und damit eine 1 zu 1 Kopie anfertigen. Allerdings sobald man größere Formate belichten möchte, sollte man ein digitales schwarz-weiß Negativ am PC vom gewünschtem Bild erstellen und dieses dann auf einer speziellen Transparent Folie für Inkjet Drucker drucken.

Nun wird sich der ein oder andere wahrscheinlich Fragen, warum hier nicht mehr Details zu dem Verfahren und deren Herstellung genannt werden? Aus mehreren Gründen. Ein ausführliches Tutorial würde diesen Literatur Artikel in seiner Größe einfach sprengen. Aus eigener Erfahrung gibt es manche kleine Anfängerfehler, die man bei den ersten Belichtungen machen kann. Damit man dann nicht gleich wieder die Lust verliert, werde ich noch ein separates Tutorial verfassen, wo ich auch auf einige Besonderheiten eingehe.

Zum Schluss wohl noch die wichtigste Frage: „Was kostet mich das alles?“ Eigentlich kann man die Cyanotypie Lösung selbst ansetzen, aber davon würde ich speziell für Anfänger abraten. Da die Arbeit mit Chemikalien oft unterschätzt wird und man auch schnell bei Fehlanwendung auch ein paar gefährliche Substanzen herstellen kann, ohne das man dieses sofort merkt. Daher würde ich ein Starterset empfehlen. Dort sind beide Lösungen fertig gemischt und werden in Glasflaschen samt Pipetten und Wasserstoffperoxid geliefert. Die werden 1 zu 1 gemischt und mit einem Pinsel aufgetragen. Entweder auf eine Leinwand, oder auf speziellem Edeldruckpapier oder Blütenpapier.

„Was soll ich mir nur alles holen?“ Für Anfänger würde ich sagen das man das Starterset nehmen sollte. Da dort auch eine Anleitung dabei ist. Unten an diesem Artikel hänge ich alle Links dazu noch an. dann einen separaten Pinsel und die Folien für die Negativerstellung, Des weiteren noch einen Messbecher, aber den gibt es ja überall im Handel. 😉

Zu den Kosten:

Starterset Cyanotypie, kleinste Größe 100ml –> 35,70 Euro

Ziegenhaar Pinsel, 25mm Breit –> 15,90 Euro

Spezial-Büttenpapier für Edeldruck, kleinste Größe 20×30 cm –> 1,80 Euro

Inkjet Folien für digitale Negative, kleinste Größe A4 –> 22,90 Euro

Natürlich gibt es noch andere Shops, Formate und andere Papiere, zum anfangen würde ich aber erst mal mit diesen Artikeln anfangen. Bei dem von mir verlinktem Starterset ist auch eine genaue Anleitung vorhanden. Dort wird auch darauf eingegangen, wie man am Schluss das Blau mit dem mitgeliefertem Wasserstoffperoxid noch verstärken kann. Für die Links, einfach auf die Namen der Artikel klicken. 😉

In meinem vorher angekündigten Tutorial gehe ich dann noch auf die Besonderheiten bei der Arbeit mit Leinwänden und dem besserem Schutz eurer Werke mittels Versiegelung mit Fotogelatine ein. Auch werde ich darauf eingehen, wie man ein zu schwach belichtetes Bild mittels Doppelbelichtung zu einem Kunstwerk machen kann, ohne das es auf dem Müll landet. 😉

Nun zum Schluss noch etwas wichtiges! Jetzt im Winter ist die Sonne sehr schwach, ihr solltet euch daher für das Belichten einen gebrauchten UV-Gesichtsbräuner holen, der 120 Watt Leistung hat. Dann das Negativ auf das Papier und das am besten zwischen 2 Glasplatten fixieren und vor dem Bräuner bei ca. 10cm Abstand stellen. Die Belichtungszeiten sind leider nicht immer genau zu sagen, da es oft auch auf das Material ankommt. Wenn die Beschichtung Moosgrün ist, sollte es belichtet sein und das Motiv sehr gut zu sehen sein, dass es bei der Waschung zuerst verschwindet ist normal, also keine Panik. 🙂

Sollte das nicht ausreichen, geht auf 30 Minuten hoch mit der Belichtungszeit. Und nicht vergessen, immer Notizen machen! Es mag zwar an sich das leichteste Edeldruckverfahren sein in seiner Anwendung, aber wenn man die Zeiten nicht mehr genau weiß, wird man schnell nur noch Frust schieben. Mit den ersten Tipps hier solltet ihr auch die größten Klippen umfahren können.

„Geht nicht auch ein schwächeres UV Licht?“ Grundsätzlich ja, allerdings habe ich damit keine guten Erfahrungen gemacht. Erstens dauert die Belichtung dann unter Umständen Stunden und es kann auch passieren, dass euer Motiv nicht richtig zu sehen sein wird. Hier am Ende zeige ich euch noch ein paar meiner Belichtungen.

Und wer jetzt damit anfangen möchte, dem wünsche ich viel Spaß in der Welt des Edeldrucks! 🙂

Autor: Matthias Petz
Mehr von Matthias: www.instagram.com/mp_kunst