Im Interview mit Christoph Boecken

Hallo Christoph, du bist Portraitfotograf aus Berlin und fotografierst analog auf Film. Welchen Reiz macht für Dich die analoge Fotografie aus?

Ich glaube das sind verschiedene Dinge, allen voran aber wohl die Ruhe, die darin liegt. Als ich vor ein paar Jahren das erste Mal eine analoge Kamera in die Hand genommen habe war das zwar mehr Neugierde und weniger eine bewusste Entscheidung, aber ich mochte den krassen Gegensatz zu meinem Beruf als Softwareentwickler, in dem alles schnell gehen muss und ich ja die meiste Zeit vor einem Display verbringe. Ich mag einfach die langsamere und wahrscheinlich auch etwas bewusstere Arbeitsweise.

Du portraitierst Frauen sowie Männer. Was liegt Dir persönlich mehr und warum?

Naja die Männer in meinem Portfolio kann ich vermute ich an einer Hand abzählen, Frauen liegen mir da doch mehr. An dieser Stelle könnte ich die Ästhetik als Argument in den Raum werfen, die Schönheit, dass in der Geschichte der Fotografie schon immer die Frau präsenter war, dass es so viel mehr Inspiration gibt, aber die banale Antwort wird wohl sein, dass ich gar nicht wüsste, was ich mit Männern vor meiner Kamera anfangen soll. Aber das finde ich nicht schlimm, das können andere eben besser als ich. Und was nicht ist kann ja noch werden.

2013 bist du in der Portraitfotografie angekommen. Fünf Jahre später fotografierst du immer noch Leidenschaftlich auf Film. Was treibt dich an? Was motiviert Dich?

Das Gefühl zu haben, dass es immer noch ein bisschen besser gehen könnte. Das Wissen zu haben, dass man noch so viele Ideen hat, die nur darauf warten, endlich in die Tat umgesetzt zu werden. Die Arbeit in der Dunkelkammer, bei der ich nach wie vor absoluter Neuling bin. Und auch zurückzublicken und festzustellen, dass mich die Fotografie auch menschlich unglaublich geprägt hat, ich aber gleichzeitig vor großen Herausforderungen immer noch Angst habe, Angst habe zu versagen, Angst habe andere zu enttäuschen. Und den Drang zu haben, diese Angst doch irgendwann zu überwinden.

Hast du eine Lieblingskamera die du für deine Aufnahmen benutzt?

Müsste ich mich entscheiden, mit welcher Kamera ich für den Rest meines Lebens fotografieren soll, dann wäre es wohl die Pentax 67, von der ich das letzte Modell benutze. In all der Zeit wurde sind Kameras gekommen und wieder gegangen, aber nur das Pentax-System ist wirklich geblieben. Zusammen mit der Rollei SL66 sind das die beiden Kameras, die ich bei jeder Session dabei habe.

Im vergangenen Februar hast du mit anderen Künstlern bei der Werkschau in Berlin ausgestellt. Wie ist das für Dich, deine Bilder an einer großen Wand zu sehen und von interessierten Besuchern begutachtet zu werden?

Es löst wohl vor allem Zufriedenheit bei mir aus. Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass Fotos auf Papier gehören, sei es nun als Buch, im Familienalbum oder auch an der Wand. Diese fokussierte und bewusste Auseinandersetzung mit dem Bild (und eben nicht dem Foto!), sich mal mehr als eine Sekunde Zeit zu nehmen. Ich glaube es ist auch eine andere Art der Wertschätzung, wie sie digital eigentlich nur selten stattfindet.

Auf deiner Website betreibst du auch einen Blog, der sich mit vielen Themen beschäftigt. „Analoge Fotografie sei teuer“, scheint gerade in aller Munde zu sein. Natürlich hat man die Wahl seine Filme in ein Labor zu geben oder selbst zu entwickeln. Günstigere Filme statt teure Filme zu kaufen. Was rätst du einem Anfänger in der analogen Fotografie?

Man muss ja nicht gleich so bekloppt sein wie ich und voll umsteigen! Günstige und gute 35mmKameras wie zum Beispiel eine Canon AE-1 gibts wie Sand am Meer. Und warum gleich einenKodak Portra für viel Geld verknipsen wenn ein Kodak Gold es doch auch tut? Drogerien bieten auch heute noch günstig Entwicklung und Abzüge an, nur Scans würde ich da eher nicht machen lassen. Aber für 50€ kann man prima in die analoge Fotografie reinschnuppern und merken, ob es einem liegt. Ein Ratschlag von mir wäre, nicht ständig die Kosten im Hinterkopf zu haben. Klar spielt Geld eine Rolle, aber wenn man sich bei jedem Foto unter Druck setzt leidet darunter vielleicht die eigene Motivation. So war es bei mir zumindest am Anfang.

Woran erkenne ich ein – Christoph Boecken – Bild und was macht es aus?

Wenn ich das selber wüsste! Ich möchte Menschen ja so fotografieren, wie ich sie in der kurzen Zeit kennengelernt habe. Müsste ich das beschreiben, dann wäre es wohl vor allem “reduziert und ehrlich”, von großer Retusche, aufwändigen Setups und dergleichen halte ich nicht viel.

Wenn ich eine Zusammenarbeit als Mensch vor deiner Linse anstrebe, wie komme ich mit Dir ins Gespräch und auf was legst du Wert?

Ach ich bin ja auf einigen Kanälen erreichbar, also einfach eine Nachricht schreiben, alles weitere ergibt sich dann schon! Eine gewisse Natürlichkeit sollte schon gegeben sein, zum anderen ist es mir wichtig, dass alle Beteiligten auch wirklich Bock darauf haben. Kriege ich das Gefühl, dass ich die ganze Arbeit alleine machen soll, dann habe ich auch keine Lust, dafür ist mir meine Zeit dann doch zu schade.

Mehr über Christoph Boecken erfährst du hier:

https://christophboecken.de

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