Warum Analog? – Teil 2

Wie ich bereits in Teil 1 erwähnte, sind die wohl wichtigsten Gründe, unsere ganz persönlichen. Da ich mich für diese individuellen Beweggründe interessiere, habe ich mich bei den Autoren von Analog4You umgehört und bin dabei auf viele verschiedene Geschichten gestoßen.

Die Kernfragen waren:
1. Wie kamst du zur analogen Fotografie?
2. Was sind die Gründe, die dich bewegen mit Film zu fotografieren?
3. Was sind deine liebsten fotografischen Genres bzw. Motive?
4. Welche Werkzeuge der analogen Fotografie zählst du zu deinen Favoriten? (Kamera, Film  o.ä.)

 

Isabel erzählte folgendes:

1. Zwei Jahre nachdem ich angefangen habe digital zu fotografieren wollte ich auch das „Ursprüngliche“ ausprobieren. Das analoge Fotografieren kannte ich natürlich auch noch aus meiner Kindheit und fand es immer total spannend, wenn man erst nach Tagen oder Wochen die Ergebnisse dieses einen Moments sehen konnte.

2. Das Handhaben alter Fotoapparate. Sie üben eine unglaubliche Faszination auf mich aus. Und das behutsamere Arbeiten, jedes Bild wird mehr durchdacht. Das wirkt sich auch sehr auf mein digitales Fotografieren aus.

3. Naturaufnahmen, Wald- und Stadtlandschaften. Motive, die man nicht einfach so hastig ablichtet, sondern die Ruhe und Zeit beim Suchen des passenden Blickwinkels bzw. bei der Komposition benötigen.

4. Bei den Kameras wird es schwer, dafür habe ich zu viele Favoriten.. analoge Canon EOS-Modelle sind zum Beispiel was ganz Feines, da sie sehr gut mit meinen modernen Festbrennweiten harmonieren. Wenn es rustikaler und leichter sein soll, dann eher eine Nikon FE, eine Canon mit FD-Anschluss oder eine Sucherkamera. Bei den Filmen bin ich nicht sehr wählerisch, zurzeit fotografiere ich hauptsächlich mit Kleinbild und in Farbe. Früher habe ich auch gerne schwarz-weiß mit Caffenol entwickelt, einfach herzustellen, umweltfreundlich in der Entsorgung und die Ergebnisse waren auch okay.

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Canon EOS 3 // Sigma 50mm f1.4 // Fuji Superia 200 // Doppelbelichtung

 

Benjamin habe ich auch gefragt:

1. Das war für mich eine Art Versuch, ich habe mir eine analoge Minolta Kamera (Dynax 404si) mit A-Mount gekauft, damit ich die Objektive meiner digitalen Sony-A-Mount-Kamera benutzen kann. Der Grund für den Kauf war, dass ich bewusster mit meiner Digitalkamera fotografieren wollte und da hab ich mir gedacht, wenn ich mit der analogen arbeite und nur 36 Bilder pro Film habe, geht man automatisch bewusster beim Fotografieren vor. Als dann die erste Rolle Film aus dem Labor kam und ich die Fotos gesehen habe, war klar, dass meine Digitalkamera ab jetzt weniger Fotos macht. Ich war sofort mit dem „Analog-Virus“ infiziert und habe mir dann nach und nach mehrere Kameras und eine vollständige Labor-Ausrüstung für den Schwarz-Weiß-Prozess zusammengekauft. Knapp zwei Monate nach der ersten Rolle Film liegt mein Schwerpunkt bereits bei der analogen Fotografie und die Digitalkamera ist nur noch selten im Einsatz.

2. Der Look und das Arbeiten mit dem Material. Nicht nur einfach abdrücken und dann ein Bild auf der Speicherkarte haben, sondern der ganze Prozess von der Auswahl des Films bis zum Entwicklungsprozess macht die analoge Fotografie sehr interessant. Auch das Schaffen eines einzigartigen Originals in der Form eines Negatives z.B. … Ein Digitalfoto lässt sich beliebig oft vervielfältigen und bleibt bei der Vervielfältigung immer gleich. analog gibt es hingegen DAS Negativ und jeder Abzug ist einzigartig und nicht zu 100% identisch reproduzierbar.

3. Am liebsten mache ich Portraits und Landschaftsaufnahmen. Dabei reizt mich beim Portrait die Kommunikation mit dem Model, die ein gutes Foto überhaupt erst ermöglicht. Bei Landschaftsaufnahmen ist es genau das Gegenteil – die Ruhe. Wenn ich Landschaftsaufnahmen mache, gehe ich im Normalfall auch alleine raus in die Natur, um völlig abzuschalten und mich zu entspannen, dann ist da nur die Landschaft, die Kamera, der Film und Ich.

4. Meine Lieblingskamera ist definitiv die Mamiya RB67 Professional SD aber auch meine Minolta Hi-Matic E mag ich sehr gerne. Beim Film wird es da schon schwieriger sich festzulegen, das kommt bei mir sehr auf die Situation an. Was Farbfilm angeht mag ich die Cinestill-Filme sehr, den Kodak Portra 400, sowie den Fuji Velvia 50 für Landschaftsaufnahmen. Bei s/w-Filmen nutze ich den HP5+ bei ISO400 entwickelt in Rodinal sehr gerne, für Portraits mit der RB67. Für Landschaftsaufnahmen ist ADOX CHS100 II in Atomal 49 entwickelt oder der Fuji Acros 100 in Rodinal die erste Wahl im Mittelformat. Für Aufnahmen mit schwierigen Lichtsituationen (hohe Kontraste) liebe ich ADOX CMS20 II in Adotech II (Mittelformat) Entwickler oder Adox Silvermax 100 in ADOX Silvermax-Entwickler (Kleinbild). In meiner Hi-Matic ist meist ein Kodak TriX der dann in HC110 entwickelt wird. Man sieht schon, bei mir gibt es nicht DEN Lieblingsfilm, dennoch wenn ich mich entscheiden müsste und nur noch einen Film verwenden dürfte, wäre es der 120er HP5+ in Kombination mit Rodinal bei ISO400. Als Filtersystem sezte ich bei allen meinen Kameras entweder Hoya (UV und Polfiter) oder Haida (ND) Schraubfilter ein, sowie das 100mm Plattenfiltersystem Cokin Z-Pro mit Filtern von Cokin (ND-Verlauf), Haida (ND) und Hitech (Farbfilter). Auch arbeite ich zu 90% mit einem Stativ. Daher kommt mein Manfrotto 055 mit Manfrotto 3-Wege-Neiger häufig zum Einsatz. Für die Entwicklung meiner s/w-Filme setzte ich auf die Entwicklungsdosen von Jobo, gescannt wird mit einem Canon Canoscan 9000F Mk II.

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Mamiya RB67 Professional SD // Mamiya-Sekor C 50mm f4.5 // ADOX CHS 100 II // Orangefilter

 

Lennart ließ mir folgendes zukommen:

1. Neben meiner Neugierde die alten Kameras meines Vaters mal auszuprobieren, war es vor Allem eine Lehrkraft meines Gymnasiums, die mir und zwei weiteren Freunden sehr umfangreich gezeigt hat, was es mit der analogen Fotografie auf sich hat. Ich hatte das Glück, dass unsere Schule mit einer kompletten, funktionstüchtigen Dunkelkammer ausgestattet war, in der wir Schüler uns zu nahezu jeder Tageszeit ausprobieren konnten. So am eines zum anderen und meine Begeisterung für die analoge Fotografie war geweckt.

2. In erster Linie habe ich einfach unheimlich Spaß am analogen Prozess. Das fängt schon beim Fotografieren an. Analogkameras sind zumeist von einer ganz anderen Verarbeitungsqualität. Das macht einfach Spaß Sie in die Hand zu nehmen und damit zu Fotografieren. Hinzu kommen Filmentwicklung und speziell bei mir das Scannen – Beides erfordert einige Einarbeitung aber dann sind das sehr erfüllende Beschäftigungen in meiner Freizeit. Und nicht zuletzt finde ich die Bildanmutung einfach einzigartig. Niemand wird bestreiten können, dass eine Schwarz Weiß Aufnahme auf Kodak Tri-X etwas ist, was, auch mit viel Bildbearbeitung, Digital kaum zu imitieren ist (und selbst wenn: Es wäre nicht das gleiche…). 😉
Ich komme für mich einfach mit mehr Spaß zu dem Bildergebnis, dass ich mir wünsche.

3. Ich fotografiere überwiegend Reportagen und Portraits. Gerne halte ich meine Reisen auf Film fest. Ebenso gerne mache ich Portraits meiner Freunde und Bekannten. Das sind so die beiden fotografischen Genres, bei denen ich dauerhaft hängen geblieben bin. Mir macht aber auch mal das ein oder andere zwischendurch Spaß.

4. Kameraseitig hat sich bei mir über die Jahre einiges angesammelt. Meine „erste eigene“ war eine Olympus OM1. Die Habe ich auch heute noch, benutze Sie aber nur noch selten. Hauptsächlich verwende ich zur Zeit meine Leica M2 Ausrüstung, sowie meine Plaubel Makina 67 und eine Rolleiflex T. Letztere ist aber eher ein „Spielzeug“ für Schönwettertage. 😉
Gerne benutze ich auch Kompaktkameras, wie die Olympus Mju I und Mju II. Die werden bei mir hauptsächlich mit den Restbeständen meiner 
Drogeriemarkt-Filme gefüttert, die ich letztes Jahr noch günstig ergattert habe. Filmseitig bin ich sehr auf Kodak fixiert. Gerade der Tri-X 400 in D76 entwickelt hat es mir da sehr angetan. Ich benutze ebenfalls gerne mal einen Portra 400 Fabrfilm. Seltener kommen dann noch Ektar 100 und der ein oder andere Film von Adox (CHS II, Silvermax) oder Ilford (Pan F) mit zum Fotografieren.

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Mamiya 645 Super // Mamiya 80mm f1.9 // Tri-X @ 3200 // Kodak D76

 

Individualität legt auf jeden Fall Kai von Lomtro.de an den Tag:

1. Durch einen Blog im Netz. Ich sah diese krassen Farben und wollte das auch machen. Das ist jetzt fast 4 Jahre her.

2. Ganz klar Entschleunigung!! Ich beschäftige mich mit meinem Motiv und fotografiere analog viel bewusster als digital.

3. Das ist schwer! Streetart und die ständige Suche nach einer neuen Perspektive, die ich so nicht im Netz finde. Als Genre und mein persönliches Highlight nenne ich mal die Filmzerstörung.

4. Cola, Kaffee, Glühwein, Spülmaschine und Feuerzeug.

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Lomo LC-A // Agfa CT Precisa 100 // Rote Farbfolie

 

Bei Analog-Fotografen scheint das Bedürfnis der bewussten Handarbeit, sowie das Schaffen von authentischen Ergebnissen sehr groß zu sein. Man Sagt bekanntlich: „Das Bild entsteht im Kopf des Fotografen“. Das bedeutet also nicht nur, dass der Aufbau und die Aussage in den Gedanken entsteht, sondern auch, dass das Werkzeug und das Gefühl während des gesamten Prozesses, eine bedeutende Rolle in der gesamten Komposition und subjektiven Wertschätzung spielt.

Jetzt würde ich gerne noch eure Beweggründe erfahren! Wie kamt ihr zur analogen Fotografie und was sind eure liebsten Werkzeuge? Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Antworten auf diese Fragen in den Kommentaren posten würdet.

 

 

Ich beschäftige mich viel mit der Fotografie im Allgemeinen, was sich auch in meinen Arbeiten zeigt. Momentan setze ich mich fast ausschließlich mit dem künstlerischen Potenzial dieses Mediums auseinander. Seit 2015 bin ich gelernter Fotograf. Aktuell studiere ich die Fotografie an der Fachhochschule Dortmund. Für die Fotografie ist die Wahl der Ausrüstung ebenso wichtig, wie die Verarbeitung des Materials und Farbe des Kameragurts.