Ich war schon lange fasziniert von Olympus.
Die japanische Marke hat sich mit ausgefallener, oft sogar revolutionärer Kameratechnik und einem attraktiven Äußeren einen überaus guten Ruf unter Kameraenthusiasten erworben. Maßgeblich verantwortlich für Design und Technik war 40 Jahre lang der Japaner Yoshihisa Maitani. Ihm haben wir unter anderem die Pen-Reihe, das OM-System oder die XA zu verdanken. Kameras, die heute noch (oder schon wieder?) Kultstatus genießen.
Mein Traum war deswegen immer eine Olympus Pen F oder Pen EED – eine Halbformatkamera mit Wechselobjektiven bzw. einer Festbrennweite mit Lichstärke 1,7. Klassisches Maitani-Design der 1960er Jahre. Das ist bis jetzt leider noch nichts geworden. Ich besitze dafür aber eine OM-2 und eine XA-2, die sind auch nicht zu verachten. 😉
Bei meiner ganzen Träumerei hatte ich eine Kamera lange nicht auf dem Schirm. Erst eine Fachsimpelei mit einem weiteren Kameraverrückten habe ich ihre Entdeckung zu verdanken. Es ist die Olympus Trip 35.
Nicht ohne Grund wurde diese Kleinbild-Sucherkamera 20 Jahre – zwischen 1968 und 1988 – nahezu unverändert gebaut. Sie ist einfach zu bedienen, ist gut verarbeitet, hat einen integrierten Belichtungsmesser mit Automatik (der Selenzellen-Ring um das Objektiv) und macht hervorragende Bilder.
Sie benötigt keine Batterien. So leitet sich auch der Name „Trip“ ab: Man kann mit ihr Ausflüge in abgelegenste Regionen machen, mehr als einen Film und die 400g-schwere Kamera werden nicht gebraucht.Die Trip 35 besitzt nur zwei Belichtungszeiten 1/40 und 1/200, die sie im Zusammenspiel mit der Blende automatisch wählt. Ist es zu dunkel kann man nicht auslösen und es erscheint ein roter „Strich“ im Sucherfenster. Das funktioniert alles sehr zuverlässig.
Am Außenring des Objektivs stellt man die Filmempfindlichkeit ein. Sie reicht von ASA 25 bis 400.
Die Entfernung muss selbstständig am Objektiv gewählt werden, das ist aber einfacher als es klingt. Es gibt Piktogramme, die einem dabei helfen. Sie werden auch in einem kleinen Fenster im Sucher angezeigt. Sehr praktisch, so hat man alles gleich im Blick. Auf der Unterseite des Objektivs stehen bei der jeweligen Einstellung auch die dazugehörigen Meter. Es beginnt unterhalb des ersten Piktogramms bei 0,9m, geht über 1m, zu 1,5m, zu 3m und zu unendlich (der Landschaft).
Das war es so weit an Bedienelementen. Auf der Rückseite befindet sich neben dem Sucher nur noch der Filmtransport in Form eines Rädchens.
Was die Bildqualität angeht, muss sie sich nicht verstecken. Das lichstarke 40mm Objektiv bildet bis in die Bildränder sehr scharf ab. Trotz ihrer Einfachheit, angesichts der wenigen Einstellungsmölichkeiten, kommen vernünftige Fotos zu Stande. Da war ich bei meinem ersten Film anfänglich doch sehr skeptisch. 😉
Alles in allem ist die Trip gut geeignet für jeden, der eine kompakte Kleinbild-Kamera mit Vollautomatik und schickem Design sucht.
Da sie 10 Millionen Mal hergestellt wurde, gibt es noch genügend zu einem vernünftigen Preis auf dem Gebrauchtmarkt zu finden. Meine Modell hat mich vor einem dreiviertel Jahr etwa 20€ mit Bedienungsanleitung und Tasche gekostet. Und obwohl der Fotoapparat schon über 40 Jahre alt ist, funktioniert der Selen-Belichtungsmesser noch einwandfrei! Das muss aber nicht immer der Fall sein. Eine weitere Trip, die ich restauriere, blockiert bei ausreichend Licht, hier scheint aber nur die Blende verharzt zu sein. Das ist aber mit Geschick und Hilfe des Internets reparierbar.
Wie schon Ken Rockwell in seinem Bericht zur Olympus Trip 35 geschrieben hat:
If you see one and it works, pick it up.
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