Brockhausen – revisited! A sentimental journey…

Eigentlich war das Ganze als entspanntes Saure Gurken Zeit-Projekt gedacht:

mit einer gut 45 Jahre alten Spiegelreflex die Orte besuchen, an denen man sich vor gut 45 Jahren als Ohrenläufer so ´rumgetrieben hat – als i-Tüpfelchen mit einem Filmmaterial, das sich fast eben solange auf dem Markt halten und in´s Digitale Zeitalter herüberretten konnte. Um dem 70er-Jahre-Flair die Krone aufzusetzen fiel die Wahl des Aufnahmegeräts auf meine Canon FTb-Ql. Ein Auktionsschnäppchen, für das ich bis dato keine rechte Verwendung hatte. Für dieses Unterfangen schien sie mir gut geeignet, entspricht doch ihr Alter in etwa dem meinem.

Außerdem stelle ich immer wieder fest, dass die Wahl der Gerätschaft ungemein Einfluss darauf hat, wie ich fotografiere. Wenn ich mit der Mittelformat losziehe, fotografiere ich konzentrierter, bewusster. Ich vermeide stürzende Linien und häufig kommt das Stativ zum Einsatz. Mit einer Kleinbildkamera verfalle ich eher in einen flüchtigen „Streetstyle“ und streune freier umher. Dies schien mir hier passender.

Zugegebenermaßen ist das alles etwas konstruiert, aber wenn ein wenig kreative Flaute herrscht, muss man sich halt selber sinngeschwängerte Aufgaben stellen.

Also eine Rolle Ilford in die olle FTb und auf nach Hagen-Vorhalle!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aufgewachsen bin ich in einer Waschbeton-Platte und habe hier wider Erwarten eine wirklich unbeschwerte und glückliche Kindheit erleben dürfen. Vor der Türe der große Güterbahnhof, hinterm Haus direkt der Waldrand und drei Fahrradminuten entfernt die Ruhrwiesen und der Harkortsee. Für frei aufwachsende Bengel ein Inspirations-El Dorado, Verletzungen haben wir uns allerhöchstens selbst zugefügt. Die ganze Gegend war ein einziger Abenteuerspielplatz und Stubenhocken gab es faktisch nicht. Das Leben im Plattenbau hatte in den 70ern nichts Anrüchiges, sondern galt eher als modern und um Kontaktmangel brauchte man sich nicht zu sorgen.

Heutzutage scheint das Leben in so einer Satellitenstadt eher ein Synonym für den sozialen Abstieg und ein isoliertes Ghetto-Leben zu sein, zumindest wenn ich nach dem Eindruck gehe, den ich bei meinem ersten Besuch nach ich-weiß-nicht-wieviel Jahren in meiner alten Siedlung hatte.

Eigentlich wollte ich nur mal neugierig nachschauen, ob es Dinge gibt, die sich aus meiner Kindheit bis heute erhalten haben. Irgendein Spielgerät, ein Name auf einem Klingelschild, bei dem es plötzlich >klick< macht und einen Erinnerungsflash auslöst. Auf das, was ich dann vorfand, war ich jedoch wenig vorbereitet und die Geschichte nahm mit einem Mal eine völlig andere Wendung.

Wie war das noch: „wenn Du kein Thema findest, warte ruhig ab, dann findet das Thema dich“? Mal sehen, was langfristig daraus entsteht…

Brockhausen – ne krasse Gegend bist du geworden!

Alle Fotos: Canon FTb QL (Bj. 1971) – diverse Canon-FD-Objektive – Ilford HP5+ @ ISO 1600 – Entwickler: Spür-Sinn JOE

Andre ist 48 Jahre alt, Tischlermeister und fotografiert seit er 15 ist. Alles begann mit einer vom Munde abgesparten Canon T70, die für viele Jahre sein ständiger Begleiter werden sollte. Die analoge Fotografie hat für ihn nach wie vor einen ganz besonderen Stellenwert. Das geht bis hin zum Selbstbau von Pinhole- und Mittelformatpanoramakameras.

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