Ilford Multigrade RC Portfolio Papier- ein erster Test

Text und Bilder: Christopher Osborne.

Ilford kündigte am 19. Januar 2021  ein Upgrade seines Multigrade RC Portfolio-Papiers an.
Vorab bekamen wir von SilvergrainClassics ein Muster von Ilford für eigene Testzwecke.

Hier mein erster Eindruck:

Ich werde es der Kürze halber im folgenden text als Portfolio-Papier bezeichnen.

Bevor wir beginnen, erst einmal eine kurze Produkbeschreibung. Unter dem Label Portfolio-
Papier verkauft Ilford seine eigene Premium-RC-Papier Serie. Von den gewöhnlichen RC Paieren
unterscheidet es sich durch eine doppelt so schweren Träger der kartonartige eigenschaften auf-
weist und alleine vom haptischen Empfinde sehr edel wirkt. Ein weiterer Punkt, es enthält jetzt
dieselbe Emulsion der 5. Generation, die auch für Ilfords Multigrade Deluxe-Papier verwendet wird.

Die im Lieferumfang enthaltene Dokumentation zeigt, dass die Eigenschaften für dieses Papier
ähnlich, aber nicht identisch mit denen für Multigrade Deluxe-Papier sind.

Ilford möchte mit diesem Papier eine Alternative für Ausstellungs- und Portfolioarbeiten auf RC-
Papier anbieten. Vom haptischen Eindruck fühlt sich dieses Material fast wie das extrem hoch-
ertige Fiber Classic-Papier an. Im gegensatz zu diesem hat es aber auch wie bei RC Papieren üblich
eine bessere Planlage und lässt sich leichter beim Vergrössern handhaben.

Für unseren Test verwendeten wir einen Heiland Splitgrade Controller. Für alle die die dieses Gerät
nicht kennen, es handelt sich dabei um ein Mess- und Belchtungssteuergerät der Firma Heiland
Electronic. Dieses Ermittelt über eine Messzelle die die Grauwerte des Negativs und berechnet dazu
die beste Belichtungszeit sowie die optimale Gradation.
Es ermöglicht uns so in kurzer Zeit konsistente Abzüge zu erzeugen.

Heiland hat in der Firmware-Version V3.8 ein Profil für das Multigrade Deluxe-Papier veröffentlicht,
dass für die Verwendung mit dem Ilford Multigrade-Entwickler (1:9 bei 20 ° C) kalibriert wurde.

Meine erste Entscheidung bei diesem ersten Test lag darin, was ich vergrößern wollte. Ich beschloss,
einige der frühesten Negative zu printen, die ich besitze. Diese wurden in den 1980er Jahren in Groß-
britannien mit einer Olympus OM-2 aufgenommen. Ich begann mit der Herstellung mehrerer Test-
streifen, um dabei gleich festzustellen, dass die Kalibrierung für mich nicht passte. Das ist aber nicht
verwunderlich, denn meine Dunkelkammer in Dubai hat eine Umgebungstemperatur von 23° C und
ich verwende im Gegensatz zu Heiland Ilford Bromophen. Nach einer Neukalibrierung des Splitgrade-
controllers wird sofort klar das dieses Papier eben nicht identisch mit MG Deluxe ist.

In sehr vielen Online-Reviews wird darauf hingewiesen, dass sich dieses Papier angeblich sehr ähnlich
zu Ilford Fibre Classic verhält. Mit dem Heiland Splitgrade Controller hat der Laborant die Möglichkeit
die Papiersorten zu ändern und die Belichtung und Qualität des neuen Papiers basierend auf den vor-
herigen Glanzlicht- und Schattenmessungen neu berechnen. Dies liefert einen Hinweis auf die Unter-
schiede zwischen Belichtung und Gradation. Hier zeigt sich nach meinen Tests eindeutig, dass man nicht
einfach zwischen den Papiereinstellung wechseln kann.  Dies geht auch aus der Ilford-Spezifikation hervor.

Ich begann mit dem Bild des Jungen, der auf dem Trafalgar Square Tauben füttert. Das Foto wurde 1984
auf dem Original HP5 aufgenommen. Der erste Abzug war im Schatten etwas zu dicht und der Himmel zu
hell. Bei meinem zweiten Versuch reduzierte ich die Belichtung der Gradation 5 um 0,7 Einheiten und be-
lichtete den Himmel mit Gradation 00. Dieses Papier verhält sich merklich eher wie Fibre Classic als wie
Multigrade IV, wenn man die Härte ändert. Im nassen Zustand sieht es dem Fibre Classic auch sehr ähnlich,
hat aber nach dem Trocknen einen deutlichen Tonwertbereich der es als Ilford RC-Papier identifiziert.

Der große Unterschied ist, dass die Schwärzen aussehen, als hätten sie Steroide genommen!

Der nächste Abzug zeigt einen Kastanienverkäufer. Ich habe dies zuletzt Anfang der 90er Jahre vergrößert
und hatte erst kürzlich die Gelegenheit den Print zu sehen, als ich letztes Jahr meinen Vater besuchte.
Die Jacke wurde von mir absichtlich in den dunklen Bereich gelegt zeigt die Stärke des neuen Papiers.

Das letzte Bild der Blaskapelle wurde bei einem jährlichen Fest in Stilton bei Peterborough, England um 1987
aufgenommen. Das Negativ enthält nur sehr wenig Zeichnung in den dunklen Uniformen. Daher habe ich hier-
für die Heiland Comfort-Einheit verwendet, die als Zubehör für den Splitgrade Controller erhältlich ist, um die
Belichtungsdaten besser sichtbar zu machen. Ich konnte so sicherstellen, dass ich das Bild für die Zeichnung in
den weißen Socken belichtet um so für alle hellen Uniformteile genügend Struktur zu zeigen.

Mein Fazit:

Würde ich in Zukunft das RC-Portfolio von Ilford nutzen? Ich muss zugeben, dass ich ein Fibre Classic und noch
mehr ein Art 300-Fan bin, daher bin ich nicht ganz so 100 prozentig überzeugt. Es ist trotz der sehr guten Haptik
dann doch kein Barytpapier. Aber man muss auch sagen, wenn es schnell gehen muss und man nicht die Zeit oder
die Technik hat Barytpapier angemessen zu verarbeiten ist RC Material eine gute Alternative….

Weitere Informationen zum Heiland Splitgrade Controller finden Sie in diesem Artikel unter:
www.silvergrainclassics.com/de/2020/08/heiland-splitgrade-controller