Im „Ländle“ gibt es eine neue Community für Fans der analogen Photographie. Ziel ist es, eine Möglichkeit zu bieten für Gleichgesinnte und Interessierte sich auszutauschen. Ich habe in Stuttgart Ralf Martini, der Gründer von StuttgartAnalog getroffen.
Hallo Ralf, bitte stelle Dich kurz vor.
Ich bin 32 Jahre alt, wohne in Stuttgart und arbeite hauptberuflich im Vertrieb bei einem Automobilzulieferer. Nebenberuflich und leidenschaftlich verwirkliche ich mich dann als Fotokünstler.
Seit wann fotografierst Du?
Mir hat es schon als Kind und Jugendlicher Spaß gemacht, persönliche Momente auf einer (digitalen) Kamera festzuhalten. Als ich 2009 von meiner Südafrika Reise nach Hause kam, war ich von den Ergebnissen meiner kleinen Digicam sehr unzufrieden, vor allem in Low-Light-Situationen. Also habe ich mir eine professionelle (digitale) Spiegelreflex angeschafft und viel experimentiert. 2013 habe ich mit einer Kodak Retina II aus den 1930er Jahren meine ersten analogen Schritte gemacht, mit ernüchternden Ergebnissen. Erst ca. drei Jahre später war ich reif für die analoge Welt und habe Spaß gefunden am Experimentieren mit alten Kameras und diversen Filmen. Seit dem Frühjahr 2017 fotografiere ich fast ausschließlich analog und das mit zunehmender Begeisterung.
Warum analog?
Die analoge Fotografie spiegelt mittlerweile immer mehr meine Einstellung zum Leben wider: Es muss nicht alles perfekt sein. Ich begrüße Zufälle und Überraschungen. Ich konzentriere mich immer mehr auf das Wesentliche wie z.B. das Licht. Ich mag außerdem simpel zu bedienende Kameras. Diesen ganzen digitalen Trends möchte ich nicht mehr folgen und empfinde den verlangsamten, analogen Ablauf sehr beruhigend, ja fast schon meditativ. So gewinnt auch jedes einzelne Bild an Wert. Es ist charakteristisch und einzigartig, so wie das Leben selbst.
Entwickelst Du Deine Filme?
Ja, aber nur meine Schwarzweiß-Negative. Da ich vorwiegend schwarzweiß auf Kleinbild fotografiere, entwickle ich somit die meisten meiner Filme selbst. Und weil ich starke Kontraste mag, wird jeder Film gepusht. Meine Lieblingskombination ist Fuji Neopan Acros 100 gepusht auf ISO 400 in Rodinal. Anschließend scanne ich die Negative und korrigiere sie leicht in Photoshop oder Lightroom.
Hast Du eine Lieblingskamera?
Ende letzten Jahres habe ich mir eine Leica M3 gekauft und bin seitdem hellauf begeistert. Zusammen mit dem 50er Carl Zeiss Planar f2 ist das eine großartige Kombination. Ich verwende allerdings auch gerne andere Kameras – es kommt ganz auf das Projekt an. In den letzten Wochen habe ich z.B. Gefallen am Mittelformat und der Rolleicord IIc gefunden.
Welche Vorbilder hast Du?
Ich finde viele Künstler bewundernswert. Egal ob Fotografie, Musik oder in der Filmbranche. All dies hat in gewisser Weise einen Einfluss auf mich und meine Projekte. Vor einigen Jahren haben mich die schwarzweißen Stadtlandschaften von Josef Hoflehner sehr inspiriert. Als Vorbild würde ich auch Jacques-Henri Lartigue nennen. Besonders eins seiner Zitate habe ich mir zu Herzen genommen: „I take photographs with love, so I try to make them art objects. But I make them for myself first and foremost – that is important.”
Worum geht es bei “StuttgartAnalog”?
„StuttgartAnalog“ ist eine Community für analoge Fotografen in Stuttgart und Umgebung. Meine Idee dahinter war, Gleichgesinnte zusammen zu bringen und den Erfahrungsaustausch online und offline zu fördern. Wir sind derzeit noch am Anfang und die Gruppe darf noch wachsen. Wer aus der Region Stuttgart kommt und Interesse hat, darf gern ein Blick auf unsere Webseite werfen: www.stuttgartanalog.de
Welche Pläne hast Du für die Zukunft?
Was „StuttgartAnalog“ angeht plane ich regelmäßige Fotowalks und weitere Treffen für die Gruppe. Mein großes Ziel für die Community ist eine gemeinsame Ausstellung zu verwirklichen. Persönliche Ziele für meine Fotografie habe ich auch: Es sind weitere kreative Projekte geplant, sowie mein erstes internationales Fotobuch.
Ich danke dir herzlich für das Interview und deine Mitwirkung .
Mehr über Ralf Martini und StuttgartAnalog:
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