Nikon F – die Großmutter.

Begeistert von der F3, über die ich bereits berichtete, begann ich mich mit der Geschichte der F-Kameras zu beschäftigen. Dabei trifft man unweigerlich auf die Nikon F, den Urvater (von mir aus auch –Mutter) aller darauffolgenden Nikon-Spiegelreflexkameras.
Über die Kamera und ihre Geschichte findet man im Internet haufenweise Informationen, weshalb ich hier nicht weiter darauf eingehen will. Mich beschäftigt viel mehr die Nutzung und der Umgang mit solch einer Kamera.
Die technischen Daten kann man ebenfalls nachlesen, aber hier mal in aller Kürze:
Die Verschlusszeiten reichen von der vollen Sekunde bis zur 1/1000 Sekunde und B (der Verschluss bleibt so lange auf, wie man den Auslöser drückt) sowie T (der Verschluss öffnet beim Druck auf den Auslöser und schließt beim Weiterdrehen des Zeitenrades).
Zusätzlich gibt es noch die Spiegelvorauslösung, bei der man aber leider eine Aufnahme verschwendet, weil man die Kamera mit „eingeschalteter“ Spiegelvorauslösung einmal auslösen muss und der Spiegel dann in der oberen Stellung festgehalten wird. Diese Einschränkung wurde allerdings mit Erscheinen der F2 gelöst, da man bei der Kamera den Spiegel über einen Hebel
hochklappen kann.
Die Belichtungsmessung erfolgt über den sogenannten „Photomic-Sucher“. Über die Geschichte der einzelnen Sucher gibt es ebenfalls genug im Internet zu lesen, deshalb hier auch nur kurz:
Die frühen Sucher verfügen zunächst noch über ein „Auge“, dass die Belichtung von außen gemessen hat. Etwaige Zwischenringe oder die Belichtungszeit verlängernde Filter konnten dabei nicht berücksichtigt werden und man musste die Verschlusszeit oder Blende eigenständig korrigieren.
Die späteren Sucher messen das Licht durch das Objektiv, sodass man bei besagten Aufnahmen mit Filtern oder Zwischenringen nichts weiter beachten muss.
Dazu gibt’s noch einige „Spezialsucher“, wie den Sportsucher oder den Lupensucher, der eigentlich erst für die F2 gedacht war. Man kann allerdings durch Abschrauben des Nikon-Schildes an der F auch die Sucher der F2  ansetzen. Das Gleiche gilt für die vielfältigen Mattscheiben, die von einfacher Vollmattscheibe (übrigens meine liebste bis jetzt) bis zu Gitternetzlinien, Schnittbildscheiben oder Mikroprismen-Mattscheiben für spezielle Weitwinkel oder Teleobjektive geeignet sind.
Einen Motor gab es ebenfalls, der zunächst über ein externes Batterieteil betrieben werden musste. Da der Aufwand des Umsteckens in der Hektik der damaligen Reporter aber zu umständlich war, wurde in den USA ein Motor mit integrierter Batteriehalterung entwickelt. Später baute Nikon selbst die Motoren mit der „kabellosen“ Batteriehalterung. Wichtig ist aber, dass die Motoren auf jede Kamera einzeln abgestimmt wurden, da sonst die Mechanik der Zahnräder zerstört werden konnte. Ebenfalls muss der Motor auf einen bestimmten Zeitenbereich eingestellt werden, da bestimmte Belichtungszeiten in Verbindung mit dem Motor nur mit hochgeklapptem Spiegel realisierbar waren.
Dazu gab es noch weitere Spezialausführungen, wie die „Speed-Magny“ Kamera, die Polaroidfilm formatfüllend belichten konnte oder, ganz selten, eine speziell modifizierte „Spionagekamera“, deren Rückwand erheblich mehr Druck ausübte als die reguläre Rückwand. Zusätzlich waren die Objektive speziell abgestimmt, so dass man aus Negativen aus der Kamera die Entfernungen von beispielsweise Gebäuden oder ähnlichem, messen konnte.

Aber da das alles zu weit führt noch zu den eigentlich wichtigen Dingen: den Objektiven.
Mittlerweile hat sich da fast eine kleine Sammlung ergeben, da einige (nicht alle!!) non-Ai
Objektive nur durch einen kleinen Umbau an modernen Kameras, wie der F3 oder
Digitalkameras, zu verwenden sind. Ich hatte das Glück, dass alle Objektive, die ich passend
zur F gesucht habe, über die sogenannte Ai-Kupplung verfügen. Somit kann ich damit auch
digital (oh nein !! digital!!) fotografieren.

Für den Weitwinkelbereich habe ich ein Nikkor-UD 20 mm/3,5 samt (ich vermute wirklich) niemals genutzter, originalverpackter Gegenlichtblende ergattern können:

Als Normalbrennweite benutze ich ein 50mm/1,4 Nikkor-SC. Der geneigte Sammler würde jetzt sagen, dass die SC-Version (S=septem=sieben, steht für die Anzahl der Linsen; C=coating also vergütete Linsen) nicht zur F passt, da diese nur knapp ein Jahr Mitte der 1970er gebaut wurde und demnach eher an einer F2 hängen müsste. Ist mir aber egal, denn bis auf die Vergütung unterscheidet sich das Objektiv nicht sonderlich vom Nikkor-S, welches es in den 60ern zur F gab. Und da das Nikkor-SC etwas seltener ist, musste ich natürlich das haben 🙂

Als Teleobjektiv hab ich ein frisch überholtes Nikkor-Q 135 mm/3,5 ergattern können:

Dazu hab ich eine passende Streulichtblende und einen formschönen Nikkor Plastikköcher.
Die Objektive sind, trotz ihres Alters, einerseits mechanisch eine reine Freude, denn nichts wackelt, hat Spiel oder ist locker und andererseits optisch sehr überzeugend.
Insgesamt macht es mir ziemlich viel Spaß mit der Nikon F zu fotografieren. Ohnehin gefällt mir seit längerem die Fotografie der 60er Jahre und da passt es doch sehr gut Kameras und Objektiven aus dieser Epoche selbst zu benutzen.
Die F ist wahrlich kein Leichtgewicht aber mit einem passenden Gurt lässt sie sich bequem transportieren.
Die Kamera ist weit ab von jeglichem Design und (das ist wirklich relativ) auch wenig formschön. Aber gerade das macht sie für mich ansprechend, da sie einfach ein ziemlicher Metallklotz ist und klaglos das tut, was sie soll: Filme belichten.
Im Artikel zur F3 beschrieb ich ja schon den fabelhaften HP-Sucher, der als Brillenträger wirklich sehr angenehm ist. So etwas, vielleicht mit Ausnahme des Sportsuchers, gibt es zur F nicht, aber damit komm ich gut zu recht, auch wenn ich mit Brille nicht das ganze Sucherbild überblicken kann.
Das „Häubchen“ auf der Kamera ist übrigens die Sucherbeleuchtung. Durch ein kleines opakes Fensterchen auf der Oberseite des Suchers fällt Umgebungslicht ein und beleuchtetso die Nadel, die die korrekte Belichtung anzeigt. Bei wenig Umgebungslicht, beispielsweise in schlecht beleuchteten Innenräumen sieht man die Nadel leider etwas schlecht. Abhilfe schafft diese Beleuchtung, da sie durch den Bügel genau in das Fenster leuchtet und damit die Nadel erhellt. Sieht auch nicht formschön aus, funktioniert aber wunderbar und ist, wie ich finde, doch sehr nützlich.

Vielleicht noch ein paar Hinweise zum Gebrauchtkauf der Kamera:
Bei vielen Photomicsuchern (also mit Belichtungsmesser) ist die Messfunktion leider mittlerweile kaputt. Deshalb muss man aufpassen einen funktionierenden zu finden. Wenn man fest vorhat sich solch eine Kamera mit solch einem Sucher zu kaufen wäre es ratsam eine Kamera mit funktionierendem Belichtungsmesser zum Überprüfen dabei zu haben.
Ohne hin ist es ratsam eine funktionierende Kamera dabei zu haben.
Die benötigten 2×1,35 V Batterien gibt es seit längerem schon nicht mehr, aber die moderneren und von der Bauform her gleichen 1,5 V Batterien tun es genau so. Man muss nur darauf achten, den Empfindlichkeitsindex entsprechend zu korrigieren. Bei meinem Sucher ist es etwa 1 Blende Korrektur. Um beispielsweise auf 1600 ASA zu belichten, stell ich den Belichtungsindex auf 800 ASA ein. Zwar ist der Belichtungsindex nicht linear, allerdings komm ich mit meinen bisherigen Entwicklungen zu gut vergrößerbaren Negativen.
Bei manchen Prismensuchern löst sich die Beschichtung des Prismas ab, das sieht nicht schön aus, aber man sieht es kaum und auf die Negative hat es sowieso keinen Einfluss. Die Belichtung kann man dann mit einem externen Belichtungsmesser messen.
Bis auf den Spiegeldämpfer hat die F eigentlich keine „Verschleißteile“ im Sinne von porösen Lichtdichtungen, die einem bei den meisten gebrauchten Kameras aus dieser Zeit schon entgegenbröseln.
Der Verschluss sollte natürlich, genau wie die längeren Verschlusszeiten, regelmäßig und gleichmäßig ablaufen. Das sollte bei Kameras, die in Benutzung waren, weitestgehend kein Problem sein.
Eine kleine Falle vielleicht noch: Anders als bei „gängigen“ Spiegelreflexkameras verfügt die F nicht über die Rückspulentriegelung, die man auf der Unterseite eindrückt, sondern über
einen Ring um den Auslöser, den man auf die R-Position drehen muss. Dadurch wird der Schnellspannhebel und der Auslöser außer Funktion gesetzt und man kann den Film zurückspulen. Beachtet man das nicht, kann es sein, dass die Kamera als defekt angesehen wird, obwohl sie das ja gar nicht ist. Steht der Ring wieder auf A kann man wie gewohnt
fotografieren.

Wer wirklich tiefgehende Informationen zu sämtlichen Nikon F  Zubehörteilen, Kameras und Objektiven erhalten will, dem seien folgende Seiten ans Herz gelegt:

http://www.destoutz.ch/nikon-f.html

http://www.nicovandijk.net/

Handfeste Informationen findet man in gebundener Form im „Nikon Handbuch“ von Peter Braczko.

Und hier noch zwei Abzüge auf HP5 bei 1600 ASA in D-76 mit dem 50/1,4: