Wer unsere Seite regelmäßig verfolgt sollte wissen dass wir die Werke von Nils Karlson lieben. Kurz nach seiner Rückkehr vom Revela-T Festival in Spanien hatten wir die Möglichkeit mit Nils über sein am 1.7.2017 erscheinendes limitiertes Journal „Eyes like Slumber“ zu sprechen.
Wir beginnen erneut mit Glückwünschen, diesmal zur Fertigstellung deines neusten Werkes Eyes Like Slumber. Wie lange hast du an diesem Projekt gearbeitet?
Erst einmal danke für die Blumen! Im Prinzip ging es mit Eyes Like Slumber bereits während der heißen Phase der Vorbereitungen zu Earth Stands Still los, also im Sommer 2016. Beide Publikationen gehen also – zumindest für mich – nahtlos ineinander über. Schon im Frühjahr 2016 habe ich einen leichten Perspektivwechsel meiner Sicht bemerkt, und dann mehr oder weniger gezielt darauf hingearbeitet – oder experimentiert. Die heiße Phase der Konzeption – also alles Unnötige über Bord werfen – lag zwischen Ende 2016 und Mai 2017, wo die letzten Bilder hinzugekommen sind, bzw. ältere ersetzt haben. Letztendlich habe ich mich etwa ein dreiviertel Jahr mit der Umsetzung beschäftigt, also Konzeption, Auswahl und Reihenfolge der Bilder, Kontaktaufnahme zu Keith Mendenhall (von dem ich unbedingt das Vorwort geschrieben haben wollte) und John K. Samson (Einholen der Erlaubnis, ein Textzitat nutzen zu dürfen), einen ersten Dummy zu erstellen, vieles davon über den Haufen zu werfen usw. Ich halte es für wichtig dem Prozess entsprechend Zeit einzuräumen, um immer wieder Abstand nehmen zu können.
Was werden wir zu sehen bekommen bzw. was macht Eyes like Slumber zu etwas Besonderem?
Ich denke, es handelt sich um meine persönliche Entwicklung seit Earth Stands Still, bezogen auf alle Lebensbereiche. Seit der Veröffentlichung ist bei mir viel geschehen, und ich werde mir zunehmend klarer darüber, wie ich die Welt sehe und wie ich dies kommunizieren möchte. Im Klartext bedeutet dies für mich, Teile des Konzeptes beizubehalten, wie z.B. die Auswahl der Druckerei und der Papiersorte, einiges zu verfeinern, wie z.B. die Typographie, und anderes außen vor zu lassen – so gibt es in Eyes Like Slumber keine Bilder mehr aus den Lochkameras, weil ich diese derzeit in einem anderen ganz anderen Zusammenhang sehe. Dafür konzentriere ich mich in Eyes Like Slumber eher auf lange Belichtungen, da diese für mein Empfinden das kommunizieren, was ich kommunizieren möchte.
Was es zu etwas Besonderem macht…das liegt wohl im Auge der Betrachter.
Dein letzter Bildband ist als Buch erschienen, warum steigst du jetzt auf Softcover um? Und aus welchem Grund gibt es kein Crowdfunding mehr?
Dem liegen mehrere Aspekte zugrunde, die alle in etwa die selbe Gewichtung haben: Generell will ich mich in Zukunft auf das Format des Journals konzentrieren, weil es die Möglichkeit bietet, einen Mikrokosmos darzustellen, der aber nicht nur auf ein Bild beschränkt ist, sondern Kontext aus sich selber schöpft – so interessieren mich persönlich gar keine einzelnen Drucke mehr, die an der Wand hängen. Ich möchte mehr Kontext, mehr Tiefe als ein dekoratives Bild. Darüber hinaus tendiere ich eher zu kleineren Drucken. Mir geht dieser ganze „das musste groooß and die Wand pinnen“ Wahnsinn gegen den Strich. Dieser ganze Gigantismus, auch im Bezug auf Architektur, Autos und all sowas. Dieses ganze „Größer, Besser, Lauter, Breiter“ Ding.
Also lautet mein Plan für die nahe Zukunft, pro Jahr ein bis zwei Journale zu veröffentlichen, jeweils mit ähnlichen Rahmenbedingungen, und Layout, und zugleich Raum für Experimente zu bieten. So habe ich für nächstes Jahr schon Konzepte ausgefeilt, auch wenn noch kein einziges Bild dafür belichtet ist.
Ein weiterer Grund ist die Finanzierung – während für das Buch die Herstellungskosten so hoch waren, dass ich diese nicht selber finanzieren konnte, halten sich die Kosten für das Journal in Grenzen, so dass ich an dieser Stelle auf das Crowdfunding verzichten kann. Des Weiteren bin ich dann auch nicht darauf angewiesen, X Exemplare im Zeitraum Y verkaufen zu müssen, damit die Finanzierung steht – sollte es eine Weile dauern, bis Eyes Like Slumber ausverkauft sein sollte, dann ist das eben so.
Und letztendlich macht es sich für die Käufer bemerkbar: im Rahmen der Buchveröffentlichung habe ich vermehrt Mails bekommen, in denen Leute ihre Glückwünsche mitgeteilt und gleichzeitig auf die Problematik der hohen internationalen Versandkosten hingewiesen haben. Darüber hinaus bin ich der Auffassung, dass Kunst allen zugänglich sein sollte – und eben nicht dem Big Business überlassen werden darf, wo einige wenige privilegierte Kunst als Wertanlage bei sich horten.
Auch diese 250 Exemplare (249 wenn man meines abzieht) werden sicher schnell verkauft sein. Was kostet der Bildband und wo bekommt man ihn?
Insbesondere aus den zuletzt genannten Gründen habe ich mich auch nach diversen finanziellen Planspielen dazu entschieden, das Journal für €25 anzubieten – inclusive Versandkosten, egal wohin. Da ist es von Vorteil, dass Eyes Like Slumber mit 21×21 cm und 36 Seiten etwas kleiner und leichter ist als das Buch, weil sich das direkt auf die Versandkosten auswirkt. Um die Kosten für das Journal möglichst gering zu halten, habe ich mich dazu entschlossen, Eyes Like Slumber über das Kontaktformular auf meiner Website www.nils-karlson.com zu vertreiben.
Aus Gründen der Preisgestaltung – also Vermeidung von allzu vielen Kostenpunkten – biete ich Zahlungen per Banküberweisung als auch Paypal an; bei des Wahl von Paypal sende ich dann per Mail eine Rechnung, die mit einem Klick gezahlt werden kann. Die Integration eines Paypal Buttons auf der Website hätte leider die für mich anfallenden Kosten für den Zahlungsverkehr so sehr kippen lassen, dass ich mehr für Eyes Like Slumber hätte verlangen müssen. Das sind dann Realitäten, mit denen man sich dann eben auch beschäftigen muss…
Zu jedem Journal gibt es als Extra übrigens wieder drei Postkarten und eine hübsche Visitenkarte in 6×6, von der es in jeder Version nur acht Exemplare gib.
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