Top 10: Falsche Annahmen über die analoge Fotografie

1. Es gibt keinen Film mehr oder er ist schwer zu bekommen.

Ich versteh nicht, warum sich dieses Gerücht so hardnäcking hält, wo man sich doch durch einen Besuch im nächsten Drogeriemarkt doch ganz einfach vom Gegenteil überzeugen kann. Filme bekommt man in jedem Rossmann, DM und Müller auch, wenn die dortige Auswahl nicht die größte ist. Am besten kauft man heute seinen Film, wie beinahe alles andere auch, im Internet oder man unterstütze den lokalen Einzelhandel und kauft im Foto-Fachgeschäft.

2. Durch teuren Film ist analoge Fotografie am Ende teurer als digitale.

Zugegeben dieser Eindruck entsteht leicht, wenn man sich die Preise von 4 Euro pro Rolle anschaut. Was man aber nicht vergessen darf ist, dass auf der anderen Seite die Kameras dafür um einigen günstiger sind. Eine aktuelle digitale Einsteiger Spiegelreflexkamera kostet schon mal schnell soviel wie 150 Filme, eine Vollformat Kamera kommt auf 500 und eine Mittelformatkamera auf 1700 Filme. Es gleicht sich also an anderer Stelle wieder aus.

3. Analoge Fotos haben immer / nie einen Retrolook.

Je nachdem wen man den so fragt, bekommt man entweder die Antwort, dass Analog heute überhaupt keinen Retrollook mehr hätte, weil das Filmmaterial mittlerweile genau so gut sein, wie die digitalen Sensoren oder aber einem wird erzählt, dass man bei Film immer mit Farbstichen und Verschiebungen zu tun hätte. In Wirklichkeit kann analoge Fotografie beides, man muss sich nur einen Film aussuchen, der reale oder retroartige Bilder liefert.

4. Man braucht eine Dunkelkammer oder muss mit Chemikalien hantieren.

Wenn man eine Dunkelkammer mit den ganzen seltsamen Gerätschaften und Chemikalien darin sieht, kann es einem als Anfänger schon mal flau im Magen werden und man fragt sich: „Muss ich das auch machen“? Darauf gibt es zum Glück eine einfache Antwort: Nein, denn heute wie damals ist keiner gezwungen sich in eine Dunkelkammer zu stellen. Man kann heute seine Filme einfach im nächsten Fachlabor oder im Drogeriemarkt abgeben und überlässt Fachleuten die Arbeit.

5. Auf Film gemachte Bilder bekommt man kaum und nur schwer auf den PC.

Wenn man die allseits bekannten Filmstreifen so ansieht, fragt man sich schon mal, wie diese Bilder denn jetzt den Weg auf den PC finden sollen. Aber auch das ist gar nicht so schwer, man muss also nicht zwangsläufig irgendwelche abenteuerlichen Konstruktionen basteln, wie man sie im Internet sieht, für den Anfang reicht es dem Fotolabor oder dem Drogeriemarkt zu sagen, dass man eine CD dabei haben möchte. Später kann man sich dann bei Bedarf einen Filmscanner kaufen.

6. Man muss eine neue Kamera kaufen, weil alle alten mittlerweile kaputt sind.

In einer Welt in der alle neu sein muss und alles alte verpönt wird, mag es komisch klingen sich eine Kamera zu kaufen, die schon mal älter sein kann also man selbst. Aber entgegen allem, was man eventuell so hört, gibt es noch unzählige Modelle da draußen, welche immer noch funktionieren. Was vor allem daran liegt, dass damals noch in einer ganz anderen Qualität produziert wurde. Damals erscheinen Kameras eben nicht im Jahresrhythmus.

7. Analoge Kamera sind schwer zu bedienen und haben keinen Autofokus.

Wenn man eine Kamera aus dem frühen fünfziger Jahren vor sich hat und diese ganzen Rädchen mit komischen Zahlen darauf sieht, kann einen das schon mal etwas überfordern und auch der Gedanke den Fokuspunkt von Hand setzen zu müssen, ist für viele nicht sehr angenehm. Aber nicht alle Kameras sind voll manuell aufgebaut und so es gibt auch analoge Kameras, die euch jeglichen technischen Aspekt abnehmen und sogar für euch Fokussieren.

8. Fotografie auf Film lohnt sich nur, wenn man direkt eine Leica oder Hassleblad kauft.

Man bekommt oft zu hören, dass wenn man schon in die analoge Fotografie einsteigt, man dies doch bitte richtig tun sollte. Wozu man natürlich eine Kamera braucht, für dessen Preis man ebenso gut eine digitale Topkamera kaufen könnte. Wenn man plant eine Fineart Ausstellung mit Bildern im Meterbereich zu füllen, mag das durchaus seine Berechtigung haben aber für einen Anfänger wäre eine reguläre Kamera besser geeignet.

9. Film Kameras sind teuer, selten und keine gute Investition.

Wenn man will, kann man natürlich ein heiden Geld in ein Sammlerstück stecken, welches schon nach kurzer Benutzung den Großteil seines Wertes verliert aber das ist eher die Ausnahme als die Regel. In Wirklichkeit gibt es gute Spiegelreflexkameras, auch von Namhaften Hersteller, oft schon für kleines Geld. Es stimmt, dass die Preise oft starken Schwankungen unterworfen sind aber das ist eher eine Saison Frage, im Sommer sind Kamera eben gefragter als im Winter.

10. Die analoge Fotografie verzeiht keine Fehler.

Natürlich ist ein versautes Bild auf Film für immer festgehalten. Aber ist die Möglichkeit, jeden Fehler sofort tilgen zu können, wirklich so ein großer Vorteil? Der Moment ist vorbei so oder so. Zu lange Verschlusszeiten, verzogener Fokus und falsche Belichtung zerstören nun mal Bilder. Normalerweise, denn Film hat zumindest bei letzterer, der Belichtung, einen kleinen Vorteil. Denn mit Fehlbelichtungen, bei denen fast alle Sensoren aufgeben, kommt Film noch gut zurecht.

-Danny

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Wie sicher viele in meinem Alter damals, so um 2005, habe ich mit etwa 17 meine erste digitale Knipse bekommen. Um genau zu sein, eine echt grässliche Jaycam i6180 aus dem Teleshopping. 2008 gab diese dann leider den Geist auf und so bin ich auf eine um einiges bessere Samsung L200 umgestiegen, mit der ich aber auch eher sporadisch und meist im Urlaub fotografiert habe. Die wirklich Begeisterung für die Fotografie hat mich erst 2012 so richtig gepackt. Hauptsächlich ausgelöst natürlich durch Socialmedia im Allgemeinen und Instagram im Besonderen. Ich fand den Look der Bilder faszinierend, konnte mir aber kein Smart- phone leisten und so durchsuchte ich die Klamotten meiner Eltern nach einer angeblich noch vorhandenen Kamera. Und so fand ich eine alte Rollei 35 mit Tessar Objektiv, welche sofort mit auf den nächsten Urlaub kam. Als ich die Bilder das erste mal in der Hand hielt war ich begeistert von dem Look und vor allem auch von der Qualität. dany Da die Rollei zwar eine tolle Kamera ist aber ich mit dem Schätzen der Entfernung so meine Probleme habe, dauerte es keine paar Monate bis ich mit der Canon Av-1 und zwei Drittherstellerobjektiven in 50 und 135mm meine erste eigenen analoge Spiegel-refelxkamera besaß. Ab da an gab es natürlich auch später eine digitale Spiegelreflex- kamera aber die kommt meist wirklich nur zum Einsatz, wenn es gerade schnell gehen muss. Aktuell arbeite ich mit meiner neuen Yashica T3 und eine Mamiya RB67 will dringend ausprobierte werden.