Als ich die analoge Fotografie für mich wieder entdeckt habe, bekam ich auch schnell die Reaktionen meines Umfeldes mit. „Das ist doch nicht mehr zeitgemäß“ und „da hat man ja gar nicht sofort das Foto“. Kommt man dann mit den Leuten ins Gespräch, entsteht sehr schnell die Diskussion, welche Technologie eigentlich besser ist. Im Internet gibt es Unmengen an Diskussionen und Streitereien hierüber.
Die meisten Medien erkennen, dass es irgendwie noch eine analoge Fangemeinde gibt und meinen dann darüber schreiben und berichten zu müssen. Leider folgt auch dann fast immer ein Analog-Digital Vergleich.
Ich frage mich, warum geht nicht einfach beides nebenher in dieser Diskussion?
Warum legen Menschen Platten auf? Weil die Musikstücke durch das Knistern einen speziellen Charakter bekommen. Ich kannte mal jemanden, der hat sich seine Platten digitalisiert und das Rauschen in der Aufnahme behalten, damit er sich diesen Soundcharakter per CD mit in sein Auto nehmen konnte. Das ist doch klasse.
Früher strebte man mit den analogen Kameras „das perfekte Bild“ an. Wenn ich das heute haben möchte, nehme ich mein Handy aus der Tasche und habe es.
Als wir in einem kroatischen Café saßen, ließ ich meine alte Olympus Trip 35 auf dem Tisch stehen, während ich zur Toilette ging. Als ich wieder kam, stand der Kellner an unserem Tisch mit meiner Kamera in der Hand. Er konnte nicht fassen, so etwas noch einmal in der Hand halten zu können. Dann erzählte er von seinen Erinnerungen mit dieser Kamera. Ein Freund von ihm hätte diese wohl auch noch im Schrank. Damals hatte der Fotoapparat einfach eine ganz andere Bedeutung als eine Kamera heute. Trotzdem hat man sich geärgert, wenn nach zwei Wochen Urlaub die Fotos dann nichts geworden sind und man nun mit leeren Händen da stand.
Man wollte seine Momente so festhalten, wie das eigene Auge es gesehen hat und das hat einfach oft nicht richtig funktioniert. Dieses Streben nach Perfektion, führte uns in das digitale Zeitalter.
Wenn ich heute analog fotografiere, dann will ich spielen. Mit Licht, mit Farben und mit Motiven. Ich klebe Folien vor meine Kameras und ich zerstöre die Filme vorher, um noch krassere Farben zu bekommen. Ich komponiere meine Fotoideen vorher im Kopf und lasse mich dann anschließend überraschen, dass es noch viel besser geworden ist. Ich lebe mich extrem kreativ aus, wenn ich eine analoge Kamera benutze. Und doch geht es nicht ohne die digitale Technologie.
Ich scanne die Ergebnisse ein und teile sie mit Euch direkt und freue mich auf Eure Reaktionen. Ganz nebenbei habe ich mehrere digitale Kameras in einem Regal gemeinsam mit den analogen stehen und sie streiten sich gar nicht.
Die Analoge Welt hat heute den Vorteil, dass sie sich mit der Digitalen Welt ergänzen kann und dass dadurch etwas schönes geschehen kann.
So können wir unsere Schallplatten auf dem Handy dabei haben, unsere alten Dias und Negative in sozialen Netzwerken posten und unsere alten Videoaufnahmen heute auf einem Flachbildschirm abspielen.
Bei Büchern ist die Diskussion, E-Book oder doch das alte Buch? Hier halten die Menschen erstaunlich oft am guten alten Buch fest. Gleichzeitig wird dann aber das E-Book oft verteufelt. Warum geht auch hier nicht beides? Es gibt eine Menge Bücher, die ich lesen würde, die aber nicht unbedingt später in meinem Regal stehen müssen. Die hole ich mir gerne als E-Book und lese sie. Dann gibt es Bücher, die muss ich gebunden in der Hand halten und freue mich, wenn ich die Seiten umblättern kann und die will ich mir später auch in mein Bücherregal stellen.
Die analoge Welt ist die Wurzel der digitalen Welt und man sollte nie seine Wurzeln vergessen. Ich habe absoluten Spaß daran, die alte Technik mit der heutigen zu vermischen. Eigentlich geschieht dies doch auch schon eine Generation weiter. So viele Menschen haben auf ihren Computern Emulationen installiert, um alte Commodore- und Atari-Spiele zu nutzen. Es vermischt sich und warum? Weil es geht und weil es toll ist.
Ich wünsche mir sehr, dass Du gleich nach dem Lesen aufstehst und Dir etwas Analoges suchst und es nutzt. Lies ein Buch, lege endlich mal wieder eine Schallplatte auf. What ever, tu es und am besten, lass es uns wissen.