Wer unsere Seite aufmerksam verfolgt, bei dem wird dieser Namen einige Glöckchen läuten lassen. Jana hat nicht nur das Bild des Monats Dezember 2016 gestellt sondern war zu Beginn von Analog4You auch hinter den Kulissen tätig. Die Wege trennten sich und Jana widmete sich ganz ihren Projekten und Projektreisen. Auf einer dieser Reisen durfte ich sie persönlich kennenlernen. Wie blieben in Kontakt und dabei stolperte ich irgendwann über ihre Aussage: „Das nächste Mal wenn mich jemand fragt ‚Warum fotografierst du analog?‘ werde ich diese Frage nicht beantworten. „. Das ist auch der Grund dafür, warum dieses Interview etwas anders ist als die Vorherigen. Ganz verkneifen konnte ich es mir allerdings doch nicht.
Hallo Jana. Mit welchen 10 Worten würden dich deine Freunde beschreiben?
Da Fremdwahrnehmung besser ist habe ich fünf Freunde/Bekannte nach je zwei Worten zu mir befragt:
– bewusst & emotional
– selbstkritisch & verkopft
– kreativ & spontan
– ehrlich & humorvoll
– reisefreudig & strebsam
Was erwartet uns, wenn deine Dunkelkammer endlich fertig ist?
Die Betonung liegt auf endlich! Dann wird es endlich dunkel sein. Es ist übrigens nicht meine eigene Dunkelkammer, denn theoretisch gehört alles meinem Chef und wir dürfen das ganze Equipment benutzen. Wir – denn dieses Projekt mache ich nicht alleine.
Aber auf jeden Fall möchte ich die ganzen Fotopapiere aus dem Schrank ausprobieren und ich freue mich einfach nur, endlich einen ordentlichen analogen Arbeitsplatz zu haben. Weiter denke ich gerade nicht. Mal schauen was mir da einfällt.
Was wäre aus dir geworden, wenn es mit der Fotografie als Beruf nichts geworden wäre?
Es kommt darauf an zu welchem Zeitpunkt diese Weichen gestellt worden wären.
Ich war schonmal kurz vor einer Ausbildung zur Buchhändlerin und daran die Fotografie komplett an den Nagel zu hängen (Hassliebe eben). Zudem habe ich ein Kultur-und Medienpädagogik Studium nach zwei Semestern abgebrochen.
Ich wollte Kunst zu studieren und nebenher weiterhin als Fotoassistentin arbeiten. Ersteres hat bisher nicht funktioniert und somit bleibt erstmal letzeres…..aber auf jeden Fall ist das kein endgültiger Zustand.
Es wird viel darüber gestritten, ob Fotografie in der Kamera, beim Entwickeln oder im Kopf entsteht. Wie denkst du darüber?
Die Fotografie ist auf jeden Fall zeichnen/malen mit Licht, wie es der Name schon sagt. Fotografie würde ohne die chemischen und physikalischen Eigenschaften nicht funktionieren. Alle die oben genannten Eigenschaften, bzw. manchmal auch ohne ersteres, spielen durchaus in ein gelungenes Bild mit hinein.
Gerade der Kopf, die Ideen, Gedanken bzw. Konzepte, machen Bilder zu etwas Besonderem. Kopfloses drauflosknipsen, außer es ist der Idee dienlich, finde ich nicht besonders toll. Auch das Entwickeln will gelernt sein, bzw. halbwechs gezielt angewendet -> Experimente etc.
Braucht Fotografie eine Kamera?
Nein. Meist nur Licht und (chemisch) reagierende Substanzen. Ein paar meiner Arbeiten kommen sogar ohne Licht aus, sondern nur mithilfe der Chemie und deren Eigenschaften. Ich würde nur versuchen solche Arbeiten nicht umbedingt als „normale“ Fotografie bezeichnen zu wollen. Eher „kameralose“ Fotografie, fotobasierende Kunst oder eben Generative bzw. Konkrete Fotografie.
Manchmal sind Schubladen durchaus sinnvoll, es ist trotzdem das gleiche Möbelstück welche diese fasst.
Bei dir geht es nicht nur um Bilder sondern auch um Töne. Kannst du uns dazu etwas erzählen?
Ich würde das anders formulieren wollen. Mir geht es nicht direkt um Töne.
Ich finde es generell reizvoll mit den Möglichkeiten zu spielen, welche mir die Fotografie, Kameratechnik und entsprechenden physikalischen sowie chemischen Eigenschaften bieten. Darunter fallen nun auch die Geräusche der verschiedenen Kameramodelle. Zudem durfte ich durch dieses Projekt auch unglaublich viele Kameras kennen lernen und anfassen. Das bietet kein Kameramuseum, geschweige von den persönlichen Erklärungen der Kamerabesitzer zu den einzelnen Kameras!
Nun mal schauen was aus diesem Projekt wird, da ich mit den Aufnahmen bald durch bin. Dann kann die große Spielerei beginnen.
Du hast erst kürzlich geschrieben, es würde dir schwerfallen, Bilder in Rahmen einzusperren. Auf welche Art und Weise sollten Bilder präsentiert werden?
„Sollte“ hört sich an als wäre dies dann der richtige Weg. Doch schlussendlich „sollte“ die Präsentation der Bilder immer zu Fotograf, den Bildern und dem Konzept/der Idee passen. Meine frühen digitalen Aufnahmen gibt es zum Beispiel als Leinwanddrucke auf Keilrahmen, dann hab ich schon im Rahmen eines Jugendkunstprojektes auf Tapete ausgestellt, ansonsten wurden die Bilder meist nur auf Karton/Pappe aufgezogen. Meine analogen Aufnahmen kamen bisher noch nicht an die Wand, bis jetzt. Zu Weihnachten gab es Bilder in Passepartout und Rahmen als Geschenk für meine Familie – jedoch ohne Glas, das bringe ich noch nicht über mich.
Es muss meiner Meinung nach, wie schon geschrieben, einfach zum Anlass und Konzept passen. Ich habe noch ein paar Präsentationskonzpete im Hinterkopf welche alle keinen (klassischen) Rahmen beinhalten.
Für mich zählt nämlich oft nicht einfach nur das (einzelne) Bild, sondern da steckt noch mehr dahinter. Ich produziere nicht für die Wand.
In meinem Zimmer hängt zum Beispiel kein Bild, auch kein fremdes!
Wie würdest du einen Tag nutzen, an dem du und deine Ausrüstung unsichtbar wären?
Wäre unsichtbar gleichbedeutend mit unverletzbar, dann würde ich mich mitten auf stark befahrene Straßen stellen und waghalsige Aktionen starten um von Orten/Perspektiven aus zu fotografieren, welche man normal nicht so ohne weiteres einnehmen könnte.
Du bist viel auf Achse um interessante Leute zu treffen. Mit wem (lebendig oder tot) würdest du dich gerne treffen wenn du die Möglichkeit hättest?
Vilém Flusser, da ich seine Texte über die Fotografie durchaus interessant finde.
Er ist 1991 gestorben und hat die digitale Fotografie nicht mehr erleben können, da wäre es umso spannender mit ihm, wo auch immer, darüber sprechen zu können.
Was war bei deinen Trips dir seltsamste Begegnung bisher?
Menschen sind immer seltsam! Es gab zwar besonders seltsame Begegnungen,
aber die möchte ich lieber für mich behalten.
Was ist der größte Missverständniss bezüglich der analogen Fotografie?
„Gibts da denn überhaupt noch Filme für?“
Welche Inspiration sollte man anderen Fotografen und Interessierten nicht vorenthalten?
Da kann ich natürlich nciht allgemein sprechen, sondern nur von mir. Ich finde unterwegs sein, vor allem Bahnfahrten, Ausstellungsbesuche und Gespräche mit anderen (analogen) Fotografen sehr motivierend. Vor allem gibt es eine Handvoll Menschen welche ich in den letzten Jahren kennen lernen durfte, die mir das Gefühl geben auf einem guten Weg zu sein und mit welchen ich gut meine Ideen besprechen kann. Quasi wie Mentoren. Ich wünsche jedem mindestens eine solche Person.
Von welcher Frage würdest du dir wünschen, dass sie dir endlich in einem Interview gestellt wird?
„Was bleibt an Interessen übrig, wenn man die Fotografie abziehen würde?“
Nun stell dir vor, ich wäre so genial gewesen, diese Frage zu stellen. Was würdest du darauf antworten?
Zwar hatte die Fotografie bei mir zehn Jahre Zeit sich bei mir vollkommen einzunisten, lange Zeit bestand auch mein Freundes- und Kontaktkreis nur aus Fotomenschen, doch ich interessiere mich auch sehr für Medienkritik und versuche meine minimalistische Einstellung zu leben. Zudem bin ich schon immer eine Leseratte gewesen und bin als Schwarzwaldmädel ein großer Naturnarr – hier kommt aber so gut wie nie eine Kamera mit!
Was ist bezüglich der Fotografie eines der überbewertesten Dinge?
Mir persönlich geht der Technikwahn in der Fotografie komplett gegen den Strich. Mir ist es nicht wichtig mit welchen Einstellungen, welcher Kamera, welchen Film fotografiert und in welchem Entwickler wie entwickelt wurde. Mich interessiert das Warum und Weshalb, die Idee und Beweggründe dahinter. Das Bild.
Klar ist die Technik und das Wissen nötig, aber manchmal finde ich es übertrieben. Das ist bei einigen fast schon ein eigenes Hobby.
Aber jedem das Seine. So lange ich damit nicht belästigt werde. 😛
Eine abschließende Frage: Warum analoge Fotografie?Du willst mich doch nur ärgern!
Weil ich dachte die Jagd nach der neuen, besseren Technik wie in der digitalen Fotografie gäbe es hier nicht. Falsch gedacht, alles gleich aber anders!
Aber die Entscheidung hat mir den Druck rausgenommen nicht doch vielleicht die neue Kamera von XY oder das Objektiv mit dem besseren AF-Motor haben zu wollen.Noch letzte Worte?
Macht doch einfach was ihr wollt – fotografieren und fotografieren lassen.
Vielen Dank für das Interview!
Mehr von Jana findet ihr unter Janalog auf Facebook oder auf der Webseite. Außerdem hat sie auch unter ihrem eigenen Namen eine Webseite.