Menschen vor der Kamera: Rina stellt sich vor…

Dr. Katharina Stenger, vielen als „Rina Bambina“ bekannt, ist ein deutsches Pin-Up Girl. Seit 2011 arbeitet Rina mit großer Leidenschaft als Modell, überwiegend im Retro-Bereich. Ihre Aufnahmen sind von den 1920er bis 1970er Jahren inspiriert Für ihre Fotoshootings reist sie um die ganze Welt; mittlerweile bietet sie eigene Workshops an, unter anderem in den USA und in Japan. Wir möchten die Frau hinter dem Pin-Up Girl genauer kennenlernen. In diesem Interview beantwortet Rina Fragen über ihre Person, ihre Karriere und ihre Abenteuer im Silvergrain Classics Fotostudio.

 

Woher stammt der Künstlername Rina Bambina?

Ich habe mir diesen Namen zu Beginn meiner Laufbahn als Vintage Modell selbst gegeben. „Rina“, so nennt mich meine Oma – und meine Freunde ergänzten scherzhaft „Bambina“. Ich dachte mir, das klingt einprägsam und irgendwie niedlich.

Damals wollte ich meinen Weg als Psychologiestudentin und meinen Weg als Fotomodell noch strikt trennen. Doch mit der Zeit hat sich gezeigt, dass ich meine Leidenschaft für die Psychologie und für die Fotografie vereinen muss, denn beides ist Teil meiner Persönlichkeit.

Was arbeitest du, wenn du nicht als Modell unterwegs bist?

Beruflich arbeite ich als Psychologin und Wissenschaftlerin. Ich habe 2018 promoviert und anschließend meine eigene Praxis eröffnet. Um das Reisen aber nicht aufgeben zu müssen, habe ich mich auf die psychologische Onlineberatung spezialisiert und kann meine Klienten auch unterwegs betreuen.

Wie hast du die Psychologie und die Fotografie für dich vereinbart?

Ich biete fotopsychologische Trainings an, die ich selbst entwickelt habe. In meine Trainings fließen neun Jahre Erfahrung als Fotomodell und fast genauso viele Jahre als Wissenschaftlerin. Ich nutze also fundierte psychologische Methoden, um Menschen vor die Kamera zu locken. Ich bin der Überzeugung, dass das Modellstehen zu mehr Körperbewusstsein, Selbstsicherheit und Kreativität führt. Auch soziale und kommunikative Skills werden trainiert, nämlich durch die harmonische Zusammenarbeit zwischen dem Modell und dem Fotografen. Sowohl in der Psychologie als auch in der Fotografie stehen Individualität, Emotion und (Selbst-)Bewusstsein im Vordergrund, weswegen ich beide Elemente in meinen Trainings verbinde.

Coachst du nur Fotomodelle?

Vor etwa drei Jahren habe ich angefangen, andere Fotomodelle zu coachen – online und live vor der Kamera. Je mehr ich als Coach tätig war, desto tiefergehender habe ich das Modellstehen reflektiert und analysiert. Ich bemerkte, dass sehr viele psychologische Prozesse dabei involviert sind und wie diese Prozesse auch Laien vor der Kamera helfen können, über sich hinauszuwachsen. Sie helfen, sich neu zu (er-)finden und selbstbewusst durchs Leben zu gehen. Deshalb coache ich nicht nur Fotomodelle, sondern jeden, der sich mehr Ausstrahlung und Selbstbewusstsein wünscht. Bei mir ist jeder willkommen, der vor die Kamera möchte, dies aber zuerst in einem geschützten Rahmen probieren will. So kann jedes Fotostudio zum psychologischen Praxisraum werden.

Warum hast du beschlossen, professionell als Modell vor der Kamera zu stehen? Was gefällt dir besonders daran?

Ich war schon immer ein Bühnenkind und habe mit sechs Jahren begonnen, Theater zu spielen. Trotz Spaß am Rampenlicht war ich (und bin ich immer noch) ein absolut introvertierter Mensch. Auch in Sachen Style war ich hoffnungslos. Ich probierte viel, fühlte mich aber nie so richtig wohl. Die Fotografie hat mir geholfen, meinen individuellen Style und meinen „Platz“ in der Gesellschaft zu finden. Ich konnte in Rollen schlüpfen und mich ausprobieren. Durch das Modellstehen wurde ich selbstbewusster, vielseitiger und mutiger.

Ich genieße vor allem, dass mich meine Fotopsychologie um die ganze Welt bringt. Ich bin stolz und glücklich, mit vielen kreativen Künstlern aus verschiedenen Ländern zu arbeiten, als Modell bei Fotoshootings oder als Coach bei meinen eigenen Workshops – oder beides!

Wie hat dich dein Weg in das Silvergrain Classics Studio geführt?

Ich wurde im letzten Jahr von Tia Meisel für einen Film-Noir-Workshop angefragt. Sie hatte den Kontakt über unsere gemeinsame Freundin Angi, die Inhaberin der Vintage-Boutique „Peggy Sue Frankfurt“ erhalten. Ich erinnere mich noch gut an unser erstes Telefonat. Wir philosophierten über unser Lieblingsthema „Psychologie in der Fotografie“ und verstanden uns sofort.

Der Film-Noir-Workshop im Silvergrain Classics Studio war ein echtes Highlight. Für mich war es eine Premiere, für einen reinen Analogfotografie-Workshop Modell zu stehen. Ich finde, dass man als Fotomodell auch die andere Seite der Kamera kennenlernen sollte. So bin ich sehr dankbar für neue Lernerfahrungen in der Analogfotografie. Natürlich sympathisiere ich mit dieser Art der Fotografie besonders, denn sie passt zu meinem Retro-Lifestyle.

Was reizt dich besonders an der Analogfotografie?

In der heutigen Zeit sind viele Menschen sehr stark beeinflusst durch die Fotos, die sie in den Medien sehen, allem voran auf Instagram und Co. Verzerrte Körperwahrnehmung, Minderwertigkeitsgefühle und starke Unsicherheit sind die Konsequenzen, denen ich in meiner psychologischen Praxis oft begegne.

Einen analogen Abzug von mir in der Hand zu halten, ruft in mir ein Gefühl von „Echtheit“ hervor. Nicht unbedingt, weil ich mich authentisch zeige (im Film-Noir-Workshop spiele ich ja schließlich auch eine Rolle), sondern weil in der Regel mehr Arbeit und mehr Gefühl in diese Aufnahme geflossen sind. Diese Liebe zum Detail in der Analogfotografie fasziniert mich. Man kann nicht eben mal einen Fussel „wegstempeln“ und die Taille enger „verflüssigen“. Der Film zeigt uns Grenzen der Fotomanipulation auf, die es in der Digitalfotografie nicht gibt. Aber genau das macht ihn spannend.

Was hast du als Film-Noir-Fotomodell gelernt?

Zum einen habe ich gelernt, dass man unglaublich geduldig sein muss. Ich musste eine lange Zeit sehr still stehen, was selbst für mich als erfahrenes Modell ungewohnt war, denn normalerweise wechsele ich eine Pose nach ein paar Auslösungen. Außerdem blendete das Scheinwerferlicht sehr und ich musste ganz genau auf die verbalen Anweisungen meines Fotografen hören.

An dieser Stelle ein Tipp an alle Fotografen: Lernt, Instruktionen zu geben! Die Kommunikation zwischen Modell und Fotograf ist nicht nur für die Bildgestaltung, sondern auch für das Wohlbefinden des Modells essentiell.

Als Femme Fatale im Film Noir musste ich also meine Körperspannung lange halten und versuchen, nicht zu verkrampfen. Gleichzeitig musste ich mich besonders in meine Rolle „hineinfühlen“. Ich wollte die Femme Fatale, die mit der Pistole an der Jalousie steht und sich verängstigt nach ihrem Verfolger umsieht, so authentisch wie möglich verkörpern. Dazu musste zum Beispiel das Gefühl der Angst und der Verzweiflung zuerst in mir entstehen, bevor man es fotografisch einfangen konnte. Im Workshop habe ich gelernt, diese Gefühle langsam entstehen zu lassen, sie lange in mir zu halten und sie dann „auf Knopfdruck“ herauszulassen (natürlich ohne mich zu viel dabei zu bewegen). Dieses „Loslassen“ von dramatischen Emotionen hat etwas unglaublich befreiendes.

Darüber hinaus fand ich es sehr spannend, bei der Filmentwicklung dabei zu sein. Als Fotomodell hat man nur selten an den Prozessen teil, die nach einem Shooting ablaufen. Am Ende des Workshops mein eigenes Foto in den Händen zu halten, verstärkt nochmal das Gefühl des kreativen Schaffens. Die Zeit im Fotolabor ist sehr inspirierend, aber auch entspannend. Die Filmentwicklung setzt Sorgfalt voraus und „beschäftigt“ mein Hirn. Für einen Moment lässt mch das den Alltagsstress vergessen. Kein Wunder also, dass die kreative Fotografie schon lange ein Teil der psychologischen Beschäftigungstherapie ist.

 Wo kann man deine Arbeit sehen?

Ich zeige meine Fotos als Vintage-Modell auf meinen Social-Media-Plattformen wie Facebook (Rina Bambina), Instagram (@bambina_rina) und auf meiner Homepage www.rina-bambina.com.

Meine Arbeit als Onlineberaterin und als Fotopsychologin teile ich auf meiner Webseite www.katharina-stenger.de und auf meinen Social-Media Kanälen Facebook (Dr. Katharina Stenger) und Instagram (@drkatharinastenger).

Ich freue mich schon sehr, bald wieder in die Rolle der Femme Fatale, der naiven Damsel in Distress oder der taffen Gangsterbraut zu schlüpfen.

Copyright: www.silvergrainclassics.com

Fotografen der Bilder:
1, 2, 3, 11, 12, 15, 16 – Jennifer Miller Photography
4, 6 – Redtro Fotografie
5, 10, 14 – Reiner Eisenbeis
7, 8 – Mitzi Valenzuela
9, 13 – Rush Varela