Die Sache mit der ersten Kamera…

Die erste Begegnung mit der analogen Fotografie läuft unter denjenigen, die nicht mit ihr aufgewachsen sind, heute oft sehr ähnlich ab. Zunächst ist da eine Neugier für die Technik vergangener Tage.
Wieso soll die analoge Fotografie am Ende sein?
Wieso liest man unentwegt von der haushohen Überlegenheit der Digitalkameras?
Wie hat die Generation von Mutter und Vater ihre Erinnerungen festgehalten?

Dies sind nur einige der typischen Fragen, die einem hierbei durch den Kopf gehen und schnell wächst da der Wunsch, sich selbst davon zu überzeugen, ob all diese Aussagen wirklich stichhaltig sind oder man wohlmöglich einer gewissen Lobbyarbeit der Kameraindustrie aufgesessen ist, die natürlich eher ein Interesse daran hat dir noch eine weitere Digitalkamera zu verkaufen, als 2-3 Farbfilme zum experimentieren. Schnell ist da der Schatz vergangener Tage vom Vater oder der Mutter wieder hervorgeholt und ein Farbfilm aus der nächsten Drogerie eingelegt. Man verschießt den ersten Film und allerspätestens wenn man dann die Abzüge, nach einigen Tagen des Wartens, in seinen Händen hält hat man verstanden, was die Magie der analogen Fotografie ausmacht.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Ein typischer Klassiker, der heute noch in vielen Kellern
auf seine Entdeckung wartet: Die Olympus OM 1

Ist man vom „Virus“ Analogfotografie dann befallen, gibt es meist keinen Weg mehr zurück.Das führt unweigerlich zu einem klassischen Problem der Fotografie auf Film heute: Die vielen Jahre, die die Fotoapparate schon auf dem Buckel haben und die daraus resultierenden Alterserscheinungen. Wenn du gerade dabei bist, deinen ersten Film (oder auch 2. oder 3….) zu füllen, dann ist dir vielleicht noch gar nicht bewusst, dass die Kamera, die du gerade in deinen Händen hältst, nicht mehr ganz in Ordnung sein könnte, obwohl alles den gegenteiligen Anschein macht. Von Lichtdichtungen hat man dann noch nie etwas gehört und auch, dass ein sogenannter Verschluss nicht die Zeiten einhält, die man am Apparat eingestellt hat, weil er mit der Zeit „träge“ geworden sein könnte, ahnt man als Einsteiger in die analoge Fotografie nicht. Aber nicht verzagen! Diese Probleme sind alle kein Hinderungsgrund und mal ehrlich: Wäre es so einfach, würde es doch auch nicht so viel Spaß bringen, oder?

An dieser Stelle möchte ich einen simplen Tipp geben, für jeden der sich gerne klar darüber werden möchte, ob die alte Kamera aus der Verwandtschaft denn noch lange Freude bereiten können wird, oder ob man Sie vielleicht noch mit etwas Arbeit und Geld wieder „Fit“ machen könnte. Schau doch mal ins Internet, wo bei dir das nächste klassische Fotofachgeschäft ansässig ist und lass dort deine Kamera vom Verkaufspersonal durchschauen. Diese Leute haben oftmals Jahrzehnte von Berufserfahrung angesammelt und können mit wenigen Blicken sehr genau sagen, ob und wie der eigenen Kamera zu helfen ist. Dieser Service ist so gut wie immer Kostenlos, aber sicher nicht umsonst. Natürlich freut sich das Fachgeschäft dann auch, wenn Sie dir noch einen passenden Schwarz-Weiß Film verkaufen können, den du sonnst im Internet bestellen müsstest, oder die passende Batterie für die Kamera. Ein gutes Fotofachgeschäft hat auch heute meist noch den Austausch alter Lichtdichtungen im Angebot. Das kostet dann ein paar Euro, klar und ganz schnell reden wir dann von Preisen, die wohlmöglich auch den Wiederbeschaffungswert deiner Kamera übersteigen, aber wäre es nicht sowieso viel schöner die Kamera zu nutzen, die für dich auch einen ideellen Wert hat?

Zumal du mit viel Arbeit, Geld und Aufwand am Ende mit einer ebenso alten Kamera dastehst, die wohlmöglich selbst nicht mehr im besten Zustand ist. Gerade am Anfang, wenn man sich mit der Technik noch nicht so genau auskennt, oder sowieso gar keine Lust hat sich mit ihr zu beschäftigen, ist das ein mühsamerer Weg. Anders sieht das natürlich wieder aus, wenn man den Wunsch nach einer anderen Art von Kamera hat. Aber das ist dann eine andere Geschichte.

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An diesen Stellen sitzen die sogenannten Lichtdichtungen zum Beispiel.
Meist sind sie aus einer Art Schaumstoff gefertigt, der nach so vielen
Jahren Auflösungserscheinungen zeigt

Es gibt einige Herausforderungen bei der analogen Fotografie, die den Anfänger zunächst verunsichern können, doch sollte man sich davon auf keinen Fall aufhalten lassen. Die Probleme, die Kamera und Film zu beginn machen können, sind verhältnismäßig schnell gelöst und dann bleibt die uneingeschränkte Freude an den gut verarbeiteten Kameras vergangener Tage und den wunderschönen Fotografien die man auf Film erzeugen kann. Einer meiner kommenden Artikel wird sich dann damit befassen, wo und wie du möglichst einfach und zuverlässig an eine schöne, funktionierende Analogkamera kommen kannst.

 


Text und Bilder von Till Lennart Vogt