Fotografen stellen sich vor: Hermann Groeneveld

Wir freuen uns sehr, hier Hermann Groeneveld und seine fotografischen Werke
vorstellen zu können.

Seit 1977 Arbeit Hermann für verschiedene Firmen im technischen Bereich
und in den 1980er Jahren als Dozent für praktische Photographie an der Volks-
hochschule Puchheim mit dem Schwerpunkt Landschaftsphotographie. Er hat
verschiedene Photobücher und Kalender über Natur und Landschaft, sowie
die Basler Fasnacht veröffentlicht. Seine Bevorzugten analoge Kamerasysteme
sind Leica M,  Rolleiflex und Rolleicord.

Hermann Groeneveld schreibt selbst:

Ein paar Worte zu mir und meinen Bildern
Ich lebe zwar als gebürtiger Ostfriese aus dem Kreis Leer seit fast 50 Jahren
in Oberbayern. Und fühle mich hier im südlichen Landkreis Münchens auch
durchaus sozialisiert. Dennoch zieht es mich immer wieder in die alte Heimat
und ganz besonders auf die kleinste ostfriesische, autofreie Insel Baltrum.
Einmal im Jahr muss das sein; ich verbringe jeweils einige Wochen mit meiner
Frau dort.

Die Insel auf der man sich vorwiegend zu Fuß fortbewegt, hat an sich schon
etwas Entschleunigendes, was für mich bereits mit dem Ablegen der Fähre
vom Küstenhafen Neßmersiel beginnt. Und die Suche nach fotografischen
Kleinoden, ohne Erfolgsdruck aber auch ohne Erfolgsgarantie dann erst recht.
Die analoge Fotografie passt für mich perfekt zu diesem Lebensgefühl. Um
genügend Raum für das Eigentliche zu lassen, für das Suchen und das Sehen,
ist meine Fotoausrüstung eher spartanisch: Eine mit ADOX Silvermax oder
ADOX CH 100 II Schwarzweißfilm geladene Leica M6. Dazu das Summicron-M
1:2/35 und das Summilux-M 1:1,4/75 – das waren mehr als 30 Jahre lang meine
einzigen Objektive. Das 35er hatte über die Jahre schon etwas gelitten und musste
unlängst vom Service ‚entsandet‘ werden. Da ich an der See an hellen Tagen
etwa zwei Blenden mehr Licht erwarten kann, als gewöhnlich, komme ich
meistens ohne Stativ aus. Notfalls habe ich aber stets ein leichtes Reisestativ
im Rucksack.
Mittlerweile ist eine zweite M6 mit einem Summicron-M 1:2/50 zu meiner Aus-
rüstung dazu gekommen, die ich aber eher für Street Photography und People ein-
setze. Ich genieße es, stundenlang alleine auf der Insel unterwegs zu sein, auf der
Suche nach Spuren, die Ebbe und Flut, Wind und Regen in den Sandstrand, in die
Dünen und in das Wattenmeer gezeichnet haben.

Aus anfänglich nur gelegentlich auf Spaziergängen entstandenen Bildern wurde
über die Jahre ein richtig großes Projekt, um das Kleine, Unscheinbare in Bildern
groß und nahbar zu machen. Ich kenne mittlerweile die Plätze, wo Landschaften
von bizarrer Schönheit entstehen, immer wieder neu und völlig anders, als beim
Besuch im Jahr zuvor. Es sind die kleinen Kunstwerke, welche die Natur vor meinen
Augen ausbreitet, die bei mir vom Kopf direkt ins Herz wandern und an denen die
meisten Menschen vorbei gehen: Verwaschene Priele und Rillen bei einsetzender
Ebbe, Strukturen sanfter Wellen bei auflaufendem Wasser, Licht und Schatten wind-
gezeichneter Dünen mit Strandhafer. Besonders reizvoll finde ich es, feinste Grau-
nuancen aufzuspüren, bei denen ich hinterher selber oft rätsele, ob ich Wasser foto-
grafiert habe oder Sand oder vielleicht auch beides. Es kommt vor, dass ich den Bild-
ausschnitt so stark eingrenze, dass sich, dank der Reduzierung durch den Schwarzweiß-
film und das Fehlen jeglicher Bezugsgröße, kaum noch nachvollziehen lässt, was ich
eigentlich fotografiert habe. Ich mag es, bei meinen Bildern so in die Abstraktion zu
‚gehen, dass sie dem Betrachter Rätsel aufgeben. In der Fotografie ermöglicht oft erst
die Reduzierung auf das Wesentliche die Vielfalt der Natur zu entdecken.

Im Münchener Glockenbachviertel habe ich mein Fotolabor des Vertrauens; dort küm-
mern sich die Leute von BlowUp darum, das Bilder auf meinen Filmen sichtbar werden.
Das Digitalisieren nehme ich mit einem Nikon Super Coolscan 5000 ED und der Soft-
ware VueScan bei maximaler Auflösung von 4000 dpi selber vor. Ich scanne jeweils
den vollen Tonwertumfang meiner Negative mit 16 Bit Graustufen als lineare und nicht
korrigierte tiff-Dateien. Sämtliche Filter der Bildoptimierung einschließlich der Unschärfe-
maske sind bei mir stets konsequent ausgeschaltet. Staub- und Kratzerentfernung via Infra-
rot funktionieren bei den meisten Schwarzweiß-Emulsionen ohnehin nicht. So erhalte ich
quasi Rohdaten von meinem Scanner, die erst einmal etwas flau und kontrastarm wirken.
Die finale Bildbearbeitung, erfolgt in Affinity Photo. Dazu gehört das gewissenhafte
Ausflecken der Bilder bei einer 200 %-Einstellung mit einem Grafiktablett von HUION.
Die Gradationskurve wird angepasst, was dank der 16 Bit-Dateien derart möglich ist, dass
keine Tonwertabrisse (Lücken in der Kurve) entstehen. Häufig nutze ich, gemäß alter Foto-
labor-Schule die Funktion des partiellen Nachbelichtens, bei stimmungsvollen Wolken-
bildern zum Beispiel. Das Grafiktablett ist dabei unverzichtbar. Und natürlich wird dezent
nachgeschärft. Die besten Ergebnisse erhalte ich dabei mit dem Hochpassfilter mit seinen
feinen Einstellmöglichkeiten, den ich auf einer Kopie der Original-Ebene anwende und dann
mit dieser verrechne. Über die Deckkraft lässt sich die Schärfung final fein aussteuern.

Für mich ist das Scannen und Ausarbeiten meiner Bilder als Brücke zwischen der analogen
und der digitalen Bilderwelt vergleichbar mit der Arbeit im Fotolabor. Es ist ein weiterer
Vorteil, den ich persönlich in der analogen Fotografie sehe: Ich beschäftige mich nachge-
lagert nochmal sehr intensiv mit meinen Motiven und gehe dabei nochmal auf Entdeckungs-
reise. Ich nehme mir viel Zeit dafür.

Weitere Infos zu den gezeigten Bildern:
www.aphog.com/Ausstellungskatalog Baltrum.pdf
www.youtube.com/watch?v=yW2nJCFR-m8&t=9s

Mehr von Hermann Groeneveld:
www.hermann.groeneveld-net.com
www.baltrum-photos.com
www.instagram.com/baltrum_photos/