Perfekte Farben für kreative Köpfe (Teil 2)

Die komplette Prozesskette des Farbmanagements am Arbeitsplatz des Kreativen

von Hermann Groeneveld / SilvergrainClassics

Zwar kam schon 1968 das erste Flüssigkristall-Display auf den Markt, dass fort an als LCD (Liquid Crystal Display) die technologische Plattform für eine vollkommen neue Generation von Anzeigegeräten wurde. Es sollte noch fast 40 Jahre dauern, bis EIZO begann, sich als Hersteller von LCD-Monitoren, in das Feld des Farbmanagements vor zu wagen. Ernst zu nehmende Alternativen, bei denen Farbdarstellung kontrollierbar und kein Zufall mehr war, sollten allmählich die schwergewichtigen Röhrenmonitore verdrängen.
Anfang der neunziger Jahre kamen die ersten LCD-Monitore auf den Markt, die sich ab dem Jahrtausendwechsel immer größerer Verbreitung erfreuten. Dennoch blieben Röhrenmonitore für farbkritische Anwendungen noch einige Zeit das Maß der Dinge. Das sollte sich erst im Jahr 2003 ändern: EIZOs ColorEdge-Serie kam heraus. Diese richtete sich erstmals speziell an Grafik- und Bildbearbeitungs-Experten. Damit gelang dem Unternehmen ein fulminanter Einstieg. Denn hinsichtlich Farbverbindlichkeit und Softproof-Funktionalität suchten diese Geräte ihres Gleichen. Die CG-Modelle wiesen immerhin schon bis zu 22 Zoll Bildschirmdiagonale auf und deckten mehr als den damals wie heute verbreiteten sRGB Farbraum ab. Diesen nutzten Digitalkameras bereits zu dem Zeitpunkt weitgehend. Der Technologiewandel vom CRT-(Cathode Ray Tube)-Bildschirm zum LCD-Display war vollzogen.

Perfekte Farben für kreative Köpfe
Das Ergebnis des gedruckten Bildes lässt sich dank Farbmanagement zuvor am Monitor simulieren.
Profifotografen schickten sich an, im RAW-Format zu fotografieren oder analoges Material in RAW zu scannen. Der gegenüber sRGB weitaus größere Adobe RGB Farbraum gewann immer mehr an Bedeutung. Adobes Definition hat zwar nie internationalen Standard erreicht, fand aber seine Verbreitung durch Adobes Grafikanwendungen. EIZOs CG-Monitore taten dem gleich: Aufbauend auf dem Erfolg der ersten ColorEdge Monitore führte EIZO 2004 den ColorEdge CG220 ein. Als erster LCD-Monitor deckte er den Adobe RGB Farbraum größtenteils ab. Und begeisterte mit gesättigten Farbtönen, feinsten Verläufen und einer Präzision, welche LCD-Monitoren bis dato verwehrt blieben. Es wurde möglich, den großen Farbraum für ein sinnvolles Farbmanagement zu nutzen. Bilddaten ließen sich mit Profilen von Ausgabegeräten, wie Tintenstrahldruckern oder den ISO-Standards der Druckindustrie nach Fogra abgleichen. Das spätere Ergebnis des gedruckten Bildes ließ sich am Monitor sozusagen simulieren.
Hochwertige Scanner im Umfeld professioneller und semi-professioneller Anwender wurden schließlich bezahlbar. Scannen wanderte zunehmend von der externen Dienstleistung auf den heimischen Desktop. Plustek mit dem OpticFilm 120-Scanner in Verbindung mit der SilverFast Archive Suite von LaserSoft Imaging definieren den Qualitäts-Standard für scharfe und detailreiche Bilder im Desktop-Bereich gerade neu. So ließen sich auch diese Eingabegeräte mit in das Farbmanagement einbinden. Die komplette komplette Prozesskette des Fabmanagements, von der Eingabe (Digitalkamera oder Scanner) über die Darstellung am Bildschirm (vorzugsweise einem EIZO-Monitor) bis zur Ausgabe (Fotodrucker oder Druck als Dienstleistung) ließ sich somit am Arbeitsplatz des Kreativen abbilden und steuern. EIZO hat einen
wesentlichen Beitrag geleistet, Vertrauen in die LCD-Technologie bei Profifotografen, Bildverwertern und Druckereien zu etablieren. Dies wurde schließlich einem großen Markt zuteil und gilt heute als der Standard.

Mittelklasse für den professionellen Anspruch – bezahlbar und kalibriert

Der Workflow ist u. a. dank EIZOs Vorreiterrolle durchgängig, weniger fehleranfällig und präziser geworden. Und bezahlbarer. 2015 führte EIZO mit der CS-Serie eine preiswertere Mittelklasse-Linie ein. Diese machten die für EIZO typische Präzision in der Bildanzeige nun auch für Hobbyfotografen bezahlbar. Einer der beliebtesten Monitore dieser Serie ist heute der ColorEdge CS2740 mit seiner 4K-UHD-Auflösung von 3840 x 2160 Pixel. Für deutlich unter 1.500 Euro meines Erachtens der ideale Einstieg in die Mittelklasse bei EIZO für ambitionierte Fotografen. Seit mehr als vier Jahren ist dieser Monitor am Markt. Er tut genauso lange klaglos Dienst in meiner Kreativ-Werkstatt. „Gerade gut eingeleuchtet“, konstatierte Christian Ohlig augenzwinkernd, als ich ihm davon berichtete. Für mich bedeutet diese Anschaffung ein Stück Produktionssicherheit und vor allem Investitionsschutz.
Mit dem CS2740 kam für mich das Kalibrieren eines Bildschirms erstmals ins Spiel. Das ist komplex aber bei EIZO-Monitoren durchaus benutzerfreundlich. Will man absolut sicher gehen, dass die ‚richtigen’ Farben auf dem Monitor angezeigt werden, ist eine turnusmäßige Rekalibrierung mit einem Farbmessgerät (Kolorimeter) unabdingbar. Denn Monitore altern und verändern ihr Farbverhalten. EIZO unterstützt das Kalibrieren mit der kostenlosen Farbmanagement-Software für ColorEdge-Monitore ColorNavigator 7. In der Software definiert man Kalibrierungsziele und führt den Kalibrierungsprozess aus. Dieser besteht zunächst aus einer Messung, gefolgt von einer verlustfreien Korrektur. Und am Ende steht ein ICC-Profil, das automatisch im Betriebssystem (PC oder Mac) hinterlegt wird und die nötigen Informationen für ein konsistentes Farbmanagement enthält. Diese werden dann auch von RAW-Konvertern und Bildbearbeitungsprogrammen berücksichtigt.
Man darf für den Anfang durchaus auf die werkseitige, sehr exakte und auf fotografische Ansprüche ausgerichtete Kalibrierung seines EIZO-Monitors setzen. Unterschiedliche Presets stehen dafür zur Auswahl. Denn um Wahrnehmungsfehler zu verhindern muß das zum Umgebungslicht passende Kalibrierungsziel gewählt werden. Dieses gewährleistet, dass die gewünschten Einstellwerte und die Präzision der Darstellung aufrecht erhalten bleibt. Mein kalibrierter CS2740 kam nach meinen Erfahrungen auf Anhieb Brillanz, Farben und Kontrast meiner Dias erstaunlich nahe. Ein vom Hersteller ab Werk kalibrierter Monitor ist auf jeden Fall schon mal produktionssicherer als ein nicht kalibrierter.
Die Monitor-Einstellungen ab Werk der meisten anderen Hersteller sind in der Regel auf den allgemeinen Geschmack des durchschnittlichen Benutzers ausgerichtet. Unabhängig von der Präzision der Bilddarstellung eines Monitors sehen Bilder oft bunter, schärfer und kontrastreicher aus, als es die Datei eigentlich hergibt. Betont gesättigte Farben resultieren aus der vollständigen Abdeckung großer Farbräume bei einem Monitor. Sie können dafür die Ursache sein. Aber eben auch die Quelle für einen verfälschten Eindruck. Verstärkt wird dieser noch, wenn das Glas des Monitors glänzend ist. Die EIZO-Geräten hingegen sind wirksam entspiegelt. Mein ‚glänzender iMac‘, einst meine Produktionsmaschine, ist längst außer Dienst.
(Fortsetzung folgt)