Die Verschlusszeiten

(oder auch Belichtungszeiten)

In den Kapiteln über ISO und Objektiv hast du gelernt, was es auf sich hat mit der Lichtempfindlichkeit des Films, mit der Öffnung der Blende (der Pupille) und mit den Brennweiten. Dabei fiel der Begriff „Verschlusszeit“. Was ist das nun schon wieder?

Das ist die 3. wichtige technische Komponente in der Fotografie!

Wie du ja nun weißt, braucht der Film eine gewisse Menge Licht um dein Bild (Bild=Licht) aufzeichnen zu können. Und du hast gelernt, dass bei wenig Licht die Blende weit offen (kleine Blendenzahl) und bei viel Licht sehr weit geschlossen (große Blendenzahl) sein muss. Weiterhin hast du verinnerlicht, dass eine weit geöffnete Blende die Schärfe nur ganz vorn zeichnet und dein Motiv recht schnell unscharf wird, während die geschlossene Blende diese Schärfe ziemlich tief ins Motiv hinein darstellt. Der Fachbegriff hierfür ist übrigens, liegt ja auf der Hand, Schärfentiefe!

Also: weit offene Blende= geringe Schärfentiefe und geschlossene Blende große Schärfentiefe. Die Blenden dazwischen haben dann logischerweise die entsprechenden Zwischenwerte, auch in der Schärfentiefe.

Nun kann und wird es ja vorkommen, dass du z.B. bei wenig Licht ein Motiv abbilden möchtest, was nicht nur eine sehr geringe Schärfentiefe aufweist sondern von vorn bis hinten scharf ist. Du musst also eine kleine Blendenöffnung wählen um diesen Effekt zu erreichen, die ja eigentlich nur bei sehr gutem Licht eingestellt werden soll. Umgekehrt wird es vorkommen, dass du bei sehr starkem Sonnenschein ein Motiv aufnehmen möchtest welches nur eine kurze Schärfentiefe hat, also eine große Blendenöffnung erforderlich macht.

Und jetzt kommt das Spannende an der Fotografie, was dir, wenn du es anwendest, fast unbegrenzte Möglichkeiten gibt, dein eigenes, unverwechselbares Bild zu machen, deinen eigenen Stil zu entwickeln: Denn das ist alles möglich, durch die 3. Komponente, der Verschlusszeit oder auch Belichtungszeit.

Mit der Verschlusszeit wird die Zeit gewählt, die dein Motiv, dein Bild, dein Licht durch die Objektivlinse und durch die eingestellte Blende hindurch auf deinen Film „scheinen“ darf.

Und jetzt dämmert es dir bereits, nicht wahr? Wenn du also etwas mit kurzer Schärfentiefe bei sehr hellem Licht fotografieren möchtest, wozu du ja eine große Blendenöffnung benötigst, musst du einfach nur die Zeit verkürzen, die das Licht auf deinen Film fallen darf, damit es den gewünschten Effekt hat, gleichzeitig aber nicht durch zu viel Licht überbelichtet wird.

Andersherum genau das selbe: Du willst ein durch und durch scharfes Bild, es ist aber nicht sehr hell. Also Blende schließen und einfach die Belichtungszeit verlängern. Damit wird das Bild scharf, trotz wenig Licht.

Welche Zeit bei welchem Licht und welcher Blendeneinstellung nun erforderlich wird, zeigen dir die Belichtungsmesser, die entweder in deine Kamera eingebaut sind oder als Handbelichtungsmesser außerhalb der Kamera zur Lichtmessung dienen. Auf denen wird dir angezeigt, wie stark das momentane Licht ist und mit welchen Blenden du bei welcher Belichtungszeit, unter Berücksichtigung der Lichtempfindlichkeit (ISO oder ASA) deines gerade eingelegten Films, erfolgreich fotografieren kannst.

Die Verschlusszeiten auf deinem Objektiv oder deiner Kamera werden in den Nennern von Brüchen angegeben! Also 1 = 1/1 Sekunde, 2 = 1/2 Sekunde, 4 = 1/4 Sekunde, …….. 60 = 1/60 Sekunde; 125 = 1/125 Sekunde usw. bis 1/1000 oder manche sogar bis 1/4000 Sekunde. (Bild Verschlusszeiten)

Nun muss dich das aber nicht schrecken, denn du wirst im Laufe deiner Versuche recht schnell feststellen, dass die meist verwendeten Verschlusszeiten die 30, 60, 125, 250 und 500 sein werden.

Dass lange Belichtungszeiten eine ruhige Hand oder eine stabile Unterlage benötigen, damit da nichts verwackelt, ist klar. Von der Kamerahaltung und von stabilen Hilfsmitteln liest du dann im Kapitel „Kamerahaltung (und kleine Tipps für die Praxis)“