Jörg Lorenz – Eine Reise durch Ägypten

Ein Artikel von Jörg Lorenz

 

Alle Fotos sind mit einer Nikon FE mit dem 2.0/35 mm-Festobjektiv auf Ektachrome 100 aufgenommen worden. Entstanden sind sie Mitte der 90er-Jahre auf einer Reise durch Ägypten. Gebucht war nur der Flug nach Kairo, ab da auf eigene Faust weiter.

Auf der Rückfahrt im Taxi vom Assuan-Tempel nach Assuan: Hitze kann so lähmend sein, vor allem, wenn sie Stunden dauert und man nichts tun kann außer sitzen und schwitzen. Zum Glück hatte ich einen Platz vorne neben dem Fahrer (im Rückspiegel), mit dem wir insgesamt acht Menschen in der fahrenden Sardinenbüchse brüteten.

 

Zu Fuß durch Luxor unterwegs auf der Suche nach einer Apotheke. Froh, endlich eine gefunden zu haben, fand ich sie dann doppelt klasse: einmal wegen des vielversprechenden Namens, aber auch, weil die beiden Autos mit ihrer grünen Lackierung einfach prima zum Schild passten.

 

Schon von Weitem hörte man den Kinderlärm. Als ich dann in die Straße einbog, war sofort klar: endlich Pause – ist doch überall erfreulicherweise das Gleiche. Fast beschleicht einen der Verdacht, die Kinder wollten sich mit ihren Schuluniformen in der Straße tarnen, um bloß nicht aufzufallen und nach Pausenende wieder zurück zu müssen.

 

Ein total schnuckeliges Kino mitten in Luxor. Gespielt wurde eine orientalische Liebesschnulze (wie das Plakat schon ahnen lässt). Er will sie – sie ist schon einem Anderen versprochen: Dramatik und Emotionen pur. Es war ein Open-Air-Kino, vorne stand nur noch die Fassade. Am linken blauen Fenster gab‘s abends für 25 Piaster den Eintritt in eine andere Welt. Innen pulsierte das pralle Leben: Großfamilien mit Kind und Kegel trafen sich, kochten auf kleinen Feuern Tee und Essen, die Kinder tobten rum und hatten ihren Spaß. Parallel zum Geschehen auf der Leinwand wurde mitgefiebert unter großer emotionale Anteilnahme – vielleicht war‘s für die meisten eine Doku …

 

Die Säulenhalle im Luxor-Tempel: Wenn man sich mal irgendwann klein vorkommen möchte, ist dieser Ort dafür nicht die schlechteste Wahl – und dazu noch das wahnsinnige Licht, welches die Hieroglyphen aus den Säulen schält. Der Tempelwächter rechts im Bild hatte auf alles ein Argusauge, auch wenn er einen abwesenden Eindruck machte.

 

Diese kleine Café im Luxor-Tempel schien von keinem Geringeren als Salvador Dalí entworfen worden zu sein. Die sandfarbenen Kunststofftischdecken schienen sich im Laufe der zerflossenen Zeit schmelzenderweise an die Tische anzupassen. Die Stühle hatten ebenfalls keine Lust, farblich aufzufallen. Im Hintergrund sieht man übrigens die Säulenhalle.

 

Auf der Suche nach einem Restaurant abends durch Assuan geschlendert. Dabei entdeckt, was die Nase schon vorher verriet – eine ägyptische Frischfleischtheke. Mit dem blauen Tuch versuchte der Metzgermeister mehr oder weniger erfolgreich, die Fliegen davon abzuhalten, was Fliegen eben so tun, wenn der Tisch gedeckt is(s)t. Man darf sich aber dadurch den Appetit nicht verderben lassen; das Essen in den kleinen Straßenküchen war wirklich lecker und meistens folgenlos.

 

Typische Dorfszene im ländlichen Ägypten aus dem Zug heraus fotografiert. Muss am frühen Vormittag gewesen sein – der Zug fuhr Richtung Süden und man blickte nach Osten. Untypisch dagegen ist die christliche Kirche mit dem Kreuz auf der Turmspitze im Hintergrund – die ich aber auch erst beim späteren Betrachten der Dias bemerkt habe.

 

Auf dem Weg von den Pyramiden zurück nach Kairo durch Gizeh gelaufen. Stand da doch – wer weiß schon, wie lange – dieser aufgebockte Ami-Schlitten vor der PHA PYRUS Gallery. Es sah aus, als wäre es das Ergebnis der Aufgabe, ein Bild mit drei Farben – weiß, beige, schwarz und deren Mischmöglichkeiten – zu erschaffen. Vollkommen surreal, ein Objekt des American Way of Life vor dieser orientalischen Kulisse zu entdecken mit den Pferdekutschen rechts im Hintergrund. Äußerlich komplett unbeschadet, nur von der schützenden Sahara-Staubschicht bedeckt – eigentlich ein Symbol des ungeliebten Feindes.

 

Zu spät auf dem Kamelmarkt in Gizeh angekommen. Trotzdem noch ein bisschen rumgelaufen und dabei über diese Szene gestolpert. Was der eine der beiden Männer tat – ich habe keine Ahnung. Es schien aber so, als würde der andere aufpassen, dass er, wobei auch immer, keine Fehler machte.

 

Dass Frischfleisch sich in der Sonne besser hält als an kühlerer Stelle, davon schien man in dieser Metzgerei in Hurghada offensichtlich überzeugt zu sein – während sich das Gekröse am rechten Bildrand lieber in den Schatten zurück- und zusammenzog. Was das für ein Tier im Vordergrund war – davon zeugte nur noch der lange, schwarz behaarte Schwanz. Wahrscheinlich eine Kuh …

 

Kurze Pause in einem Café in Hurghada. Zu der Zeit war Hurghada noch ein relativ ruhiger Fischerort, bekannt nur für seine schönen Unterwassergebiete, wovon der Taucher unter dem Schild „BAZAR“ auf der gegenüberliegenden Fassade zeugte. Diese Ruhe spiegelte sich auch in dieser Szene wider, zu der Frauen damals noch keinen Zutritt hatten – was heute hoffentlich anders ist.

 

Jörg Lorenz

https://www.instagram.com/lorenzojoerg/