Ricoh KR-10 Super & Ilford Delta 100 in Rodinal

Vor einiger Zeit habe ich beim Aufräumen meines Kühlschrankes eine letzte Dose mit Ilfords Delta 100 Film gefunden, einem hochauflösendem Schwarz-Weiß Film mit spezieller Delta Kristall Technologie, welcher normalerweise in einem Speziellen Entwickler gebadet werden muss. Allerdings hatte ich weder Lust für einen einzigen Film einen neuen Entwickler zu kaufen und eine Dose einzelne bei EBay zu verkaufen wäre genauso unsinnig gewesen. Und genau in diesem Augenblick, viel mir eine alte Regel wieder ein:

„Delta und TMax niemals in normalen Entwicklern baden und schon gar nicht in Rodinal.“

Gut Rodinal hatte ich da, als schnell eine Frage und Hypothese formuliert, damit es wenigstens den Anschein eines Experiments hat und nicht einfach als Floskel herhalten muss, um den eigenen Fotografischen Unsinn zu rechtfertigen.

Frage: „Was passiert, wenn man einen Ilford Delta 100 in Rodinal 50+1 entwickelt?“

Hypothese: „Der Film verliert seine hohe Auflösung, entwickelt kein ästhetisches Korn und wird einen matschigen Look bekommen.“

Also schnell eine passende Kamera gegriffen und ab in die Stadt. Entschieden habe ich mich für die Titel gebende KR-10 Super von Ricoh. Einer Spiegelreflex Kamera des eher unbekannten aber dafür nicht weniger hochwertigen Herstellers. Das Äußere der Kamera besteht aus Plastik, die Belederung wurde Leopardenplüsch getauscht und der Schriftzug via Nagellack von weiß auf pink geändert.

Als Ziel habe ich mir die Stadt ausgesucht, jedoch eher für Fotos in der Stadt und nicht für die klassische Streetfotografie, denn für letzteres ist der Spiegelschlag der KR-10s viel zu laut und der im 45° Winkel stehende Schnittbildindikator für mich zu ungewohnt.

Was die Hypothese angeht, so sehe ich mich von den entstandenen Bildern in allen drei Punkten bestätigt. Vor allem, wenn man sich Bilder mit feinen Details ansieht, merkt man, dass der Delta in Rodinal ziemlich stark an Auflösung einbüßt. Dies zusammen mit der allgemein eher kontrastlosen Grauwertverteilung, lässt die Bilder allgemein sehr unscharf wirken. Die Bilder geben die Leistungsfähigkeit des verwendeten Rikenon 50mm f2 nur begrenzt wieder. Im Scan aber nicht nachvollziehbar.

Was die Kornstruktur angeht, so kann man das Verhalten des Delta unter Rodinal nur schwer beschreiben. Es ist sichtbar vorhanden, besonders auf einheitlichen Flächen und grenzwertig belichtetem Himmel wie auf diesem Beispielbild. Aber es weist eine gänzlich andere Struktur auf als bei klassischen Schwarz-Weiß Filmen und erinnert eher an ein Rauschen. Was die KR-10s angeht, so belichtet diese per Zeitautomatik, lässt einen auf Wunsch die Zeit aber auch selber wählen oder um einiges praktischer eine Belichtungskorrektur an einem Rad um die Rückspulkurbel vornehmen. Dabei ist dieses Rad nicht, wie bei anderen Kameras, durch einen Knopf gesichert und man kann es super bedienen, während man das Auge am Sucher hat. Dafür ist sehr stramm, um versehentliches Verstellen zu verhindern.

 

Aber kommen wir zur beinahe wichtigsten Frage der Gradation, also wie der Film die verschiedenen Lichtwerte der Realität aufnimmt und nach der Entwicklung wiedergibt und hier sieht man am deutlichsten, warum Delta 100 tunlichst eine Stativlänge Abstand von Rodinal halten sollte. Aber fangen wir mit dem wichtigsten Fragen an und sehen, dass zu meiner Überraschung, der Delta doch tatsächlich ein sogar recht gutes Maximal Schwarz erschaffen hat und zwar in den beiden Turmfenstern. Allerdings auch nur dort, denn wenn etwas nicht absolut dunkel ist, erzeugt der Delta auch kein Schwarz. Eine Eigenschaft die für wissenschaftliches Arbeiten also für die reine Dokumentation zwar durch aus wünschenswert ist, welche auf der anderen Seite jedoch Bilder sehr flau aussehen lässt.

Was das Weiß angeht, so schafft es der Delta in Rodinal nicht überzeugendes helles Weiß zu erzeugen und auch sehr helle parieren werden oft zwar mit ausreichend Details wiedergegeben aber nicht in ihren ursprünglichen Silberschattierungen, sondern in einem matschig wirkenden viel dunkleren Graubereich.

Was das mittle Grauspektrum angeht, in welchem sich ja die meisten Bilder bewegen, so kommt es hier fast zum kompletten Katastrophe, denn obwohl meist alle nötigen Details und Strukturen erkennbar sind, so werden diese Töne trotzdem extrem homogen wiedergegeben, was einen mehr als matschigen Eindruck gibt, wobei sich hier alle Töne in genau dem Grautonbereich bewegen, der von den meisten als unästhetisch und teilweise sogar schmutzig wahrgenommen wird. Trotz Sonnenschein, wirken die Bilder oft, als wären sie bei schlechtem Wetter aufgenommen.

Das ist eben alles auf die sehr ausgleichende Wirkung von Rodinal zurückzuführen.

Aber es gibt natürlich auch Motive, welche zu diesem Look passen, auch wenn es nicht sehr viele sind.  So rechnen wir Menschen in der Natur normalerweise nicht mit den starken Kontrasten, welche wir zum Beispiel bei Architektur erwarten würden. Am Ende bleibt zum Film zu sagen, dass es gute Gründe gibt, Delta nicht in Rodinal zu entwickelt. Aber ganz ehrlich, wer hat schon ein Wunder erwartet?

Zur Kamera gibt es anschließend noch zu sagen, dass die Ricoh KR-10 Super mit all ihren Features eine gute Kamera sein könnte, wäre da nicht das kleine Problem, dass die eine LCD Anzeige verwendet, um die Verschlusszeit im Sucher anzuzeigen und damit meine ich keine Sieben-Segment Anzeige wie bei Canon A-1 oder den meisten Vertretern der EOS Reihe. Nein, die KR-10s hat auf der rechten Sucherseite eine feste aufgedruckte Zahlenreine und zeigt dort anstelle mit einer Nadel oder LED mit einem grauen blassen LCD Balken die eingestellte oder einzustellende Zeit an. Das ist bei zu dunklen und bei zu hellen Motiven kaum ablesbar. Meist muss man also darauf vertrauen, dass bei Zeitautomatik eine Zeit gewählt wird, die noch grob der Freihandregel entspricht.

-Danny

Wie sicher viele in meinem Alter damals, so um 2005, habe ich mit etwa 17 meine erste digitale Knipse bekommen. Um genau zu sein, eine echt grässliche Jaycam i6180 aus dem Teleshopping. 2008 gab diese dann leider den Geist auf und so bin ich auf eine um einiges bessere Samsung L200 umgestiegen, mit der ich aber auch eher sporadisch und meist im Urlaub fotografiert habe. Die wirklich Begeisterung für die Fotografie hat mich erst 2012 so richtig gepackt. Hauptsächlich ausgelöst natürlich durch Socialmedia im Allgemeinen und Instagram im Besonderen. Ich fand den Look der Bilder faszinierend, konnte mir aber kein Smart- phone leisten und so durchsuchte ich die Klamotten meiner Eltern nach einer angeblich noch vorhandenen Kamera. Und so fand ich eine alte Rollei 35 mit Tessar Objektiv, welche sofort mit auf den nächsten Urlaub kam. Als ich die Bilder das erste mal in der Hand hielt war ich begeistert von dem Look und vor allem auch von der Qualität. dany Da die Rollei zwar eine tolle Kamera ist aber ich mit dem Schätzen der Entfernung so meine Probleme habe, dauerte es keine paar Monate bis ich mit der Canon Av-1 und zwei Drittherstellerobjektiven in 50 und 135mm meine erste eigenen analoge Spiegel-refelxkamera besaß. Ab da an gab es natürlich auch später eine digitale Spiegelreflex- kamera aber die kommt meist wirklich nur zum Einsatz, wenn es gerade schnell gehen muss. Aktuell arbeite ich mit meiner neuen Yashica T3 und eine Mamiya RB67 will dringend ausprobierte werden.